heute gibt es mal wieder ein Buch, welches Japanbezug hat. Vor einiger Zeit hatte ich im Buddyread „Dinge, die das Herz höher schlagen lassen“ von Mia Kankimäki gelesen. Sie geht dabei auf die Person Sei Shōnagon ein, eine Hofdame aus Japan im 10. Jahrhundert. Dieses Buch gefiel mir so gut, dass ich das Kopfkissenbuch von Sei unbedingt selbst lesen wollte. Wie es mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Kopfkissenbuch
Autor/in: Sei Shōnagon
Übersetzer/in: Michael Stein
Anzahl der Seiten: 736 Seiten
Verlag: Manesse Verlag
Ausgabe: 1. Auflage (April 2019)
Genre: Biografischer Roman, Tagebuch
INHALT:
Im Kopfkissenbuch gibt es keine richtige Handlung, da es sich um eine Art Tagebuch handelt. Dennoch sind die Einträge nicht chronologisch sortiert, manchmal werden nur Listen von Dingen oder bspw. Bergen notiert. Sei schreibt in ihr Kopfkissenbuch, was sie alltäglich beobachtet – sowohl in der Natur, im Alltag einer japanischen Hofdame und in der Kommunikation der Menschen um sie herum. Die erwähnten Personen und Geschehnisse sind natürlich vor allem historisch interessant, dazu werden in den Anhängen, wie dem Glossar und dem Personenverzeichnis ausführliche Hilfestellungen geboten. Besonders gut gefielen mir die Naturbeschreibungen oder auch die komplexe Kommunikation der japanischen Adligen in Briefen in gedichteter Form. Außerdem waren die zwischenmenschlichen Beschreibungen sehr spannend, vor allem dann, wenn es um Liebhaber von Sei ging.
SCHREIBSTIL:
Der Leser kommt gar nicht umhin, eine gewisse Zuneigung zur Autorin zu entwickeln, so amüsant und frech sie manchmal schreibt. Bisweilen ist sie auch mal etwas arrogant oder spitzfindig, aber genau das macht sie so herrlich menschlich und zugänglich auch für moderne Gemüter. Ob das nun Äußerungen sind, die beschreiben, wie gern sie am Hof arbeitet, anstatt Hausfrau zu sein – oder auch die Freude über einen lang erwarteten Brief – sie zeigt sehr deutlich, dass sich so viel in unserem Gefühlsleben seit dem 10. Jahrhundert gar nicht geändert hat.
FAZIT:
Dieses Buch umfasst gut 500 Seiten von Seis Gedanken und Aufzeichnungen, die schon zu ihren Lebzeiten bekannt wurden und sie zu einer kleinen Berühmtheit machten. Die restlichen Seiten sind Anhänge, die teils unverzichtbar sind, wenn der Leser das komplette Verständnis für diese Zeit aufbringen möchte. Die wenigen biografischen Dinge, die man über Sei weiß, sind ebenfalls im Anhang nochmals zusammengefasst worden. Für mich war es kein Buch, was in einem Stück verschlungen wird, sondern eine wahre Genusslektüre. Ich bin gern vorm Schlafengehen nochmal in die Erlebnisse von Sei eingetaucht, weil sie so herrlich charmant in ihrer Erzählweise war.
Ein historisch interessantes Werk, welches aber keineswegs altbacken daherkommt. Die Schilderungen der Hofdame Sei Shōnagon, die im 10. Jahrhundert in Japan lebte und kein Blatt vor den Mund nahm, waren so amüsant und einnehmend, dass sich ihr kein Leser zu entziehen vermag. Ein wirklich schönes Genussbuch für zwischendurch.
das Buch „Hagakure“ ist eine umfassende Abhandlung aus der Feder des Samurai Yamamoto. Das Werk ist unter anderem aufgrund seiner Verherrlichung von Selbsttötung umstritten. Nun wurde diese kommentierte Version veröffentlicht. Ich wollte mir selbst ein Bild machen von diesem Werk, welches den Weg des Kriegers (=Bushido) der Samurai aufzeigen soll. Wie es mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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Danke, an den Anaconda Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Hagakure – Das geheime Wissen der Samurai
Autor/in: Tsunetomo Yamamoto
Übersetzer/in: Matthias Schulz
Anzahl der Seiten: 386 Seiten
Verlag: Anaconda Verlag
Ausgabe: 1. Auflage (2021)
Genre: Sachbuch
INHALT:
Das „Hagakure“ gilt als eine der berühmtesten Abhandlungen zum Weg des Kriegers (=Bushido) der Samurai. Es wurde 1716 fertiggestellt und nun ist eine kommentierte Version erschienen. Das Buch steht nicht zuletzt seit langer Zeit in der Kritik, weil Selbsttötung verherrlicht wird. Der Seppuku, also der rituelle Selbstmord der Samurai ist bis weit über die Landesgrenzen Japans bekannt und die Betrachtung des eigenen Todes ein zentraler Bestandteil des Bushido.
In dieser kommentierten Version wird zunächst eine umfassende Einordnung des Hagakure vorgenommen, was mir sehr gut gefallen hat. Hier erfährt der Leser nicht nur, worum es sich bei dem Hagakure handelt, sondern auch, wer der Verfasser eigentlich war und was es mit dem sogenannten „Hagakure-Phänomen“ auf sich hat. Sowohl der inhaltliche als auch der historische Rahmen werden abgesteckt und auf die essentiellen Botschaften dieses Buches eingegangen. Diese Zusammenfassung bietet einen guten Rundumschlag, auch für alle, die vielleicht nicht jeden einzelnen Gedanken von Yamamoto selbst lesen möchten.
Danach folgt „Geplaudere in der Nacht“, ein Abschnitt, der nicht in allen Versionen des Hagakures vorhanden ist. Anschließend kommt mit Buch 1, 2 und 3-11 der Hauptteil, nämlich das wirkliche Hagakure. Die Bücher 3-11 werden dabei nur in ausgewählten Vignetten dargestellt, die ersten zwei Bücher sind vollends enthalten. In den ausgewählten Vignetten wird nochmals in gewisse Themen unterteilt: „Lehnstreue“, „Tod und Krieg“, „Frauen“ und „Verschiedenes“ sowie „Anweisungen“. In den einzelnen Büchern sind nummerierte Gedankenfetzen von Yamaoto zu finden. Diese beschäftigen sich mal mit alltäglichen Ereignissen, mal mit historischen Persönlichkeiten. Zweiteres nimmt dabei deutlich mehr Platz im Buch ein.
Nach den Büchern wird noch auf zentrale Ereignisse der Geschichte des Reiches Saga und im Leben von Yamamoto eingegangen. Dieser Abschnitt ist nach bekannten Persönlichkeiten, vornehmlich Fürsten, unterteilt. Auch die Strukturen der Hierarchie und Loyalität unter den Samurai werden in Schaubildern am Ende des Buches erläutert.
SCHREIBSTIL:
Es ist schwierig, den Schreibstil eines Buches zu bewerten, das so dermaßen alt ist. Natürlich ist auffällig, wie zentral und oft das Thema der Selbsttötung, der Dienerschaft und der Selbstaufgabe hier von Yamamoto thematisiert wird. Mich persönlich haben am meisten kleinere Alltagsbeobachtungen interessiert, die etwas über Japan und das damalige Leben in diesem Land preisgeben. Die Geschichten über die bekannten Personen haben mich eher weniger mitreißen können.
Ansonsten zeichnet sich dieses Buch natürlich durch die zahlreichen Fußnoten bzw. Kommentare aus, die teilweise mehr Platz auf einer Seite in Anspruch nehmen als der wirkliche Text. Dadurch ist das Buch nicht nur sehr gut erläutert und ergänzt, sondern auch sehr fachlich. Der Sachbuchcharakter ist sehr stark ausgeprägt und ich möchte behaupten, dass der Durchschnittsleser, der sich nicht in seiner ganzen Tiefe mit der japanischen Historie beschäftigt, so seine Probleme haben wird. Die Übersetzung ist allerdings wirklich klasse, denn sie lässt selbst diesen angestaubten Text eher modern und zugänglich wirken.
FAZIT:
Alles in allem hatte ich mir das Buch doch etwas populärwissenschaftlicher vorgestellt und sogar nach der Lektüre gewünscht. Es war wirklich sehr tiefgehend und selbst mir als eingefleischtem Japan-Fan und Sachbuchleser etwas zu weitgreifend in seiner Analyse. Die Kommentare waren zwar hilfreich, teilweise aber auch sehr speziell. Dazu kam, dass mich die Abhandlung von Yamamoto selbst dann leider doch weniger interessierte als gedacht, da er sich sehr auf andere Persönlichkeiten seiner Zeit konzentriert und Ereignisse die sich zugetragen haben bzw. Dinge, die sie gesagt haben. Ich hatte mir da mehr aus dem Alltag eines Samurai gewünscht, aber so konnte mich das Buch nicht fesseln oder begeistern. Es war größtenteils ziemlich trocken und historienlastig.
Ein Buch für Liebhaber der japanischen Historie und nicht unbedigt etwas für Gelegenheitsleser. Der Sachbuchcharakter ist stark ausgeprägt, die Einleitung bietet aber eine meisterhafte Einordnung der Abhandlung des Hagakure. Sehr tiefgreifend und daher für mich nicht so interessant, wie gedacht.
ich habe mich jetzt schon einige Tage davor gedrückt, diese Rezension zu schreiben. Warum? Weil das Buch mich mit so vielen Emotionen zurückgelassen hat, dass ich sehr bereitwillig ein anderes zur Hand genommen habe. Außerdem habe ich auch anderen Hobbys gefrönt, nur um mich möglichst weit weg von dieser Rezension zu bewegen. Aber was muss, das muss und deshalb bekommt ihr jetzt endlich meinen Eindruck zu „Einer von uns“ von Åsne Seierstad. Wie es mir insgesamt gefallen habt, lest ihr im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Einer von uns – Die Geschichte eines Massenmörders
Autor/in: Åsne Seierstad
Übersetzer/in: Frank Zuber, Nora Pröfrock
Anzahl der Seiten: 544 Seiten
Verlag: Kein & Aber Verlag
Ausgabe: 5. Auflage (April 2018)
Genre: True Crime, Wahre Begebenheit
INHALT:
⚠️Trigger-Warnung: Tod, Gewalt, Massenmord ⚠️ • Wer Utøya hört, denkt an den 22. Juli 2011. Wer Anders Breivik hört, denkt an den 22. Juli 2011. Wer an den 22. Juli 2011 denkt, fühlt das Leid einer ganzen Nation.
Das Buch „Einer von uns“ behandelt die schrecklichen Ereignisse, die sich am genannten Tag in Oslo und auf Utøya abgespielt haben. Eigentlich jeder kann sich an diesen Tag erinnern. Für alle, die nicht wissen, was passiert ist, sei nur kurz erwähnt, dass dieser Mann Anschläge auf das Regierungsviertel verübt hat, bei denen acht Menschen ums Leben kamen. Anschließend hat er in einem Jugendlager auf der genannten Insel ein Blutbad unter den Jugendlichen und ihren Betreuern angerichtet. Seine jüngsten Opfer waren gerade einmal 14 Jahre alt und es kamen 69 zumeist Jugendliche ums Leben. Er nahm also insgesamt 77 Leben und zeigte keine Reue, sondern rechtfertigte die Tat mit seiner ideologischen, radikalisierten Weltsicht.
Das vorliegende Werk ist allerdings viel mehr als eine bloße Schilderung der Ereignisse am 22. Juli vor 10 Jahren. Die Autorin beginnt viel früher in Breiviks Geschichte, aber auch in der Geschichte der Opfer. Das Buch startet direkt mit einem Ausschnitt der schrecklichen Tat auf Utøya und erzählt die Flucht mehrerer Jugendlicher, die beschließen, sich totzustellen, dann aber dennoch von Breivik erschossen werden. Einige halten sich in den Armen oder an den Händen. Dabei nimmt die Autorin die Perspektive des Täters, aber auch der Opfer ein. Dadurch wird die Lektüre nicht nur zusehend unangenehmer, sondern ich fragte mich als Leser direkt, ob das die richtige Art ist, so ein Ereignis zu behandeln. Denn woher sollte die Autorin die Gedanken der Personen kennen. Diese Frage wird direkt in der Einleitung und am Ende beantwortet. Denn alles, was im Buch niedergeschrieben ist, basiert auf den Aussagen von Überlebenden, Ermittlern und Breivik selbst. Nach diesem furchtbaren Einstieg geht das Buch in der Geschichte weit zurück und beschäftigt sich zunächst mit den Großeltern und Eltern des Täters. Besonders interessant sind hier die Familienstrukturen aus psychologischer Sicht. Das ganze Leben von Breivik wird in Abschnitten aufgerollt, bis schließlich die Planung und Durchführung der Tat erzählt werden. Auch seine Festnahme und seine Zeit im Gefängnis bekommen Raum in diesem Buch.
Zwischen den Kapiteln über den Täter bekommen die Opfer und deren Angehörige viel Raum. Ihre Geschichten werden ähnlich detailliert erzählt wie bei Breivik, so wird die Flucht einer Immigrantenfamilie aus ihrem Heimatland beschrieben und ihre Schwierigkeiten bei der Integration im neuen Zuhause. Ebenfalls wird darauf eingegangen, wie die Familien die schrecklichen Nachrichten von Utøya erlebten und wie sie mit dem Verlust oder dem unverhofften Wiedersehen umgehen mussten. Auch die Aufarbeitung wird erwähnt, die bis heute andauert.
Letztlich wird auch die Arbeit der Polizei in Oslo und Umgebung sehr genau beschrieben. Hier wird vor allem auf die Fehler im Notfallplan eingegangen, aber auch auf die Machtlosigkeit der Polizisten, die beispielsweise die Insel mit den Toten bewachen mussten und in der Nacht unzählige Handys aufleuchten sahen, auf denen „Mama“ oder „Papa“ anriefen. Das Trauma reicht viel weiter, als ich es vorher gedacht hätte. Jeder vierte Norweger kannte ein Opfer dieser Ereignisse.
⚠️ Zu betonen ist hier vor allem, dass die Tat in allen Einzelheiten, auch den brutalen, geschildert wird. Die Aussagen von Breivik, die hier mit einflossen, machen die Lektüre des Tathergangs fast unerträglich und ich musste beim Lesen immer wieder pausieren, weil es einfach nur grausam war. Deshalb möchte ich hier erneut darauf hinweisen, dass die Brutalität dermaßen ausgeprägt beschrieben wird, dass das Buch eigentlich eine Altersbegrenzung ab 18 Jahren benötigen würde und auch darüber hinweg nichts für schwache Nerven ist. Bitte lest das Buch wirklich nur, wenn ihr euch absolut bereit dafür fühlt und lasst die Finger davon, wenn ihr euch unsicher seid, ob ihr es verkraftet! Es ist wirklich sehr harter Tobak. ⚠️
SCHREIBSTIL:
Ich war wie schon vorher erwähnt etwas überrascht, dass die Autorin eher erzählend als berichtend in ihrem Schreibstil war. Das erschließt sich allerdings spätestens dann, wenn der Leser erfährt, was für eine unglaubliche Recherche-Arbeit Seierstad hier geleistet hat. Sie hat mit unzähligen Betroffenen gesprochen, Akten gewälzt und Protokolle durchforstet, um ein wirklich detailliertes Bild dieser Ereignisse niederzuschreiben. Teilweise war es sogar so detailliert, dass es mir persönlich zu viel wurde. Einerseits war die Brutalität am Rande des Aushaltbaren, andererseits waren die Gedankengänge des Täters und seine Radikalisierung sehr komplex und abstrus, sodass ich ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr richtig folgen konnte. (Was sicherlich normal ist, weil sich sein Weltbild jedem gesunden Menschenverstand entzieht.) Letztendlich kann ich vor der Autorin wirklich nur den Hut ziehen, da sie eine unglaubliche Leistung erbracht hat. Sie hat es geschafft, niemals respektlos gegenüber den Opfern zu sein, immer angemessen mit diesem schweren Thema umzugehen. Durch ihre Schreibe war sie aber auch – und das vor allem finde ich in solchen Büchern wichtig – niemals wertend, sondern überließ dem Leser zu jeder Zeit die Meinungsbildung. Die Autorin nimmt hier lediglich eine informierende Rolle ein. Das Buch hat in mir wahrscheinlich auch dadurch unzählige Emotionen ausgelöst, von Traurigkeit und Fassungslosigkeit bis hin zu Wut und Unverständnis. Vieles hätte anders laufen können und müssen, aber jetzt bleibt uns Menschen nur die Lösung, aus diesen Ereignissen zu lernen.
FAZIT:
Insgesamt bleibt zu sagen, dass das Buch sich sehr umfassend dem Täter, aber auch den Opfern widmet. Es ist eine Chronik einer schrecklichen Tat, allerdings auch eine feine psychologische Analyse und eine Mahnung an unsere moderne Gesellschaft, die den Nährboden für Radikalisierungen bietet. Es zeigt, wie zeitig und wie oft diese Tat hätte verhindert werden können – was mich ehrlicherweise oft sehr wütend machte. Das Buch ist aber auch ein einfühlsames Gedenken an die Opfer, für die stellvertretend einige Familien Porträt standen und vor denen der Leser nur den Hut ziehen kann, dass sie sich im Rahmen dieses Buches noch einmal diesem Tag ihrer Biografie stellten. Doch so schrecklich das Buch auch in seiner Lektüre war, konnte zwischen den Zeilen und am Ende etwas Hoffnung vermittelt werden, denn in solchen Situationen zeigt sich besonders stark der Zusammenhalt der Menschen untereinander, die die Gesellschaft dadurch vielleicht sogar ein bisschen verändern und verbessern können.
Ein Buch, welches absolut nichts für schwache Nerven ist. Eine feinsinnige, psychologische Analyse des Täters – einfühlsames Gedenken an die Opfer und deren Familien – aber auch ein ungeschöntes Mahnmal der Brutalität des 22. Juli 2011, das gegen das Vergessen standhaft bleiben wird. Ein Weckruf für unsere Gesellschaft, aber auch ein wichtiges Zeitzeugnis für die Nachwelt.
Anmerkung: Aus Rücksicht auf diese schrecklichen Ereignisse stelle ich die Bewertung ausnahmsweise nicht in Herzen dar.
üben Landkarten auf euch auch eine ganz besondere Anziehungskraft aus? Ob in Fantasy-Romanen ganz am Anfang platziert und fikitv oder in Atlanten und realistisch – ich für meinen Teil war schon immer von diesen Karten fasziniert. Das Buch „Die Erfindung der Kontinente“ beschäftigt sich nun im Detail mit der Entstehung der Landkarten unserer Welt. Wie mir das Buch gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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Danke, an den wbg Theiss Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Die Erfindung der Kontinente – Eine Geschichte der Darstellung der Welt
Autor/in: Christian Grataloup
Übersetzer/in: Andrea Dabbou
Anzahl der Seiten: 256 Seiten
Verlag: wbg Theiss Verlag
Ausgabe: 1. Auflage (August 2021)
Genre: Sachbuch, Bildband
INHALT:
Das Buch „Die Erfindung der Kontinente“ widmet sich diesem Thema nicht so, wie ich es ursprünglich erwartet hätte in strikter Reihenfolge von Jahreszahlen, sondern nähert sich der Analyse in übergeordneten Thematiken. So wird in der Einführung bereits darauf hingewiesen, dass heutzutage von der historisch bedingten Einteilung in Länder und Kontinente sogar politische Entscheidungen getroffen werden wie bspw. der Eintritt in die EU als Wertegemeinschaft. Hier wird auch die Frage aufgeworfen, ob Europa wirklich ein geografisches Gebiet oder eine Gemeinschaft der Werte ist oder sein kann. Bereits zum Anfang des Buches wird der Leser damit konfrontiert, die Einteilung der Kontinente zu hinterfragen und zu überlegen, ob dies überhaupt noch zeitgemäß und richtig erscheint. Denn eigentlich – und das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse dieses Buches – existiert diese Einteilung gar nicht, sondern ist menschengemacht. Jedoch ist diese Abgrenzung so stark durch Bildung und die Historie der Kartografie in unseren Köpfen verankert, dass eine Abkehr davon schon sehr merkwürdig anmutet.
Im ersten Kapitel wird dann zunächst darauf eingegangen, wie sich die Einteilung in Himmelsrichtungen und Kontinente ergab. Auch hier erstaunlich, dass theoretisch eine Einteilung nach tektonischen Platten eine Alternative wäre. Jedoch ist seit dem 18. Jh. die Einteilung in Kontinente normal, damit wir Menschen uns einordnen können und zurechtfinden. Allerdings bleibt weiterhin zu bedenken, dass starre Grenzen auf Landkarten die Anpassung der geistigen Weltkarte an die Entwicklungen der Welt erschwert.
Im nächsten Kapitel wird die Patristik beleuchtet und gezeigt, dass die Lehren der Kirchenväter aus der Spätantike die Basis der heutigen Vorstellungen von Kontinenten und der Welteinteilung sind. Karten waren ursprünglich zwar nicht genordet, sondern nach Osten ausgerichtet, weil dort das Paradies liegen sollte – dennoch waren sie der Ursprung unserer heutigen Karten. Seefahrer wie Kolumbus brachen unter anderem deshalb auf, weil sie das Paradies finden wollten. Sehr ausführlich wird auf die damalige Welteinteilung in drei Kontinente – also Europa, Asien und Afrika – eingegangen und die Zusammenhänge zu kirchlichen Darstellungen wie den heiligen drei Königen aufgezeigt. Besonders interessant fand ich die Auswirkungen der Kartografie in Kombination mit kirchlichen Inhalten auf bspw. den Sklavenhandel.
Im dritten Kapitel wird der Fokus dann auf das große Zeitalter der Seefahrer gelegt. Die Entdeckung Amerikas und dessen Eingliederung in die Karten war ein weiterer großer Entwicklungsschritt in der Kartografie, aber auch im Verständnis der Welt.
Das vierte Kapitel rückt die Personifizierung der Kontinente in Kunst und Kultur in den Mittelpunkt. Hier wird auf die Darstellung der Erdteile als Damen und bekannte Malereien sowie Skulpturen ein Augenmerk gelegt.
Im fünften Kapitel sind Ozeanien und auch Atlantis Thema. Sehr prägnant ist der Versuch der Kartografen, hier alles, was nach Amerika noch nicht auf den Karten zu finden war, irgendwie in einer Bezeichnung zusammenzufassen.
Das sechste Kapitel widmet sich komplett den Meeren und Ozeanen. Diese wurden auch eingeteilt, obwohl es erst recht keine Grenzen gibt. Die Geschichte der Benennungen zieht sich dabei durch die gesamte Nautik.
Im Kapitel „Wir und die anderen“ wird schließlich sehr umfangreich auf die Bildung der nationale und kontinentalen Identitäten eingegangen. Wie sich Ländern bzw. Erdteile selbst definieren und von außen gesehen werden, ist ein spanender Aspekt in der Geschichter der Kartografie.
Schlussendlich stellt das Buch die große Frage nach einer postkontinentalen Welt und wirft viele Fragen auf, die sehr eng mit den Themen Identität, Rassismus und den Umbrüchen unserer Zeit verwoben sind. Dieses Werk lässt also durchaus den Leser mit ein paar Fragen zurück, über die er nachsinnen kann.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil in diesem Buch ist aufgrund des Genres sehr fachlich und dabei auch sehr detailliert. Allerdings wechselt der Ton auch gern mal zu einer lockeren, fast umgangssprachlichen Variante. Diese Passagen fand ich persönlich sehr erfrischend und meistens waren diese Thematiken dann auch die, die ich mir am meisten behalten habe. Die fachlichen Informationen waren sehr interessant, dennoch gab es Stellen, die mir zu tief in einige Themen hineingingen. Manchmal habe ich an einigen Stellen auch das Gefühl gehabt, etwas doppelt in mehreren Kapiteln zu lesen, weil ähnliche Aussagen wiederholt getroffen wurden. Das hat aus meiner Sicht auch ein paar Längen erzeugt, die auch zu vermeiden gewesen wären.
FAZIT:
Alles in allem hat mich das Buch vor allem in der ersten Hälfte richtig gepackt. Hier ging es um die ganz frühe Entstehung der Karten und die großen Seefahrerzeiten, was mich auch einfach mehr interessiert. Die Dopplungen haben mich manchmal etwas abgelenkt, jedoch wurde ich durch die unzähligen großformatigen Bilder in diesem Buch entschädigt. Ich konnte vieles erfahren, was ich so noch nicht gewusst habe und kann es nur jedem empfehlen, der sich mehr als oberflächlich mit der Entstehung unserer Kontinente auf Landkarten beschäftigten möchte.
Ein wirklich umfangreiches, sehr informatives Werk mit vielen großformatigen Bildern. Bietet neue Erkenntnisse und taucht auch gern mal tiefer in die Thematik der Kartografie ein. Ein Buch, welches mich nicht nur informieren, sondern auch unterhalten konnte. Ein besonderes Sachbuch!
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
Hier geht es zur Übersicht all unserer gelesenen Bücher im Rahmen von HistoLove.
mit dem ersten Band „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong durfte praktisch ein Stück Weltliteratur in meinen Bücherschrank einziehen. Im chinesischen Raum hat diese Romanreihe einen vergleichbaren Status wie „Herr der Ringe“ in der westlichen Kultur. Außerdem ist die Geschichte um die Adlerkrieger der meistgelesene Fantasy-Epos aller Zeiten. Nachdem mich der Auftakt auf eine ganz besondere Weise überzeugt hat – Rezension lest ihr hier – konnte ich nicht anders und musste den zweiten Band unbedingt lesen! Wie er mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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Vielen Dank, an den Heyne Verlag für das Rezensionsexemplar!
ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Der Schwur der Adlerkrieger (Band 2)
Autor/in: Jin Yong
Übersetzer/in: Karin Betz
Anzahl der Seiten: 560 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Ausgabe: Erstausgabe (September 2021)
Genre: Fantasy, Historische Fiktion
INHALT:
Auch im zweiten Band erwartet uns wie im Auftakt eine komplexe und epische Geschichte mit einem sehr umfangreichen Personenverzeichnis von über 50 Personen. Die Namen sind dem Leser nun schon teilweise bekannt, sodass die Zuordnung etwas leichter fällt als im ersten Teil. Dennoch sind ein paar Charaktere dazugekommen, die es also nochmal herausfordernder machen, zwischen all den chinesischen Namen und manchmal noch zweiten Kung-Fu Namen der Personen durchzusehen.
Die Geschichte im zweiten Band dreht sich zwar ähnlich wie im zweiten Teil hauptsächlich um Guo Jing, jedoch werden die Handlungsstränge manchmal aus leicht veränderter Perspektive geschildert. Gerade im ersten Viertel des Buchs hatte ich das Gefühl, dass eher Huang Rong im Mittelpunkt steht. Generell ist Guo Jing im ganzen Buch mit Huang Rong, seiner Liebsten, unterwegs und im Groben liegt der Fokus auf all den Abenteuern, die sich den Liebenden in den Weg stellen. Dabei wollen die beiden nur eins und zwar heiraten. Ob sie sich entgegen aller Widrigkeiten das Ja-Wort geben können, lasse ich hier aber aus Spoilergründen offen. Ich muss aber zusammenfassend feststellen, dass der zweite Band deutlich düsterer daherkommt. Der erste Teil wirkte auf mich bunter und alberner, während der Nachfolger gleich zu Beginn mit sehr ernsten, traurigen und dramatischen Szenen aufwartet. Davon gibt es einige und so kann der „Schwur der Adlerkrieger“ grob als nachdenklicher bezeichnet werden, wenn er mit dem Auftakt verglichen wird. Dennoch lassen die wunderbar skurrilen Kung-Fu-Kämpfer keine Gelegenheit aus, um sehr abstruse und amüsante Witze zu reißen. Sowieso ist der Humor und die Art der Geschichte etwas ganz besonderes. Guo Jing trifft in diesem Band auf allerlei Bekannte, aber auch auf viele neue – davon auch Kung-Fu-Meister.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil ist von einer ähnlichen Qualität wie im vorherigen Band. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass ich auf dem Markt schon etwas vergleichbares gelesen hätte. Sicherlich muss man als Leser offen sein und diese Art der Erzählung mögen, es bietet aber eine schöne Abwechslung zum Mainstream. Teilweise fand ich einige Witze oder Situationen unangebracht – wahrscheinlich kollidieren hier meine aufgeklärten, modernen, feministischen und tierfreundlichen Ansichten mit der Herkunft des Buches. Hier bleibt allerdings zu sagen, dass das Buch vieles davon ins Lächerliche zieht oder auch mit einem Augenzwinkern behandelt, sodass eine Kritik zwischen den Zeilen erahnt werden kann. Ich denke jedenfalls, dass hier eine zu kritische Bewertung fehl am Platz wäre. Dennoch gab es mir ein paar Denkanstöße. Eine Sache, die mich beim Lesen aber leider sehr gestört hat, war die Darstellung von Guo als dumm, naiv und dadurch minderwertig. Da er sich allerdings im Laufe der Geschichte mehrmals beweisen muss und über sich hinauswächst, konnte ich schlussendlich darüber hinwegsehen. Es war trotz alle leider eine sehr prominente Aussage bzw. Ansicht, die ich so als Leser nicht teilen konnte.
FAZIT:
Wie schon mehrfach betont ist dieses Buch etwas, was sich schlecht mit anderen Werken vergleichen lässt. Es ist so ganz anders als alles, was wir im westlichen Raum normalerweise lesen. Ich fühlte mich ähnlich wie beim Auftakt so, als würde ich einen Jackie-Chan-Film lesen, nur mit historischem Fantasy-Kontext. Einige Schilderungen kamen mir deshalb auch etwas fremd daher, doch die spannende Grundidee, die skurrilen Charaktere und die einzigartige Note haben mich komplett gefesselt.
Ein würdiger Nachfolger, der düsterer daherkommt als sein Auftakt, aber mindestens genau so amüsant ist. Ich fühlte mich wieder gut unterhalten und bin mit Guo gern in ein neues chinesisches Abenteuer eingetaucht. Dieses Mal muss er alles dafür tun, um seine große Liebe zu verteidigen – gegen alle Widrigkeiten, die sich ein Kung-Fu-Kämpfer nur vorstellen kann. Und so warte ich nun gespannt auf das große Finale!
Wer mich kennt, weiß um meine tiefe Leidenschaft für Japan. Genau so sehr faszinieren mich schon viele Jahre Geschichten, die einen asiatischen Kontext haben. Dazu muss es nicht zwingend japanisch sein – auch chinesisch angehauchte Settings können mich durchaus begeistern. Ich werde bei der Aktion „AsiaBooks“ Bücher vorstellen, die ich gelesen und rezensiert habe. Vielleicht seid ihr ja genau so begeistert von Geschichten im asiatischen Setting wie ich? Dann hoffe ich, dass ihr bei mir noch etwas Anregung findet. 🙂
ÜBER DIE AKTION „HISTOLOVE“:
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
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mit dem Buch „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong durfte praktisch ein Stück Weltliteratur einziehen. Im chinesischen Raum hat diese Romanreihe einen vergleichbaren Status wie „Herr der Ringe“ in der westlichen Kultur. Außerdem ist die Geschichte um die Adlerkrieger der meistgelesene Fantasy-Epos aller Zeiten. Das waren genug gute Gründe, um mir den ersten Band mal genauer anzuschauen. Wie es mir nun insgesamt gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Die Legende der Adlerkrieger (Band 1)
Autor/in: Jin Yong
Übersetzer/in: Karin Betz
Anzahl der Seiten: 576 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Ausgabe: Erstausgabe (November 2020)
Genre: Fantasy, Historische Fiktion
INHALT:
Der Inhalt dieses Epos‘ ist schwer auf den Punkt zu bringen. Die Geschichte ist unheimlich komplex. Außerdem wartet das Buch direkt zum Anfang erstmal mit einem Personenverzeichnis auf, welches ganze 55 Charaktere umfasst. Die Namen in der Geschichte sind natürlich aufgrund des Ursprungs der Geschichte alle chinesisch oder mongolisch, was für westliche Leser durchaus – auch mit Interesse für Asien – zu einer kleinen Herausforderung werden kann. Denn einige Personen haben noch einen zweiten Namen aufgrund ihres Kung-Fus.
Es kann aber zumindest gesagt werden, dass die Geschichte sich hauptsächlich um Guo Jing dreht. Dieser ist ein junger Mann, der die hohe Kunst des Kung-Fu erlernt. In die Geschichte steigt der Leser allerdings weit vor der Existenz dieses jungen Schülers ein, den zunächst wird das Schicksal seiner Eltern beschrieben. Sein Vater hat dabei einen wichtigen Verbündeten, seinen Schwurbruder. Diese beiden Männer vereinbaren, dass ihre Kinder für immer verbunden sein mögen. Sollten es zwei Jungen oder Mädchen werden, sollen diese ebenfalls Schwurbrüder/-schwestern sein, bei unterschiedlichem Geschlecht sollen sie heiraten. Als die Männer durch einen Hinterhalt in einen Kampf geraten und ihre Frauen verschleppt werden, wird Guo Jings Vater tödlich verwundet. Was aus den anderen elterlichen Parteien geworden ist, bleibt zunächst im Dunkeln. Danach konzentriert sich das Geschehen auf Guo Jings Kindheit und Jugend, seine Ausbildung und seine Abenteuer. Er wird in allerlei Kämpfe und Intrigen hineingezogen und am Ende laufe viele rote Fäden zusammen, die allerlei Handlungsstränge verbinden. Die Geschichte basiert dabei auf historischen Tatsachen, auch bekannte Persönlichkeiten wie Dschingis Khan tauchen auf. Es werden unzählige, aber niemals gleiche Kung-Fu-Kämpfe bestritten, bei Speis‘ und Trank‘ zusammengesessen und heimlich Gegener belauscht. Diese Geschichte bringt also zusammenfassend alles zusammen, was eine gute Kung-Fu-Geschichte ausmacht.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil ist wirklich etwas ganz Besonderes. Ich kann mich nicht erinnern in den letzten Jahren etwas vergleichbares gelesen zu haben. Durch die Erzählweise mutet es wirklich an wie eine alte Legende aus längst vergangenen Zeiten, es wirkt mythisch, oft auch amüsant oder skurril. Die vielen Handlungsstränge sind vom Autor gekonnt gesetzt und laufen am Ende alle zusammen. Ledliglich am Ende des ersten Viertels erzeugte die genauere Beschreibung der Mongolen und ihrer politischen Ränkespiele eine gewisse Länge. Das Buch hat eher ein gemächliches Tempo, allerdings wollte ich als Leser immer wissen, wie es mit Guo Jing weitergeht und ob er seinem Schwurbruder oder seiner zukünftigen Braut begegnen wird. Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass dieser so ganz andere Schreibstil und die teilweise sehr skurrilen Situationen und Beschreibungen mir einiges abverlangt haben und für mich eine kleine Herausforderung waren.
FAZIT:
„Der Daoist legte einen Arm um Guo Jing, der sich wie von einer unsichtbaren Kraft angehoben fühlte. Wie Wolken im Sturmwind sausten sie über die Steppe.“
– „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong, S. 291 –
Wie bereits erwähnt, ist dieses Buch etwas sehr Besonderes, was sich aus meiner Sicht schlecht vergleichen lässt. Es ist fast, als würde man Heldenmythen über die germanischen Götter bewerten wollen. Die Charaktere und die Geschichte stehen für sich allein und sind episch anmutend. Besonders gut gefallen haben mir die oft witzigen Situationen, in denen die Charaktere beispielsweise anstatt eines Kampfes zusammen tranken und mit Melonenkernen Schriftzeichen in den Schnee schrieben. Diese sehr merkwürdigen Aktionen werden im Buch gern durch Applaus quittiert und im Verlauf des Buches musste ich immer wieder darüber schmunzeln. Dieses Werk hat einen so einzigartigen Charme, dass sich viel mehr Leser heranwagen sollten. Allerdings nur, wenn sie offen für eine ganz andere Welt und eine besondere Erzählweise sind.
Eine Legende, ein Mythos, ein Epos – das meistgelesene Fantasy-Werk hat mich mit seinem besonderen Charme beeidruckt, mir aber durch diese ganz andere Erzählweise und die vielen Namen auch einiges abverlangt. Dennoch war ich am Ende so Feuer und Flamme, das Schicksal Guo Jings weiterzuverfolgen, dass es eine Schande wäre, dieses Buch nicht weiterzuempfehlen. Für mich war diese Lektüre so ganz anders als alles andere und eben deshalb besonders!
Wer mich kennt, weiß um meine tiefe Leidenschaft für Japan. Genau so sehr faszinieren mich schon viele Jahre Geschichten, die einen asiatischen Kontext haben. Dazu muss es nicht zwingend japanisch sein – auch chinesisch angehauchte Settings können mich durchaus begeistern. Ich werde bei der Aktion „AsiaBooks“ Bücher vorstellen, die ich gelesen und rezensiert habe. Vielleicht seid ihr ja genau so begeistert von Geschichten im asiatischen Setting wie ich? Dann hoffe ich, dass ihr bei mir noch etwas Anregung findet. 🙂
ÜBER DIE AKTION „HISTOLOVE“:
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
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wer mir hier auf dem Blog schon länger folgt, der weiß, dass ich Bücher über historische Liebesbriefe sammle. Zu Weihnachten hat wieder einmal eines dieser Bücher den Weg zu mir gefunden. Wie es mir gefallen hat, erläutere ich euch im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Schreiben Sie mir, oder ich sterbe
Autor/in: Hrsg. Petra Müller / Rainer Wieland
Anzahl der Seiten: 295 Seiten
Verlag: Piper Verlag
Ausgabe: 3. Auflage (2019)
Genre: Sammlung historischer Liebesbriefe
INHALT:
Das Buch umfasst 77 Liebesbriefe berühmter Männer und Frauen wie beispielsweise Briefe des Ehepaars Curie, Johann Wolfgang von Goethe, John Lennon, Zarin Katharina II. oder Marilyn Monroe. Die Liebesbriefe wurden dabei in Auszügen abgedruckt und durch Bilder der Briefe oder der Persönlichkeiten ergänzt. Besonders interessant sind die Kommentare der Herausgeber, die jeden Brief um wichtige Fakten und kleine Biografien der Briefeschreiber erweitern. So kann der Leser sich ein umfassendes Bild des Kontextes jedes Briefes machen.
Wer denkt, dass in diesem Buch allerdings nur schmachtende Liebesbekundungen enthalten sind, der irrt. Denn in diesem Werk sind alle Facetten der Liebe dargestellt, von großer Liebe über Affären bis hin zu Abschiedsbriefen oder Abweisungen ist hier alles dokumentiert.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil der Briefe ist selbstverständlich schwerlich zu bewerten. Es bleibt zu sagen, dass die Briefe in ihrer originalen Mundart abgedruckt wurden und daher auch ab und zu schwierig zu lesen sind. Gerade der Brief von Martin Luther ist aufgrund seiner Datierung in einer ganz anderen sprachlichen Welt angesiedelt und verbrauchte bei mir einiges an Hirnschmalz. Die Kommentare zu den Briefen sind kurz und bündig und fassen das Wichtigste zusammen, um den Brief zu verstehen und den Leser für weitere Recherchen zu den Persönlichkeiten zu motivieren.
FAZIT:
Eine wirklich gelungene Zusammenstellung von Liebesbriefen berühmter Persönlichkeiten, die vor allem durch ihre Aufmachung mit Bildern derer und der Briefe besticht. Wer zwischendurch in die historischen Gefühle und Geschichten anderer Paare eintauchen möchte, der ist hier genau richtig. Eine wunderschöne Ausgabe von Liebesbriefen, die ihresgleichen sucht. Durch die Unterlegung mit vielen Bildern ist sie in meinem Bücherregal anderen Versionen etwas voraus und macht die Briefe noch lebendiger. Die Darstellung im Großband macht die Leseerfahrung noch monumentaler. Empfehlenswert!
BEWERTUNG: ♥♥♥♥♥
BEWERTUNGSKATEGORIEN:
Auswahl der Briefe: ♥♥♥♥♡ Aufmachung: ♥♥♥♥♥ Sprache/Schreibstil: ♥♥♥♥♥
Gesamtwertung = 4,7
ÜBER DIE AKTION „HISTOLOVE“:
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
Hier geht es zur Übersicht all unserer gelesenen Bücher im Rahmen von HistoLove.
dieses Buch liegt schon über fünf Jahre auf meinem ungelesenen Stapel. Ich hatte es mal angefangen und bin nicht so richtig reingekommen, weswegen ich es wieder weggelegt habe. Deswegen hatte ich etwas Angst, dass ich wieder nicht mit dem Buch klarkommen würde, aber ich wollte es im Rahmen des Frühjahrsputz-Bingos gern endlich vom SuB erlösen. Wie es mir nun schlussendlich gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Samurai – Der Weg des Kämpfers
Autor/in: Chris Bradford
Anzahl der Seiten: 416 Seiten
Verlag: Ravensburger Verlag
Ausgabe: Taschenbuch (2011)
Genre: Historischer Abenteuerroman
INHALT:
Der 13-jährige Jack und seine englische Crew sind mit ihrem Schiff auf dem Weg nach Japan, um als erste Engländer mit den dortigen Einheimischen Waren zu handeln. Sie schlagen kurz vor Japan Leck und müssen zum Reparieren in einer Bucht anlanden. Dort werden sie von Ninjas überfallen und getötet. Nur Jack überlebt. Der Samurai Masamoto nimmt ihn auf und adoptiert ihn, da der geheimnisvolle Ninja Drachenauge zu ihrem gemeinsamen Feind geworden ist. So beginnt für Jack eine anstrengende, aber auch spannende Zeit, in der er zum Samurai ausgebildet wird. Die Ausbildung ist geprägt von Zwistigkeiten und Freundschaften mit seinen Mitschülern, die den „Gaijin“ (Ausländer) zunächst eher kritisch beäugen. Das Buch begleitet ihn auf seinem Weg, die sieben Tugenden der Samurai zu meistern. Und bald sieht er sich Drachenauge erneut gegenüber …
SCHREIBSTIL:
„Ein Baum von einem Klafter Umfang entsteht aus einem haarfeinen Hälmchen (…) Ein neun Stufen hoher Turm entsteht aus einem Häuflein Erde. Eine tausend Meilen weite Reise beginnt vor deinen Füßen.“
„Samurai – Der Weg des Kämpfers“ von Chris Bradford, S. 198
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, da er ohne Schnörkel und lange Beschreibungen auskommt. Bradford konzentriert sich in Gesprächen und Handlung auf starke Bilder mit Leinwandeffekten. Besonderes Augenmerk legt er auf die Kampfszenen, die ausführlicher beschrieben werden als alle anderen Begebenheiten in diesem Buch. Besonders gelungen sind die Beschreibungen der Landschaften und Umgebungen. Er schreibt nicht ausladend, aber gerade so detailliert, dass sich die monumentalen Bilder mit der Anmut Japans im Kopf des Lesers realistisch ausbilden können. Die Orte, an die Bradford entführt sind sehr authentisch, da ich selbst an vielen dieser Orte in Japan war und mich direkt dorthin zurückversetzt fühlte. Auch die Einschübe japanischer Sprache und die vielen japanischen Weisheiten machen das Buch sehr glaubhaft und verursachten bei mir jede Menge Japanweh. Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich jedoch, denn mich hat es sehr irritiert, dass Jack erst 13 Jahre alt sein soll. Er benimmt sich zu keiner Zeit so jung, sondern mindestens wie ein 16- bis 17-Jähriger. Weiterhin gelingen Jack und seinen Mitstreitern noch so schwierige Aufgaben im Nu, was ich sehr schade und unrealistisch fand. Das erinnerte dann eher an ein Märchen oder eine Legende, aber vielleicht soll diese Geschichte ja genau das sein.
FAZIT:
„Ich weiß nicht, wie man andere besiegt. Ich weiß nur, wie ich mich selbst besiegen kann. Unsere eigentlichen und gefährlichsten Gegener sind Angst, Wut, Verwirrung, Zweifel und Hoffnungslosigkeit.“
„Samurai – Der Weg des Kämpfers“ von Chris Bradford, S. 298
Ich bin immer noch sehr fasziniert davon, dass mich dieses Buch so begeistern konnte. Ich hatte es so lange auf dem SuB und kann gar nicht mehr verstehen warum. Natürlich war der Schreibstil keine sprachliche Perle, aber das Buch hat mich einfach gut unterhalten und diesen ganz bestimmten japanischen Flair, den ich so liebe rübergebracht. Eventuell habe ich mir direkt die Folgebände bestellt. 😀 Wer hätte das gedacht, nachdem ich vor diesem Bingo-Buch solche Angst hatte. Ein richtiges kleines Highlight für mich. Manchmal braucht es eben einfach nur Spannung und Japan, um einen Leser glücklich zu machen. Eine tolle Abendlektüre, die Japanweh verursacht und herrlich unkompliziert daherkommt. Zwar nicht ganz realistisch, dafür mehr Märchen oder Legende – aber dafür umso unterhaltsamer! Lesenswert!
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
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dieses Sachbuch war ebenfalls Teil meines Frühjahrsputz-Bingos. Ich habe es vor einiger Zeit in einem Sale ergattert und seitdem lag es auf meinem SuB. Ich bin sehr froh, dass ich es im Rahmen des Bingos gelesen habe. Wie es mir gefallen hat, könnt ihr im Folgenden lesen.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Freundinnen – eine Kulturgeschichte
Autor/in: Marilyn Yalom, Theresa Donovan Brown
Übersetzer/in: Liselotte Prugger
Anzahl der Seiten: 409 Seiten
Verlag: btb Verlag
Ausgabe: 1. Auflage (2017)
Genre: Sachbuch
INHALT:
Dieses Sachbuch ist sehr umfangreich und gut strukturiert aufgebaut. In drei Teilen sowie vierzehn Kapiteln wird auf die Geschichte von Frauenfreundschaften eingegangen.
In Teil I wird der Fokus auf die Zeit gelegt, in der das Erscheinungsbild von Freundschaften noch männlich war. Denn es ist keineswegs so, dass Freundschaft immer beiden Geschlechtern zugestanden worden ist. Ausführlich wird auch auf die wenigen Erwähnungen von Frauenbeziehungen in der Bibel eingegangen. Besonders interessant war unter anderem, dass Jesus einer der wenigen Propheten war, der auch weibliche Jüngerinnen annahm. Umso interessanter dass zwei Jüngerinnen, die historisch nachgewiesen werden können, weder auf dem Abendmahl auftauchen, noch in dieser textlichen Ausführlichkeit wie die anderen Jünger. Dies sollte einen nicht verwundern, wurde die Bibel doch von Männern geschrieben. Weiterhin wird darauf eingegangen, dass auch sehr bekannte Philosophen und Kleriker nicht davor gefeit waren, Freundschaften zwischen Frauen als nicht existent oder minderwertig zu betrachten.
In Teil II dreht sich dann alles um die Zeit, in der die Geschichte Frauenfreundschaften entdeckte. Es wird von Nonnen erzählt, die zunächst die einzigen Frauen mit Zugang zu Bildung waren und somit die einzigen Schriftstücke zurückließen, die Frauenfreundschaften und -beziehungen dokumentieren. Denn auch, wenn es immer noch Menschen gibt, die es abstreiten: Auch Liebesbeziehungen gleichgeschlechtlicher Natur gab es schon allseits in der Menschheitsgeschichte. Letztlich wird darüber berichtet, wie sich die Frauenfreundschaften auch immer mehr Raum außerhalb der Klöster errangen. Diese Freundschaften existierten auch selten mit Männern, die aber sonst solche Beziehungen eher als Klatsch, denn als Seelenverwandtschaft abtaten. Es wird außerdem auf die sogenannten Précieuses eingegangen, ein literarischer Kreis von Frauen im 17. Jahrhundert, die sich der Pflege der französischen Sprache und gesellschaftlicher Sitten verschrieben hatten. Ebenfalls wird auf patriotische und romantische Freundschaften eingegangen. Alle diese Kapitel sind jeweils mit historischen Beispielen veranschaulicht, sodass der Leser auch die kurzen Biografien der Personen erfährt. Die Bedeutsamkeit von Gebeten, Vereinen oder des Quiltknüpfens in den ersten amerikanischen Siedlungen für Frauenfreundschaften wird danach thematisiert. Die Verbundenheit, die durch solche Vereinigungen und gemeinsame Tätigkeiten entstand, bot den perfekten Rahmen für die Entstehung eines Austauschs und Verbindungen zwischen Frauen. Schließlich widmet sich das Kapitel der Erstarkung der Frau an sich und somit auch ihrer Beziehungen, indem es auf Studentinnen, Stadtmädchen und „die neue Frau“ eingeht. Diese neue Frau hat endlich größeren Zugang zu Bildung und definiert sich dadurch auf ganz anderen Ebenen, wird selbstständiger und selbstbewusster. Maßgeblich dazu beigetragen und für Frauen eingesetzt hat sich Eleanor Roosevelt. Ihrer Biografie und ihren Freunden wurde ein ganzes Kapitel gewidmet, um das Schaffen dieser Persönlichkeit nicht nur darzustellen, sondern zu ehren. Die Entwicklung der Partnerschaft hin zu einer schwesterlichen Beziehung bildet schließlich den Abschluss des zweiten Teils.
TEIL III beschäftigt sich mit dem modernen 21. Jahrhundert und dem persönlichen Kontakt von Frauen zu ihren Freunden. Es wird auf die sogenannte Freundintimität eingegangen und auf das Geben und Nehmen in einer Freundschaft, die in einer Marktwirtschaft existiert. Auch auf die allseits gern gestellte Frage: „Können Männer und Frauen Freunde sein?“ wird in einem Kapitel eingegangen. Letzlich werden auch die modernen Kommunikationswege kurz beleuchtet.
Der Epilog bietet schlussendlich ein Resümee über die Frauenfreundschaften über alle Jahrhunderte hinweg, was davon bleibt und wir für unsere Beziehungen daraus lernen können.
SCHREIBSTIL:
Der Schreibstil ist für ein Sachbuch sehr eingängig. Viele Kapitel lesen sich sehr schnell weg, andere wiederum sind etwas trockener, was auch den vielen politischen Rahmenbedingungen geschuldet ist, die erklärt werden müssen, um den Zusammenhang zu verstehen. Die kleinen Biografien, die überall mit einfließen, haben mir sehr gut gefallen, da sie auf das Nötigste reduziert waren und einen guten Einblick geben konnten, ohne den Leser zu überfrachten. Die Autorinnen schreiben mit sehr viel Leidenschaft, oft auch appellierend, aber niemals belehrend. Kritische Stellen werden sachlich beleuchtet, sodass sich der Leser selbst ein Bild machen kann.
FAZIT:
Dieses Buch ist wichtiger, als es auf den ersten Blick erscheint. Denn Frauenfreundschaften zeigen sehr deutlich, wie sich auch das Bild der einzelnen Frau über die Jahrhunderte gewandelt hat. Wie eng auch die Beziehungen von Frauen mit dem politischen und gesellschaftlichen Geschehen verwoben sind, war mir vorher nicht in dieser Fülle und Klarheit bewusst. An so manchen Stellen des Buchs hatte ich Aha-Momente und wurde beeindruckt, ja bin ich sogar stolz, was unsere Vorfahrinnen für uns erreicht und gegen welche Widerstände sie sich behauptet haben. Ebenfalls interessant war, wie schmal der Grad zwischen Freundschaft und romantischer Beziehung ist. Denn wie die unzähligen Beispiele im Buch zeigen, kann eine Freundschaft auch ohne sexuellen Einschlag mindestens so leidenschaftlich ablaufen, wie eine Liebesbeziehung. Ich frage mich auch, wie unsere Freundschaften wohl dokumentiert werden, da wir doch heutzutage keine Briefe mehr schreiben. Denn nur dadurch wurde uns dieses Erbe erhalten. Ein wichtiges historisches Dokument der Frauenfreundschaften im Wandel der Zeit. Es bietet nicht nur viele biografische Beispiele bekannter Persönlichkeiten, sondern macht auch deutlich, welches Einfluss das politische und gesellschaftliche Geschehen auf Frauen und deren Beziehungen hat. Sehr interessant und lesenswert.
Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.
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dieses Buch liegt schon seit einigen Jahren auf meinem SuB. Im Rahmen des Frühjahrsputz-Bingos 2021 habe ich es nun endlich erlöst und damit nicht nur den SuB abgebaut, sondern auch ein weiteres Buch für mein Leseprojekt gesammelt, in dem ich mir das Ziel gesetzt habe, das Gesamtwerk von Kai Meyer zu lesen. Wie mir dieser historische Roman von Kai Meyer gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
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ALLGEMEINES ZUM BUCH:
Titel: Die Geisterseher – Ein unheimlicher Roman aus dem klassischen Weimar
Autor/in: Kai Meyer
Anzahl der Seiten: 362 Seiten
Verlag: Aufbau Verlag
Ausgabe: Taschenbuch (2017)
Genre: Historischer Roman, Historische Mystery
INHALT:
Dieses Buch von Kai Meyer entführt uns in das Weimar des frühen 19. Jahrhunderts. Er schickt die Gebrüder Grimm auf eine undurchsichtige Reise. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm treffen dabei auf viele bekannte Persönlichkeiten dieser Zeit. Die Geschichte beginnt und sie finden sich zu Gast beim großen Geheimrat Goethe wieder. In seinem Auftrag suchen sie den schwer erkrankten Schiller und dessen Frau auf. Sie liefern eine Medizin zu dem im Sterben liegenden Dichter. Gleichzeitig sollen sie sein letztes Manuskript abholen und anschließend Goethe übergeben. Auf dem Rückweg werden sie jedoch von einer dunklen Gestalt überfallen, das Manuskript kommt abhanden und sie setzen nun alles daran, es wiederzufinden.
Aufgrund des Klappentextes könnte der Leser meinen, dass die Suche nach dem Manuskript zum zentralen Element wird, jedoch ist dem nicht im Geringsten so. Das Manuskript taucht bald wieder auf und mit ihm jede Menge Fragen und eine große Verschwörung darum. Auf einmal sehen sich die Gebrüder Grimm mit verschiedensten Parteien konfrontiert, die es auf das Manuskript abgesehen haben. Goethe und die ägyptische Geheimloge kämpfen genau so um dessen Besitz wie eine mysteriöse Gräfin und die Nachfahrin der Gräfin Cosel. Das Manuskript soll nach Warschau in Sicherheit gebracht werden, doch dort geht ein Mörder um, der nur „Der Sandmann“ genannt wird. Außerdem verliebt sich Wilhelm Hals über Kopf in eine Reisegefährtin die für Jacob hexerische Fähigkeiten besitzt. Und auf einmal steht nicht nur das Manuskript im Fokus, sondern auch die Brüder – die sich immer mehr gegeneinander wenden.
SCHREIBSTIL:
Die Geschehnisse werden von Wilhelm Grimm selbst erzählt. Während dieser eher emotional getrieben und ungestüm ist, stellt sein Bruder Jacob die schiere Vernunft und das rationale Handeln dar. Klar, dass es zwischen diesen beiden Charakteren krachen muss. So werden immer wieder kleine Streitereien zwischen den Brüdern eingebaut, was ich teilweise anstrengend, aber auch authentisch fand. Die vielen bekannten Persönlichkeiten, wie Goethe, Schiller oder auch E.T.A. Hoffmann wurden meiner Meinung nach etwas inflationär eingebaut. Da es sehr viele solcher Charaktere gab, fand ich es leider etwas unglaubhaft, dass die Gebrüder Grimm ihnen tatsächlich allen begegnet sein könnten – geschweige denn, dass diese Persönlichkeiten alle dermaßen in ein mysteriöses Komplott verstrickt sein könnten. Der Sprachstil an sich hat mir sehr gut gefallen, da Wilhelm sich eines Ausdrucks bedient, der für die damalige Zeit typisch ist. Leider konnte das für mich nicht über die Schwächen der Handlung hinwegtrösten, denn so richtig gepackt hat mich das Buch leider bis zum Ende hin nicht. Trotz allem fand ich den historischen Rahmen sehr interessant, denn der Leser lernt auch einiges über die Städte oder Umgebungen, in denen die Gebrüder unterwegs sind. Auch in der Danksagung ist erkenntlich, dass Kai Meyer sehr viel Recherche betrieben hat, um diesen Rahmen der Geschichte zu schaffen.
FAZIT:
Die Idee des Buches hat mich direkt zum Lesen animiert, da ich die Märchen der Gebrüder Grimm sammle und mich dafür interessiere. Aus ihrer Sicht ein Abenteuer zu erleben, klang zunächst nach einem spannenden Einfall. Leider ruckelte es für mich in der Umsetzung. Die Handlung war undurchsichtig und für lange Zeit war kein übergeordnetes Ziel erkennbar, sodass der Leser keine Ahnung erhält, wo die Geschichte hinführen soll. Die Aufgaben, die von den beiden Brüdern erledigt werden sollen, finden schnell ihre Lösung, sodass ich mich beim Lesen öfter fragte: „Und was soll jetzt noch kommen?“. Nicht unbedingt erleichtert wird dieser Umstand durch die vielen Charaktere, die mal mehr, mal weniger Bewandtnis haben und teilweise sehr blass bleiben. Es fehlte mir an Struktur, es wurden so viele Elemente gemischt, dass mich beim Lesen oft der Eindruck überkam, den Überblick und letzendlich den Überblick zu verlieren. Punktuell war die Handlung immer wieder mal spannend, danach aber auch immer wieder mal recht zäh. Die Atmosphäre war durch einige unheimliche Momente recht düster, aber nicht angsteinflößend. Am Ende spannt sich zwar ein kleiner Bogen, aber die Auflösung bleibt unspektakulär und lässt Fragen offen, weshalb ich doch etwas enttäuscht zurückblieb. Sprachlich wunderbar, aber zusammenhangslos und zerstückelt in der Handlung. Sehr viele, teils blasse Charaktere und zu viele gemixte Elemente wie bekannte Persönlichkeiten und Geheimlogen lassen schnell den Überblick verlieren. Das Potenzial wurde für mich nicht ausgenutzt. Eines der schwächeren Bücher von Kai Meyer für mich.