Rezension – „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland

Hallo liebe Leser,

nach einer kurzen Zwangspause melde ich mich zurück mit der versprochenen Rezension zu „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland. Wer mir auf Instagram folgt, weiß, dass ich dieses Buch als Mängelexemplar vom Schnäppchentisch gerettet habe. Irgendwie hat mich der Titel sofort fasziniert und die Inhaltsangabe klang nach Potenzial. Deswegen möchte ich euch im Folgenden einen Überblick geben und verraten, ob sich der Wühltischfund gelohnt hat.

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ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Ich treffe dich zwischen den Zeilen
  • Autor: Stephanie Butland
  • Anzahl der Seiten: 311 Seiten
  • Verlag: Droemer Knaur Verlag
  • Ausgabe: 1. Auflage (Oktober 2017)
  • Genre: Roman, Liebesroman

INHALT:

Wir lernen auf den ersten Seiten die Protagonistin Loveday kennen, welche auf der Straße ein Buch findet. Ihre Beziehung zu Büchern ist innig und so beschließt sie, das Buch mitzunehmen und einen Aushang am Antiquariat, in dem sie arbeitet, anzubringen. Sie hofft, so den Besitzer des Buchs ausfindig zu machen.
Was gleich zu Anfang auffällt sind die Gedankengänge von Loveday, die unverblümt und manchmal auch etwas antisozial sind. Sie wirkt oft unbeholfen, wenn es um den Umgang mit anderen Personen geht, man könnte schon fast sagen, dass sie den Kontakt mit anderen Menschen nicht sonderlich gern hat. Unsere Hauptperson wird als Stereotyp eines Außenseiters beschrieben – unverstanden durch ihr Erscheinungsbild, mit ihren Tattoos, Piercings und gefärbten Haaren. Einzig ihr Arbeitgeber Archie, der wie ein Ziehvater für Loveday ist, scheint Zugang zu ihr zu haben.

Es kommt, wie es kommen muss: Der Besitzer des Buchs trifft im Antiquariat ein und sieht nicht einmal so schlecht aus (was Loveday sich natürlich nicht eingestehen möchte). Nathan, wie der Fremde heißt, lädt sie als Dankeschön zu einem Poetry-Slam ein und findet offensichtlich direkt Gefallen an der zurückhaltenden Dame, die so gar nicht in das Antiquariat zu passen scheint.

Nach einigem Hin und Her entscheidet sich Loveday, den Poetry-Slam aufzusuchen. Nach diesem Besuch entspinnt sich zwischen Nathan und ihr nicht nur eine ganz feinsinnige Liebesgeschichte, die Handlung wird auch durch Lovedays Ex-Freund Rob verkompliziert, der sie stalkt und Gefühle in ihr hervorruft, die zum anfänglich so trotzigen Rebellenverhalten gar nicht zu passen scheinen.

Die Ereignisse verwirren sich. Zusätzlich dazu bekommt man alle paar Kapitel Einblicke in das Leben der kleinen Loveday, als sie noch mit ihren Eltern zusammenwohnte. Die Dinge, die man dort erfährt, stehen zunächst in keinem erkennbaren Zusammenhang zur Gegenwart. Langsam wird aber auch dem Leser klar, dass sich diese beiden Handlungsstränge immer weiter annähern. Durch den Einblick in Lovedays Vergangenheit wird immer klarer, was sie fühlt und warum sie in die Lebenssituation geraten ist, in der sie sich befindet.

„Es geht nicht darum, ob du fällst, sondern darum, wie viele Menschen da sind, die dich aufheben, dein Knie verarzten, dich auf dem Sofa zudecken und mit Kakao und Büchern versorgen, bis es dir wieder besser geht.“

Loveday in „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland , S. 183

Als das Gefühlschaos der Gegenwart und die Enthüllungen der Vergangenheit sich in der Handlung zusammenfügen, gipfelt der Roman in einer Art Showdown unerwarteter Ereignisse, die gerade im letzten Viertel des Buchs auf einmal jede Menge Spannung und Dramatik erzeugen.

Welche Wendungen das Buch bereithält und ob das Ganze für Loveday, Nathan, Archie und sämtliche Nebenfiguren gut ausgeht, lasse ich für euch spoilerfrei im Dunkeln. Es bleibt zu sagen, dass sich der Inhalt anders als bei typischen Liebesromanen für mich hart an den Grenzen der Genres Chick Lit und Romantic Suspense bewegt. Dadurch ist die Handlung nicht nur komplex an Ereignissen, sondern auch an Gefühlen, was der Haupthandlung manchmal nicht so wirklich gut tut. Viel zu leicht lässt man sich von diesem Buch ablenken, weil der rote Faden nicht durchgängig ersichtlich ist. Gefangen nehmen konnte mich die Geschichte erst im letzten Viertel.

SCHREIBSTIL:

Stephanie Butland hat einen Schreibstil, der sich leicht liest, der aber auch eine gewisse Ironie mitklingen lässt. Alleine die Recherche für dieses Werk muss man der Autorin allerdings anerkennen. Um eine schlüssige Handlung zu schreiben, hat sie sich vorher mit Dichtern und Juristen, Pflegeeltern und Sozialarbeitern, Zauberern und Buchhändlern zusammengefunden, um jede noch so kleine Information realistisch zu gestalten. Diese Aufzählung vermittelt auch einen Eindruck der vielfältigen Ausprägungen dieses Buchs, die ich allerdings auch oft unnötig oder als zuviel empfand. Wie oben bereits erwähnt, macht diese Fülle es leicht, sich beim Lesen nicht auf die Haupthandlung zu fokussieren und so den Faden zu verlieren.
In die Handlung hat Butland immer wieder Zitate oder Anspielungen auf Literatur eingebaut. Das mag ich in Büchern generell sehr gern. Loveday hat sich beispielsweise die ersten Sätze ihrer Lieblingsbücher tätowiert. Diese Bücher sind auch in aller Welt bekannt, weswegen mir ein Bezug recht leicht fiel. Anders verhielt es sich für mich mit den Anspielungen auf englische Autoren, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Der Bezug hier fehlte mir einfach komplett und so konnte ich die Anspielungen nicht direkt verstehen, was ich sehr schade fand, denn diese kleine Details machen am Ende den Schreibstil sehr liebevoll.
Auch die eingebauten Gedichte von Loveday und Nathan waren für mich eine wirklich schöne Idee. Ob die Übersetzung an allen Stellen wirklich gut gelungen ist, kann ich nicht beurteilen, mir hätte es allerdings besser gefallen, wenn sich alles gereimt hätte und nicht nur einige Passagen.

„Ich mag Bücher, denn es schert sie nicht,
passt deine Unterhose zum BH,
hast du heute gewaschen dein Haar.
Ich mag Bücher, denn sie mischen sich nicht ein.
Still, ganz still, sitzen sie im Regal,
wer du bist, ist ihnen egal.
Ich mag Bücher, denn es kümmert sie nicht,
was du für Dinge im Herzen trägst,
wen du für immer verloren hast. (…)“

Loveday in „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland, S. 120

Das Lektorat war mäßig, ich habe einige Rechtschreib- und Grammatikfehler entdeckt. Ich finde einfach, dass ein gutes Lektorat zur Qualität von Büchern dazugehört.

Butland erzeugt durch ihren Schreibstil oft eine Art melancholische und bedeutungsschwangere Stimmung. Die Charaktere sind eigenwillig, aber nicht unrealistisch, obwohl ich manchmal über das Verhalten von Loveday den Kopf schütteln musste. Die Autorin hat es aber geschafft, dass man sich sehr intensiv mit der Gefühlswelt der Protagonistin auseinandersetzt und dass sich die Puzzleteile nach und nach zusammenfügen.

„Manchmal denke ich, ich möchte ein Buch über mein Leben schreiben,
Damit ich es dir – oder einer anderen Person, der ich zum ersten Mal begegne – zum Lesen geben kann und du nicht versuchen musst, mich zu lesen.
Du kannst es mitnehmen und entscheiden, ob es sich lohnt, mir deine Zeit zu schenken. (…)“

Nathan in „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland, S. 46 ff.

FAZIT:

Ich war beim Lesen dieses Buches im Großteil extrem skeptisch. Der Einstieg in diese Story fiel mir sehr schwer, nicht zuletzt wegen dem Zeitwechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Die Jahreszahlen über den Kapiteln haben ehrlich gesagt für mich mehr Verwirrung gestiftet, als sie geholfen haben.
Dennoch bin ich nach dem Beenden des Buchs sehr überrascht. Das letzte Viertel und das Ende des Buchs haben mich überzeugt, weil sich alle Informationen der Geschichte zu einem großen Ganzen verbinden konnten.
An einigen Stellen hat die Autorin versucht, gefühlt zu viel in dieses kleine Werk hineinzupacken. Das ist für mich das einzige richtige Manko, dass der rote Faden etwas gelitten hat.
Aber die Charaktere waren liebenswert, vielschichtig und auch die Gefühlswelt von Loveday war spannend und die Entwicklung des Verständnisses von Seiten des Lesers war wirklich einfach gut gemacht.
Das Buch bietet ein bisschen Schrulligkeit, viel Tiefe, viele Details und eine feinsinnige Lebens- und Liebesgeschichte. Überraschend, auch für mich, hat sich die Rettung des Mängelexemplars wirklich gelohnt und das Buch wird meiner Meinung nach unterschätzt. Eine Empfehlung für alle, die ruhige, tiefgehend gefühlvolle Bücher mögen, die nicht laut sein müssen, um zu überzeugen.
Lesenswert, wenn man geduldig sein kann!

BEWERTUNG: ❤❤❤❤♡

Bis bald,
EURE HACHIDORI

4 Gedanken zu “Rezension – „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ von Stephanie Butland

  1. Black Hawk schreibt:

    Bücher retten vor dem Vergessen. Das ist eine ganz wundervolle Idee. Ich werd auch künftig genauer hinsehen, wenn Bücher irgendwo verramscht werden sollen. Jedes Buch nämlich ist mit Herzblut geschrieben. Dir alles Gute und einen schönen Sonntag 🙂

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    • Sani Hachidori schreibt:

      Ich wünsche dir ebenfalls einen wunderbaren Sonntag! Schön, dass dir die Rezension gefallen hat. Ich schaue in den Wühltischen immer gern nach eventuellen Perlen, man staunt, was sich da manchmal versteckt!
      Ganz liebe Grüße und viel Spaß beim Entdecken neuer Schätze. 🤗

      Gefällt 1 Person

      • Black Hawk schreibt:

        Auf einem Wühltisch hatte ich einst eine Gesamtausgabe von Edgar Allan Poe gefunden. Es wurde eine Liebe für immer zwischen mir und diesem Autor, der meine Seelenharfe zum Klingen brachte und noch bringt. Hoffentlich hast du nichts dagegen, wenn ich dir folge, denn auch dein Blog ist eine Perle, weil von Seele belebt 🙂

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