Japan – Tag 11: Onsen-Ausflug nach Yufuin, Spezialzug „Yufuin no Mori“ und Karaoke in Fukuoka

Liebe Leser,

da habe ich die Weiterführung des Reiseberichts aus Japan ja wirklich lange genug vor mir hergeschoben. Ich gebe aber zu, dass das vor allem daran liegt, dass ich mir nicht eingestehen will, dass die Reise schon wieder 1,5 Jahre her ist und ich diese Beitragsreihe nicht beenden möchte. Dann ist es wirklich vorbei. Seufz. Mir kommt das überhaupt nicht so vor. Zwischendurch ist auch so viel passiert, dass ich gar keinen Kopf hatte, mir die Zeit für diese ausführlichen Berichte zu nehmen. Allerdings werde ich das jetzt nachholen. 🙂 Denn es gibt noch zwei Tage zu berichten. Zum vorletzten Tag unserer Reise kommen wir heute. Nachdem wir im letzten Beitrag Hiroshima und Miyajima besichtigten, machen wir uns am elften Tag der Reise auf den Weg in das kleine Dorf Yufuin, um in einem Onsen zu baden.

Vor unserer Reise stand für uns fest: Wir wollen unbedingt ein Onsen besuchen. Für alle, die das Wort eventuell noch nicht gehört haben, folgt eine kurze Definition. Ein Onsen ist eine heiße Quelle, in der man baden kann. Es gibt heiße Quellen mit Freiluftbecken, Hotels haben kleine innenliegende Bäder und es gibt auch Badehäuser, die von heißen Quellen gespeist werden. Das besondere daran ist die hohe Temperatur und die Zusammensetzung des Wassers, welches sehr mineralreich und somit kreislaufanregend und gesundheitsfördernd wirkt. Onsen können nach Geschlechtern getrennte Becken besitzen oder gemischte Becken.

Für uns stand ebenfalls fest, dass wir auf jeden Fall ein Onsen im Freien besuchen wollten, damit wir ein Naturerlebnis dabeihaben. Wir haben viel recherchiert, denn es stellte sich uns ein kleines Problem. Ein Onsen mit Freiluftbecken, welches unseren ästhetischen Ansprüchen genügt, würde sich immer sehr weit von unserer Route entfernt befinden. Wir erkundigten uns bei unseren Gastgebern in Fukuoka, welche uns schlussendlich das Onsen in Yufuin empfohlen hatten. Mit seinem großen gemischten Becken, welches einen Ausblick auf die Berge bietet, gehört es sogar zu den schönsten Onsen in Japan. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.

Yufuin no Mori – ein japanischer Spezial-Zug

Noch in Tokyo und ganz am Anfang unserer Reise besprachen wir unsere Pläne mit meinem japanischen Kumpel, der uns empfahl, an einem Fahrkartenschalter der japanischen Zuglinie JR direkt alle Fahrten vorzubuchen und zu reservieren. Eher durch Zufall erfuhren wir, dass nach Yufuin ein Spezialzug namens „Yufuin no Mori“ fährt. Wir konnten unser Glück kaum fassen, als der Bahnmitarbeiter uns erklärte, dass wir nicht einmal einen Aufpreis für diesen Zug zahlen müssten, weil es im JR-Pass inklusive wäre. Da sagt man doch nicht nein und schon war unser Trip nach Yufuin gebucht!

Als wir dann am elften Tag unserer Reise in Fukuoka zum Bahnhof aufbrachen, waren wir etwas aufgeregt und freuten uns schon auf einen entspannten Tag. Die Fahrt von Fukuoka nach Yufuin dauert mit dem Spezialzug gute vier Stunden. Japaner lieben das Zugfahren und es ist eine Art Urlaubserlebnis lange Zugreisen zu unternehmen. Richtig begreifen konnten wir den Zug-Hype erst, als wir den Zug betraten. Mit unseren Fahrkarten im Anschlag, machten wir uns auf den Weg zum betreffenden Gleis. Als wir dort warteten, fuhr schließlich der Zug ein. In diesem Moment realisierte eine meiner Freundinnen, dass sie ihre Fahrkarte nicht mehr finden konnte – sie hatte sie verloren. Wir brachen natürlich dezent in Panik aus und machten uns alle schnell auf den Weg zum Bahnhofsbüro. Mit Händen und Füßen erklärten wir, was vorgefallen war. Ihre Rückfahrkarte konnte meine Freundin schließlich noch vorzeigen. Die Mitarbeiter des Bahnhofs waren mehr als zuvorkommend und druckten uns mir nichts, dir nichts eine neue Fahrkarte aus. Dazu muss man sagen, dass man in diesem Spezialzug feste Sitzplätze hat und deswegen eigentlich sehr streng mit den Fahrkarten umgegangen wird. Wir waren superglücklich. Meine Freundin hatte eine neue Fahrkarte für einen anderen Platz und setzte sich erstmal auf den Platz, den sie eigentlich reserviert hatte, damit wir nebeneinander sitzen konnten. Wir waren völlig außer Atem, als wir uns auf den Plätzen niederließen, weil wir zurück zum Gleis gerannt waren, um den Zug noch rechtzeitig zu erreichen. Gerade, als wir uns ein bisschen beruhigt hatten, kam eine Zugbegleiterin in unser Abteil und blieb vor dem Platz meiner Freundin stehen. Sie übergab ihr die verlorene Fahrkarte und erklärte uns, dass sie beim Schaffner abgegeben wurde. Ein Fremder hatte die Karte also im Bahnhof gefunden und zum Zug gebracht. Wieder einmal waren wir beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Japaner.

Als der Zug dann startete, bewunderten wir das erste Mal das auffallend luxuriöse Interior. Der Zug ist auch deswegen ein Spezial-Zug. Er ist bekannt für seine aus Holz geschaffene Innenausstattung. An vielen Orten in diesem Zug kam man sich eher vor, als würde man sich in einem Hotel befinden und nicht in einem Zug. Während der Fahrt machten wir einen interessanten Rundgang durch den Zug, der uns vielfältig faszinieren konnte. Hier lasse ich gern die Bilder sprechen.

Was haben wir denn noch gemacht in diesen vier Stunden? Erstaunlicherweise ging die Zeit wahnsinnig schnell rum. Wir haben manchmal einfach nur aus dem Fenster geschaut und genossen, wie Japan an uns vorbeizieht. Nach den turbulenten und ereignisreichen Tagen, die hinter uns lagen, tat uns diese Entschleunigung und Entspannung einfach wahnsinnig gut. Außerdem hatten wir ja mobiles Internet und konnten so ein bisschen in den japanischen Apps und Spielen stöbern. Eine lange Zugfahrt war auch perfekt zum Reisetagebuch oder Postkarten schreiben. Und dann kam eine Zugbegleiterin mit einem großen Bild des Zuges inklusive Datum vorbei – inklusive in der Zugfahrt ist nämlich, dass man ein Erinnerungsfoto bekommt. Die Zugbegleiterin drückt einem dieses Bild in die Hand und bietet sich an, ein Foto zu schießen. Für Kinder gibt es die Möglichkeit, kleine Schaffnermützen aufzusetzen. Einfach liebevoll, wie man umsorgt wird. Zudem können Souvenirs im Zug gekauft werden oder typische Essenspakete, Getränke und Süßigkeiten. Zudem gibt es kleine Stempelkarten, auf denen man sich im Zug einen Stempel platzieren kann. Dieses Sammeln von Stempeln ist in Japan offensichtlich sehr beliebt und uns hatte dieser Virus direkt infiziert. Und dann waren die vier Stunden auch schon um. Wir hätten nie gedacht, dass diese Zeit so schnell vergeht. Doch am Ende fuhren wir schneller als gedacht in den Bahnhof des kleinen Dorfes Yufuin ein.

Yufuin – ein kleines japanisches Dorf

Yufuin begrüßte uns mit einem aus Holz gebauten Bahnhof. Wir fühlten uns direkt in der Zeit zurück versetzt. Nach dem Durchqueren des kleinen Bahnhofsgebäudes empfängt einen Yufuin mit direktem Blick auf den Berg Yufu.

Auf unserem Weg zum Onsen wanderten wir durch kleine Straßen, einen kleinen Berg empor und standen dabei ziemlich oft im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dieses Dorf ist wirklich sehr weit weg von den üblichen Touristenzentren und die Bewohner beäugten uns interessiert und zuweilen kritisch. Eine meiner Freundinnen hatte sich entschieden, einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, während meine andere Freundin und ich uns im Onsen entspannen würden. Deswegen teilt sich hier meine Berichterstattung, weil ich euch die Entdeckungen auf ihrem Spaziergang nicht vorenthalten möchte. Yufuin ist nicht groß und fast von überall im Dorf hat man einen wunderbaren Blick auf den Berg Yufu und die Natur um das Dorf herum. Auch hier möchte ich gern die Bilder sprechen lassen.

Das Onsen „Musouen“ in Yufuin

Nachdem wir den kleinen Berg zum Onsen erklommen hatte, sahen wir schon von Weitem einen kleinen Eingang aus Holz. Erstmal waren wir leicht orientierungslos, weil wir nicht wussten, wo wir einen Ansprechpartner finden würden. Dann fanden wir so etwas wie eine kleine Rezeption mit einer älteren Dame dahinter. Wir machten ihr verständlich, dass wir gern das Onsen nutzen würden. Es brauchte einige Zeit, bis wir verstanden, was sie uns im Gegenzug klarmachen wollte. Das große Becken mit Blick auf die Berge wurde an diesem Tag gereinigt und deswegen konnten wir es nicht nutzen. 😦 Wir waren so enttäuscht, waren wir doch extra wegen diesem Ausblick in dieses Onsen gefahren! Nach der ersten Enttäuschung besuchten wir also das kleinere Becken, welches nur für Frauen war. Für unsere erste Onsen-Erfahrung war das vielleicht auch besser so, denn in diesem kleinen Rahmen konnten wir uns besser an den anderen Frauen orientieren. Wir hatten uns vorher einige Anleitungen durchgelesen, wie man sich im Onsen verhält. Als wir dann tatsächlich im Umkleideraum zwischen den Japanerinnen standen, hatten wir ein totales Black-Out und sehr viel Angst, etwas falsch zu machen. Deswegen ließen wir uns ganz viel Zeit bei allen Dingen, die wir taten und orientierten uns an den Japanerinnen vor uns. Von dem Becken selbst haben wir leider keine Bilder, weil wir niemanden in Verlegenheit bringen wollten.

Zur Erklärung, in einem Onsen ist man komplett nackt. Es wird keine Badekleidung genutzt. Als wir die Tür zum Becken öffneten, standen wir gleich das nächste Mal im Mittelpunkt. So oft hatten die Japanerinnen wohl noch keine Ausländer dort gesehen. 🙂 Wir wunderten uns zunächst, dass die Anwesenden nicht direkt im Wasser saßen, sondern außen auf den Steinen. Es war Februar und nur fünf Grad Außentemperatur. Als wir dann eine Weile im sehr heißen Wasser saßen und die Minerale unseren Kreislauf auf Touren gebracht hatten, wussten wir wieso. Wir hielten es im Wasser gar nicht mehr aus und saßen auf einmal selbst draußen auf den Steinen, mit den Füßen im Wasser. Als nächstes waren wir verwirrt, dass die Anwesenden das Onsen so schnell wieder verließen. Selbst Personen, die nach uns das Becken betraten, waren eher wieder weg als wir. Später lasen wir nach, dass in einem Onsen eine Verweildauer von 10-15 Minuten empfohlen wird, da die Mineralien für den Kreislauf so fordernd sind. Das wussten wir nicht und waren ungefähr eine halbe Stunde in dem Becken. Danach war uns nicht nur wohlig warm, sondern wir schwebten wie auf Wolken durch die Welt. Unsere Haut und unsere Haare waren butterweich. Ein wunderbares Gefühl. Pure Entspannung. Warum wir so wabbelige Beine hatten, wussten wir ja dann später. 😉 Auf dem Rückweg machten wir noch ein paar Fotos von Yufuin und trafen unsere Freundin. Die Sperrung des Hauptbeckens hatten wir zu diesem Zeitpunkt schon komplett vergessen, wir waren einfach glückselig.

Abschied von Yufuin

Wieder vereint, besuchten wir ein Restaurant und genossen das erste Mal kalte Soba. Spätestens seit unserem ersten Soba-Genuss in Kyoto waren wir große Fans dieses japanischen Nudelgerichts. In den angrenzenden Souvenir-Shops gingen wir noch kurz auf Entdeckungstour, bevor wir wieder in den Yufuin no Mori stiegen, der uns zurück nach Fukuoka bringen sollte. Zu unserem Erstaunen saßen wir dieses Mal sogar im Abteil der ersten Klasse, welches sehr nobel aussah und uns wieder mit der schönen Ausstattung begeisterte. Auch diese vier Stunden vergingen wie im Flug. Wahrscheinlich waren wir wirklich einfach geschafft von den Eindrücken der bisherigen Reise. Zudem mussten wir für unsere Abendpläne noch etwas Energie tanken.

Karaoke in Fukuoka

In Fukuoka trafen wir uns mit einem Freund von mir, den ich gebeten hatte, dass wir zusammen eine Karaoke-Bar besuchen. Das stand ganz groß auf unserer To-Do-Liste und am vorletzten Tag unserer Reise wollten wir da gern noch einen Haken dran setzen. Unweit vom Bahnhof nutzten wir eine Karaoke-Bar – Bezahlung und Klärung aller Details übernahm zum Glück mein Kumpel, denn unser Kopf war nach dem Onsen-Abenteuer wie in Watte gepackt. Wie läuft das alles ab? Man bezahlte eine Grundgebühr für einen bestimmten Zeitraum und bekam ein separates Zimmer mit Mikrofonen, Bildschirmen und einem Tablet. Zudem lag dort eine Getränkekarte. Jeder musste mindestens ein Getränk bestellen. Und danach begann unser Karaoke-Abend. Auf dem Tablet kann nach jedem erdenklichen Lied gesucht werden. Wer denkt, er muss japanische Schlager singen, hat hier weit gefehlt, denn wir konnten unsere gesamten Singstar-Erfahrungen unter Beweis stellen. Von George Michael bis Queen war alles dabei. Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei. Danach sind wir noch ein bisschen im Book-Off-Store stöbern gegangen und haben eine Kleinigkeit zum Abendbrot gegessen. Und danach war der entspannte Onsen-Tag auch schon wieder vorbei. Für den nächsten Tag hatten wir gar nicht viel geplant. Und damit endete der elfte Tag unserer Japan-Reise.

Erfahrt im nächsten Beitrag, was wir an unserem letzten Tag in Fukuoka unternommen haben und wie sich unser Rückflug nach Deutschland am darauffolgenden Tag für uns angefühlt hat.

Bis dahin!

EURE HACHIDORI

Japan – Tag 10: Tagesausflug zur Insel Miyajima und nach Hiroshima

Liebe Leser,

nachdem wir im letzten Beitrag nichts allzu Spektakuläres zu berichten hatten, weil wir von Kyoto nach Fukuoka gereist sind, wird im heutigen Beitrag wieder etwas mehr zu erzählen sein. Für diesen Tag hatten wir nämlich einen Tagesausflug nach Hiroshima und die angrenzende Insel Miyajima geplant.

Wir machten uns also an Tag 10 auf zum Bahnhof Hakata in Fukuoka und fuhren ca. 1 Stunde nach Hiroshima. Vom dortigen Bahnhof ging es weiter Richtung Bahnof Miyajima. Dort würde uns eine Fähre auf die Insel Miyajima fahren. Es war ein wunderbar sonniger Tag und trotz der frühen Stunden wollten viele Menschen mit der kleinen Fähre übersetzen. Die Fahrt ist glücklicherweise im Japan Rail Pass inklusive und dauert nur 10 Minuten. Wir ließen also Hiroshima erstmal hinter uns und setzten über zum Weltkulturerbe.

Miyajima – die Schrein-Insel

Auf Miyajima angekommen, gönnten wir uns zunächst ein Eis. Ich wählte erneut ein Matcha-Eis, weil das letzte so lecker war, meine Begleiterinnen entschieden sich für die ausgefallenen Sorten „Süßkartoffel“ und „Schwarzer Sesam“. Diese Sorten schmeckten erstaunlicherweise sehr gut. 😁 Wir spazierten über die Insel und sahen schon von Ferne das bekannte rote Tori im Wasser stehen. Dieses bekannte Wahrzeichen Japans hatte auf mich eine ganz besondere Wirkung. Nochmals realisierte ich für kurze Zeit, dass ich wirklich im Land meiner Träume angekommen war. Direkt in Sichtweite befand sich der dazugehörige Itsukushima-Schrein und ein kleiner Strand. Der teilweise im Wasser stehende Schrein, die umliegenden Berge und der wunderschöne Blick über das Meer zur Stadt Hiroshima gaben ein idyllisches Bild ab. Nach den vielen Ausflügen und Eindrücken fühlte ich mich wieder einmal richtig entspannt. Auf Miyajima begegneten uns einige Rehe, die dort einfach zwischen den Statuen, auf den Wegen und um den Tempel herum lagen, standen und gingen. Was eigentlich typisch für die Stadt Nara ist, konnten wir dort in abgeschwächter Form erleben. Nach einem Gang durch den Tempel und einer kleinen Shoppingtour durch die kleinen Straßen von Miyajima bei Sonne satt, machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg nach Hiroshima.

Hiroshima – der Friedensgedenkpark

Nach unserem sehr entspannten Ausflug auf der Insel Miyajima, machten wir uns auf den Weg, um den weltbekannten Friedensgedenkpark zu besuchen. Dieser Park ist um die 12 Hektar groß und befindet sich mitten in der Stadt. Er ist ein Naherholungsgebiet, welches für die Bevölkerung geschaffen wurde, um an die Atombombenabwürfe aus dem zweiten Weltkrieg zu erinnern. Die Bombe von Hiroshima ist direkt über diesem Park detoniert. Hier ist ein Ort entstanden, der nicht nur zur Erholung dient, sondern der das Vergessen dieser schrecklichen Tat verhindert, der an die vollkommene Zerstörung dieses Ortes erinnert und der zum Nachdenken einlädt. Die Stimmung an diesem Ort ist schwer zu beschreiben. Es herrscht keine vollkommene Stille, aber jeder Besucher scheint in sich gekehrt und von einer Art monumentalem Respekt erfüllt.
Der Park ist gefüllt mit ca. 60 Monumenten, die alle ihre ganz eigene Geschichte und Bedeutung haben. Wir hatten nicht genug Zeit um alle 60 Monumente zu besichtigen, aber ich werde euch hier von denen berichten, die wir mit eigenen Augen gesehen haben.

Das Friedensdenkmal von Hiroshima – oder auch „Atombomben-Kuppel“

Das wohl bekannteste Monument ist das Friedensdenkmal, jedoch besser bekannt unter dem Namen „Atombomben-Kuppel“ (A-Bomb Dome). Dieses zerstörte Gebäude gehörte einst zur Industrie- und Handelskammer. Obwohl es nur 160 Metee vom Bodennullpunkt der Atombombe entfernt war, blieb es wie durch ein Wunder weitesgehend bestehen. Die Begründung dafür ist die Druckwelle der Bombe, die fast senkrecht auf das Haus einwirkte. Mittlerweile UNESCO-Weltkulturerbe, steht dieses Monument nicht nur für den Frieden und die Schrecken des Krieges, sondern auch für die unerschütterliche Steh-auf-Mentalität der Japaner. So erklärten uns später zwei Freundinnen aus Hiroshima, dass dieses Gebäude für Zeitzeugen ein Symbol der Hoffnung war.

Als wir vor diesem Gebäude standen, war es ein wirklich majestätischer Augenblick. Obwohl zerstört, strahlte es so viel Kraft aus. Es war für uns schwer zu begreifen, dass dieser nun idyllische Ort einst komplett zerstört war. Das Gebäude ließ erahnen, welche ungeheuerlichen Kräfte dort gewirkt haben mussten. Eisentreppen, verbogen wir Grashalme im Wind. Ein Bild zeigte, wie es an diesem Ort kurz nach der Zerstörung aussah. Erschreckend, luftraubend, angsteinflößend. Aber da war auch die Hoffnung, die das Monument ausstrahlte. Die Hoffnung, dass wir noch stehen und es besser machen können. Wir haben in diesem Moment verstanden, warum das Denkmal den Japanern so viel bedeutet und es ihnen positive Kraft gibt. Nach diesem Anblick waren wir dennoch erstmal sprachlos.

Der Gedenkturm für die mobiliserten Schüler

Wir kamen als nächstes an einem großen Turm vorbei, der mit bunten Bändern geschmückt war und einen Engel zu Füßen hatte. Wie sich herausstellte, erinnert dieser Turm an die Schüler, die mobilisert und anschließend getötet wurden.

Das Kinder-Friedensmonument

Das eindrucksvolle Monument besteht aus einer Art Kuppel, auf der ein Mädchen steht und dabei einen Origami-Kranich hält. Das Denkmal ist dem Mädchen Sadako Sasaki gewidmet, die 1955 an den Folgen der Strahlenkrankheit starb. Sie wurde zum Symbol einer Friedensbewegung. Sadako faltete Origami-Kraniche, um einen Wunsch freizubekommen. Dafür sind laut einer japanischen Legende 1.000 Stück notwendig. Nachdem sie diese Anzahl beisammen hatte, faltete sie unermüdlich weiter, in der Hoffnung auf Heilung. Sadako starb im Alter von 12 Jahren. Sie hatte bis dahin ca. 1.600 Kraniche gefaltet.
In den Schaukästen neben dem Monument sind tausende Papierkraniche zu sehen, die von Kindern aus aller Welt als Widerstand gegen den Atomkrieg im Rahmen der Friedensbewegung gefaltet wurden. Auf dem Monument steht: „Dies ist unser Ruf. Dies ist unser Gebet. Für den Aufbau von Frieden in der Welt.“

Ein Monument, welches mich ganz persönlich berührt hat. Die unzähligen Kraniche zu sehen und die Geschichte hinter dem Mädchen Sadako zu kenne, war einfach so unfassbar traurig und stark, dass es mir kurz die Tränen in die Augen trieb.

Die Flamme des Friedens

Dieses Monument stellt zwei zusammengelegte Hände dar, in deren Mitte eine ewige Flamme brennt. Diese Flamme wurde 1964 entzündet und ist seitdem nicht erloschen. Die Botschaft des Monuments ist, dass die Flamme brennen soll, bis der Tag kommt, an dem alle Atomwaffen von der Erde verschwunden sind.

Dieses Monument löste im Vergleich mit den anderen Denkmälern in mir das merkwürdigste Gefühl von allen aus. Dort zu stehen und die Flamme zu sehen, das bedeutete, dass jetzt in diesem Moment irgendwo eine Waffe vorhanden war, die genau das nochmal anrichten könnte, was wir hier auf Bildern gesehen hatten. Natürlich weiß man, dass es diese Waffen gibt – und, dass es nicht nur eine ist. Diesen Umstand allerdings visualisiert vor Augen gehalten zu bekommen – das fühlt sich so nah und bedrohlich an. Gedanken kann man leichter wegschieben als eine vor dir brennende Flamme.

Kenotaph für die Opfer der Atombombe

Der Kenotaph steht auf einer großen, freien Fläche und beinhaltet die Liste von Opfern verschiedener Nationalitäten, insofern die Angehörigen dem zustimmten. Die Liste wird auch heute noch erweitert. 2015 umfasste die Liste schon 108 Bände und 297.684 Namen. Auf dem Stein steht: „Lasse alle Seelen hier in Frieden ruhen, denn wir werden das Böse nicht wiederholen“.

Den Kenotaph betrachteten wir nur von der Ferne, aber auch dann war er mehr als beeindruckend. An diesem Punkt der Besichtigung erschlugen mich das erste Mal all die Eindrücke und Geschichten, die wir gerade gehört hatten. Ich wusste gar nicht mehr, wohin mit den vielen Gefühlen und Stimmungen.

Die Statue zum Gebet für den Frieden

Diese Statue ist beschriftet mit einem Gedicht von Shinpei Kusano. Frei übersetzt steht dort Folgendes:

„Über dem Halbmond am Himmel,
Eine greifbare Statue einer Mutter und ihres Kindes steht.
Dies ist das Symbol für dauerhaften Frieden.
Liebes kleines Kind, in der Liebe deiner Mutter, spiele die goldene Trompete.
Lass die klaren Töne des Friedens über der Erde und zum Himmel klingen.
Blase auf deine Wangen, spiele die goldene Trompete, die Melodien von nie mehr Hiroshima,
Egal wie unsere Zukunft aussehen wird.“

Diese Statue ist mir in meiner Reizüberflutung fast durch die Lappen gegangen, bis mich meine liebe Freundin darauf hingewiesen hat. Das Gedicht konnten wir damals natürlich nicht entziffern. Ich habe es anschließend noch einmal nachgeschlagen.

Das Atombomben-Hügel-Denkmal

Dieses Denkmal wirkt erstmal unscheinbar, je näher man herantritt, umso imposanter wird es aber. Ein riesiger Hügel, leicht beleuchtet. Daneben eine Tafel, die erklärt, dass hier die meisten der Überreste der Opfer zusammengetragen wurde, die bei dem Atombombenabwurf ums Leben kamen. Etwa 10.000 Urnen lagern hier unter der Erde. Unvorstellbar.

Hier war meine Beherrschung vorbei. Als ich las, dass hier die Aschen von 10.000 Menschen begraben lagen, weinte ich still und meine Freundinnen nahmen mich in den Arm. Dort davor zu stehen und zu wissen, wie sinnlos der Tod dieser Menschen war – ein Gefühl, was ich ganz furchtbar aber auch lehrreich fand. Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, ihnen in Persona dort Respekt zu zollen.

Die Friedensglocke

Eine Stiftung hat dieses Denkmal errichtet. Es ist eine Kuppel mit einer Glocke. Beides ist umgeben von einem Wasserbecken mit Lotosblumen. Auf der Oberfläche der Glocke ist eine Welt ohne Grenzen abgebildet. An der Schlagstelle befindet sich ein Atomsymbol.

Dies war das letzte Monument, welches wir beim Verlassen des Parks sahen. Es war für mich ein Denkmal, welches wieder eine gewisse Hoffnung vermittelte, aber auch die Botschaft, dass wir Menschen es in der Hand haben, die Welt zu zerstören, wenn wir nicht darauf Acht geben.

Danach machten wir uns langsam wieder auf den Weg. Wir wollten noch ein paar Freunde in Hiroshima treffen. Aber die Stimmung war zunächst etwas gedrückt, als wir aus dem Park kamen. Es waren sehr viele Eindrücke gewesen, die es zu verarbeiten galt. Ein Gedanke begleitet uns noch heute. Nämlich, dass dort wirklich ein Wahrzeichen für den Frieden geschaffen wurde.

Okonomiyaki – Hiroshima Style

Wir hatten uns abends mit einer Freundin zum Essen verabredet. Sie hatte direkt gefragt, ob sie ihre beste Freundin mitbringen kann. Bevor wir uns mit den Beiden trafen, machten wir noch einen kurzen Abstecher in ein Kaufhaus – wo wir den Traum unserer schlaflosen Kuscheltier-Spielzeugfiguren-Träume fanden. Ich war wirklich kurz am Überlegen, ob ich den Pinguin mitnehme – aber der hätte wirklich gerade so in meinen Koffer gepasst.

Nach dem Abstecher machten wir uns auf zum Treffpunkt. Es war toll, meine Freundin mal in Natur und Farbe kennenzulernen. Ihre Freundin war auch sehr nett, aber hatte eine sehr überdrehte und quietschige Art an sich. 😀
Die beiden führten uns in ein Restaurant, wo wir Okonomiyaki im Hiroshima Style essen konnten. Anders als in Osaka wird hier nicht nur Teig und Kohl genutzt, sondern Nudeln. Diese Variante war auch extrem lecker, aber erneut viel zu viel – ich habe nur circa ein Dreiviertel davon geschafft.

Die beiden Freundinnen waren wirklich fotowütig und so haben wir einige schöne Erinnerungen von dem Abend zurückbehalten. Wir waren bei unserem Aufbruch nach Fukuoka allerdings mehr als gerädert, weil besagte Freundin so aufgeregt und überschwänglich war, dass wir aus dem Lachen gar nicht mehr herauskamen. Der Abend war gelinde gesagt streckenweise etwas anstrengend. Natürlich waren beide Mädels trotzdem sehr nett und haben uns wieder ein Geschenk gegeben. Da waren wir beruhigt, dass wir für all unsere Freunde Gastgeschenke dabei hatten.

Nach diesem eindrucksvollen Tag fuhren wir nur noch total gerädert mit dem Shinkansen zurück nach Fukukoka, um dort direkt müde ins Bett zu fallen. Für den nächsten Tag war nämlich ein weiterer Tagesausflug geplant – und das von der besonderen Art.

Erfahrt im nächsten Beitrag, wohin der nächste Tagesausflug am vorletzten Tag unserer Japanreise ging, was diese Unternehmung so besonders machte und warum wir danach wie auf Wolken schwebten! Bis zum nächsten Mal!

EURE HACHIDORI

Japan – Tag 9: Von Kyoto nach Fukuoka – Ab- und Anreisetag

Meine lieben Leser,

wie im letzten Beitrag schon angekündigt, wird es im Reisebericht zu Tag 9 in Japan etwas unspektakulärer als die Tage zuvor. Das liegt daran, dass wir an diesem Tag aus Kyoto abreisten und in Fukuoka anreisten. Wir haben also wie schon beim letzten Abreisetag gut 3 Stunden im Zug verbracht. Zudem hatten wir nach den vielen Eindrücken beschlossen, dass wir diesen Tag ganz ruhig angehen. Ich habe allerdings trotzdem beschlossen, euch über diesen Tag zu berichten, weil ich denke, es ist auch wichtig, die ruhigen Momente der Reise darzustellen und zu zeigen, wie man reist und sich nicht nur auf die großen kulturellen Höhepunkte zu konzentrieren. Wie schon in den anderen Beiträgen möchte ich auch einen Einblick geben, wie es bei einer Reise durch Japan „backstage“ so abläuft, damit ihr ein Gefühl dafür bekommt, ob es sich in Japan gut reisen lässt.

So startete unser Tag wirklich gemütlich damit, dass wir die letzten Sachen zusammenpackten, wir die Ferienwohnung fotografisch nochmal dokumentierten und wir uns noch Zeit nahmen, einen entspannten Tee/Kaffee vor dem Aufbruch zu trinken. Als wir den letzten Ausblick aus unserer Unterkunft über Kyoto genossen, waren wir wirklich sehr wehmütig. In den letzten Tagen waren diese zwei Zimmer und dieses wunderbare traditionelle Haus ein Platz in Japan geworden, wo wir uns wirklich zuhause fühlten. Wenn wir auf die komplette Reise zurückblicken, haben wir uns in dieser Unterkunft am wohlsten gefühlt. Schweren Herzens brachen wir schließlich auf und ließen diesen ruhigen, wunderbaren Ort hinter uns, um zu neuen Abenteuern aufzubrechen. Langsam machte sich auch das zusätzliche Gepäck bemerkbar, denn wir hatten ja schon einiges eingekauft.

Am Bahnhof Kyoto angekommen, besorgten wir uns eine kleine Stärkung für den Weg, der vor uns liegen sollte. Neben Instant-Takoyaki und Instant-Pommes, gab es auch Reisbällchen, die mit wirklich merkwürdig aussehenden Würstchen serviert wurden. Generell sind Würstchen in Japan nicht auf dem Niveau, wie wir es von deutschen Fleischern gewöhnt sind. Sie haben sehr intensive Farben und sehen irgendwie künstlich aus. Probiert wurde es trotzdem und naja … Schuster bleib bei deinen Leisten! 😀

Auf der Fahrt konnten wir uns wieder super entspannen und von den wirklich atemberaubenden Eindrücken in Kyoto erholen. Denn so schön diese Reise auch war, es war auch anstrengend, so viele tolle Dinge zu verarbeiten. Diese kleinen Auszeiten im Zug waren goldwert und ich kann nur jedem raten, sich – auf welche Weise auch immer – Auszeiten zu gönnen, damit man nicht komplett den Blick für die wundervollen Details auf der Reise verliert. Die Zeit im Zug ist mit 3 Stunden nicht allzu kurz, aber die Zeit ist jedes Mal so schnell verflogen, vermutlich, weil man so viel zu verarbeiten hatte.
Wir haben auf der Fahrt im Shinkansen unter anderem unsere Getränke genossen. Ich hatte mir ein Softgetränk gekauft mit Sprudel und Pfirsichgeschmack. Sehr lecker und erfrischend! Eine der anderen beiden Mädels hatte sich bei Starbucks einen Kirschblüten-Kaffee gekauft. Dieser war im praktischen Reiseformat erhältlich und hatte ein praktisches ausfahrbares Trinkröhrchen dabei. Die Zeit, die wir nicht mit Entspannung, Essen, Trinken oder Unterhaltungen verbrachten, nutzten wir im Zug dazu, um Postkarten zu schreiben. Ja, Postkarten! Wir hatten eine Menge Personen auf unserer Liste, denen wir eine Karte schreiben sollten. 😀 Das erforderte teilweise logistisches Denken. Ich habe in jeder Stadt Postkarten gekauft und dann meine Liste Stück für Stück abgearbeitet.
Auf unserer Fahrt kamen wir auch an Hiroshima vorbei, wo wir von Fukuoka aus am nächsten Tag hinfahren würden. Wir wählten Fukuoka als Ausgangspunkt, weil ein Freund von mir dort wohnt und wir von dort aus unseren zweiten Tagesausflug zu einem Onsen perfekt ansteuern konnten.

Nach der Ankunft in Fukuoka, machten wir uns auf den Weg zu unserer Ferienwohnung/-zimmer. Wir lebten dort mit einem Paar zusammen, die ein Zimmer vermieteten. Die ganze Wohnung war mit Ghibli-Figuren und anderem Ghibli-Merchandise ausgestattet, ja man möchte fast sagen: „geschmückt“. Unser Zimmer war klein, übersichtlich, aber auch sauber und ausreichend. Wir haben die Zeit nach unserer Ankunft erstmal fürs Ankommen genutzt und uns ein wenig ausgeruht.

Nach unserer Verschnaufpause haben wir beschlossen, dass wir noch eine kleine Erkundungstour starten. Natürlich auch, um uns etwas zu Essen zu besorgen. Wir entdeckten neben einem Restaurantschild, welches verkehrt herum aufgehängt wurde, auch unseren geliebten Book-Off Store, wo wir direkt wieder nach gebrauchten Büchern, CDs & Co. Ausschau hielten. Dann stolperten wir in einen Konbini, wo wir uns mit Instant-Essen und Getränken für unser Abendbrot eindeckten. Als nächstes schauten wir in einem Supermarkt vorbei, wo wir das deutsche Bier „Prostel“ entdeckten, was uns sehr zum Schmunzeln brachte. Und natürlich mussten wieder die wunderschön gestalteten Gullideckel dokumentiert werden.

Nach unserem kleinen Abendspaziergang kehrten wir in unsere Ferienwohnung zurück und machten uns über unsere Einkäufe her. Und danach – waren wir einfach mal ein bisschen faul und gingen sehr bald ins Bett, nachdem wir noch gefühlt hunderte japanische Minispiele aufs Handy geladen und ausprobiert hatten.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr, was wir auf unserer Reise nach Hiroshima und der angrenzenden Insel Miyajima, die zum Weltkulturerbe gehört, erlebten und warum ich fast einen Pinguin aus Japan mitgebracht hätte.

Bis dahin!

EURE HACHIDORI

Japan – Tag 8: Letzter Tag in Kyoto – Philosophenweg, Silberner Pavillon, Goldener Pavillon, Honen-In und Bären-Restaurant

Hallo meine lieben Leser,

nachdem ihr uns im letzten Beitrag auf einen Tagesausflug nach Osaka begleitet habt, sind wir in diesem Artikel den letzten Tag in Kyoto unterwegs. 🙂

Unser Tag hat begonnen wie jeder andere. Traumhaftes Wetter, traumhafte Aussicht, ein paar Reisbällchen und ein paar leckere Getränke aus dem Automaten. Auf dem Weg zu unserem ersten Ziel erkundeten wir wieder die Nachbarschaft. Unter anderem entdeckten wir mehrere kleine Tanuki-Figuren. Tanukis werden fälschlicherweise oft mit Waschbären verwechselt. Tatsächlich sind diese Tiere aber Marderhunde. In Japan sind die Tanukis, vor allem in Form von Figuren oder Statuen, fester Bestandteil der Kultur. Ihnen wird nachgesagt, dass sie ein Leben als Vagabunden führen, boshaft und fröhlich zugleich, immer zu Streichen aufgelegt und laut japanischem Glauben sind sie Meister der Gestaltwandlung. Man sagt, man erkennt einen Tanuki in anderer Gestalt nur an einem Blatt, welches an seinem Körper haftet. Die Figuren sind Glückssymbole. Sie werden oft in Vorgärten oder vor Restaurants oder Kneipen aufgestellt.
Der Hut des Tanukis steht für Schutz vor Unglück oder Unwetter, die großen Augen stehen für Achtsamkeit und das Treffen von guten Entscheidungen, die Sake-Flasche steht für die Tugend, der Schwanz des Tanukis steht für Stärke, Stabilität und das Erreichen von Erfolg, der übergroße Hodensack (eines der markantesten Merkmale dieser Figuren, welches vor allem uns Europäer erstmal verwirrt und belustigt hat) steht für finanzielles Glück. Weiterhin trägt der Tanuki einen Schuldschein, der für Vertrauen  und Treue steht. Der dicke Bauch steht für Entschlossenheit und natürlich trägt jeder Tanuki ein freundliches Lächeln, welches für Freundlichkeit und Glück steht.
In unserer Zeit in Japan haben wir uns haltlos in diese ulkigen Figuren verliebt. Ich kenne bisher niemanden, der diese drolligen Gesellen nicht ins Herz geschlossen hätte. 😀

Der Philosophenweg

Nach diesem kleinen Exkurs, kehren wir zurück zu unserem Weg zu unserer ersten Tagesstation. Wir kamen zum sogenannten Philosophenweg in Kyoto. Dieser Weg ist sehr bekannt und führt an einem Kanal entlang und wird von vielen Kirschbäumen gesäumt. Leider blühten sie während unserer Reise im Februar nicht, aber die reine Vorstellung, wie die Bäume in voller Blüte über dem Kanal hängen, fanden wir schon wunderschön. Der Philosophenweg hat eine wahrlich nachdenkliche Stimmung. Es ist eine sehr ruhige Gegend und er führt an vielen Tempeln vorbei. Wer einen entspannten Spaziergang genießen möchte, sollte diesen Weg nicht verpassen.

Zwischendurch machen wir kurz Halt an ein paar Läden, die Eis und gefüllte Teigbällchen anboten. Gefüllt sind diese meistens mit Fleisch, Zwiebeln, verschiedenen Gewürzen und einer Soße.

Der silberne Pavillon

Nach unserer kleinen Pause gingen wir weiter und erreichten bald unsere erste Station: Den silbernen Pavillon.

In Japan trägt er den Namen Ginkaku-ji und er wurde 1482 als Ruhesitz eines Shoguns erbaut. Als die Anlage erbaut wurde, zog sich die Fertigstellung sehr lange hin. Der Bau blieb bis zum Tode des Shoguns unvollendet. Auf seinen Wunsch hin, wurde die Anlage daraufhin zu einem Zen-Tempel umgestaltet. Während späteren Unruhen brannten viele der Gebäude des Tempels nieder. Den Namen „silberner Pavillon“ hat der Shogun an den goldenen Pavillon angelehnt, der von seinem Großvater erbaut wurde. Seit 1994 ist der Ginkaku-Ji Teil des Weltkulturerbes.
Neben dem Pavillon selbst, umfasst die Anlage einen großen Garten und einen kleinen Wald mit meditativ wirkenden Wegen. Die Anlage lädt zum Verweilen ein.
Ein kleiner Shop bietet wie immer eine Auswahl an tempelspezifischen Souveniren sowie Glücksbringern an.

Miroku-In

Praktisch unbeabsichtigt, kamen wir zufällig am Tempelgelände des Miroku-In vorbei. Dort saß niemand im Shop, man konnte sich selbst bedienen und dann einfach das Geld dafür hinlegen. Wahnsinn. Sowas würde hier nicht funktionieren. Wir kauften uns dort einen Eintrag für das Goshuin-Buch, in dem wir mittlerweile immer mehr Seiten gefüllt hatten. Dieser Tempel ist leicht zu übersehen, aber wer gern noch mehr Kultur auf diesem Weg einbauen möchte, sollte sich dieses kleine Schmankerl nicht entgehen lassen.

Honen-In

Auf dem Weg zu unserer nächsten Station, machten wir noch einen kleinen Abstecher abseits der Wege. Wir besuchten den etwas versteckten Tempel „Honen-In“, der verborgen auf einer kleinen Anhöhe zwischen vielen Bäumen liegt. Dieser Tempel besticht vor allem durch seine unglaubliche Ruhe. Er ist nicht so bekannt wie die großen Pavillons und dadurch nicht annähernd so überlaufen. Wir waren mit einer kleinen japanischen Gruppe allein auf dem Gelände unterwegs und es war sehr schön, die Ruhe auf sich wirken zu lassen. Neben einer kleinen Gartenanlage, hat der Tempel auch interessante Statuen und Installationen zu bieten. Wer aufregende Momente sucht, ist hier falsch – wer dagegen im Reisetrubel mal zur Ruhe kommen möchte, für den ist der Honen-In genau richtig.

Das Bären-Restaurant

Langsam bekamen wir Hunger. Durch Zufall stolperten wir über ein Restaurant, welches komplett mit Bärchen dekoriert war und auch Essen in Form von Bären anbot. Das wollten wir uns doch nicht entgehen lassen! Also rein da! Wir bestellten zwei verschiedene Bären. Einer hielt unter einer Omelett-Decke ein Nickerchen und der andere hatte ein kleines Ingwerhütchen und Curry mit Hühnchen-Klamotten.

Der goldene Pavillon

Nach unserer Stärkung ging es auf direktem Wege zu unserer nächsten Station – dem goldenen Pavillon bzw. Kinkaku-ji. Wie vorher schon erwähnt, wurde dieser Pavillon vom Großvater des Shoguns erbaut. Bekannt ist die komplette Tempelanlage vor allem für den Pavillon selbst, dessen obere Stockwerke komplett mit Blattgold überzogen sind. Das Gebäude stammt aus dem Jahre 1397.

Die Anlage ist viel weitläufiger als die des Ginkaku-ji, deswegen sollte man hier einige Zeit einplanen, weil man hier gut verweilen kann. Es gibt neben dem Pavillon noch jede Menge andere kleine Highlights zu sehen. Besonders schön fanden wir den Pavillon zum späten Nachmittag, weil die tief stehende Sonne ihm eine ganz besondere Ausstrahlung gegeben hat.

Unseren Tag ließen wir dann anschließend ganz gemütlich mit einer Shopping-Tour in der Innenstadt von Kyoto ausklingen. Wir entdecken allerlei Kuriositäten. Neben Anime-Merchandise und Sojasoßen-Schälchen, stießen wir auf ein Gadget, welches man nutzen kann, falls man in der Wanne lesen möchte. Dort steckt man sein Buch hinein, verschließt es fest und kann mit zwei daumenförmigen Ausbuchtungen dann Umblättern. Ich konnte es mir nicht verkneifen, das für die Buchliebhaber unter euch zu fotografieren. 🙂 Falls ihr also Zeit entbehren könnt, solltet ihr in den vielfältigen Kaufhäusern in Kyoto vorbeischauen und euch von dem manchmal amüsanten Angebot verzaubern lassen.

Nach den vielen Metern, die wir an diesem Tag wieder gelaufen sind, machten wir uns auf den Rückweg in unsere Ferienwohnung. Denn der nächste Tag würde ganz im Zeichen der Abreise aus Kyoto stehen.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr, wie wir von Kyoto nach Fukuoka gereist sind und welche Stationen wir für die folgenden Tage geplant hatten. Dieser Beitrag wird sehr kurz werden, dafür wird aber der darauffolgende Artikel umso länger werden!

Bis dahin!

EURE HACHIDORI

 

Japan – Tag 5: Katzen-Café, Fushimi Inari, Kiyomizudera und Gion Shinbashi

Meine lieben Leser,

mein letzter Beitrag über meine Japanreise im Februar 2018 ist schon viel zu lange her. Mittlerweile ist ja schon fast ein Jahr vergangen, seit ich in dem Land der aufgehenden Sonne war. Das kommt mir wirklich überhaupt nicht so vor. Mittlerweile habe ich gut ein Dreiviertel der Fotos sortiert (leider haben mich die Highlights des letzten Jahres etwas aufgehalten) und das erste Fotobuch über Tokyo fertiggestellt.

Dieses Jahr geht es für euch und mich hier auf dem Blog mit den Reiseberichten aus Kyoto weiter. Wie ihr euch vielleicht dunkel erinnert, habe ich euch im letzten Beitrag berichtet, wie wir abends nach einer dreistündigen Zugfahrt mit viel Gepäck auf einem Berg in unserer Ferienwohnung ankamen und mit einem atemberaubenden Ausblick aus unserem Zimmer über ganz Kyoto überrascht wurden. Wow! Danach sind wir ziemlich geschafft ins Bett gefallen – oder sollte ich besser „ins Futon gefallen“ sagen? Denn in unserer Unterkunft in Kyoto haben wir auf echten Futons (dünne Matratzen auf dem Boden) geschlafen. Ich habe nie besser geschlafen als auf einem Futon. Dazu die angenehm kalte Luft durch fehlende Zentralheizung … es war unheimlich erholend. Unsere Gastgeberin hatte uns extra zwei Futons übereinander gelegt, damit es für unsere bettenverwöhnten Rücken nicht zu hart wird. Über uns lagen schließlich drei Schichten aus Decken, um uns gut zu wärmen. Unbequem war das Futon zu keiner Zeit, was sicherlich auch an den Tatami-Matten liegt, die in diesen traditionellen Häusern ausliegen. Tatami-Matten werden aus Reisstroh hergestellt und haben eine dämmende und dämpfende Wirkung. Es ist ein ganz anderes Gefühl, über diese Matten zu laufen oder darauf zu schlafen, als auf unserem gewohnt harten Boden in Deutschland.

Nach diesem Exkurs, zurück zu Tag 5 in Japan. Wir wachten also den ersten Morgen in Kyoto auf. Wir hatten auf den Futons traumhaft gut geschlafen, ohne jegliche Rückenschmerzen. Meine Freundin, die direkt am Fenster lag, schob die Schiebetür vor dem Fenster beiseite, sodass Tageslicht ins Zimmer fiel und wir Kyoto das erste Mal bei Tag sahen. Wieder schoss ein leises „Wow“ durch meine Kopf. Der Blick über die Stadt bei Tag war mindestens so atemberaubend wie bei Nacht. Zudem konnte man nun den wunderschönen Garten und mehr Details des Hauses im Außenbereich erkennen.

Unsere Gastgeberin hatte das Haus bereits am Morgen verlassen. Wir begannen den Morgen damit, in der Wohnküche Tee und Kaffee zuzubereiten, um in den Tag zu starten. Wie jeden Tag hatten wir uns am Vortag in einem Konbini (24/7-Shop) ein paar frische Onigiri (gefüllte Reisbällchen) besorgt, die wir immer zum Frühstück aßen. Meine Lieblingssorte war neben dem Klassiker Thunfisch mit Mayo übrigens Kombu-Alge und Lachs. Ei und Kürbis war nicht so mein Fall. Und die beiden anderen Mädels haben noch andere Sorten probiert, von denen wir zum Teil nicht mal wissen, was es war, weil wir keine Übersetzung wussten oder gefunden haben. xD

Als wir uns auf den Weg machten, die Stadt zu erkunden, waren wir davon fasziniert, was für eine malerische Umgebung um unsere Ferienunterkunft zu finden war. Wir hatten Blick auf die umliegenden Berge, auf denen im Sommer zum Sommerfestival große Schriftzeichen entzündet werden. Die dafür vorgesehen Stellen konnten wir auch im Winter erkennen. Unsere Gastgeberin betonte immer wieder, dass wir im Sommer zu diesem Festival unbedingt nochmal wiederkommen müssten. Und das habe ich vor. Das steht ganz groß auf meiner To-Do-Liste. Nun weiter mit der Beschreibung der Umgebung. Denn dort fand sich nicht nur der tolle Blick auf die Berge, sondern auch ein kleiner Bambus-Hain direkt vor unserer Haustür. Unser erster japanischer Bambus!

Unsere Gastgeberin hatte uns den Weg zum Bahnhof beschrieben, allerdings zweigten wir erstmal falsch ab und kamen nicht nur an einem Warnschild „Vorsicht, Bären!“ vorbei, sondern auch an einem japanischen Friedhof. Dieser war im Gegensatz zu unseren Friedhof erstaunlich prunk- und vegetationslos. An einem Getränkeautomaten hatten wir dann wieder mal die Gelegenheit uns eine kleine Erfrischung zu holen. Ich habe extra fotografiert, wie die heißen und kalten Getränke dort gekennzeichnet werden.

Irgendwann wählten wir dann den richtigen Weg und kamen an der Bushaltestelle zum Bahnhof an. Dort bot sich uns ein Schauspiel, was sich mir für immer eingeprägt hat. Anscheinend war gerade ein Marathon gewesen, denn überall waren Baken und Läufer zu sehen. Allerdings schien dies das Ende des Marathons zu sein. Denn hinter dem letzten Läufer fuhr ein kleiner Lastwagen und neben diesem Gefährt liefen mehrere Japaner, die die Baken und alles, was an den Marathon erinnerte, direkt auf den Wagen schmissen. Während bei uns nach einem Marathon noch zwei Tage aufgeräumt wird, wird in Japan kurzerhand direkt hinter dem letzten Läufer alles in Ordnung gebracht. Das war nicht nur beeindruckend, sondern auch beneidenswert.

Als wir nach einer Busfahrt (in Kyoto gibt es hauptsächlich Busnetze und nicht so viele S- und U-Bahnen) am Bahnhof ankamen, wählten wir endlich eine Bahn in Richtung unseres ersten Ziels für den fünften Tag in Japan. Auf in Richtung Fushimi Inari!

Das Katzen-Café

Auf dem Weg von der Station „Fushimi-Inari“ zum Schrein, stolperten wir sehr zufällig über das Neko Café TIME, ein Katzen-Café. Mittlerweile haben davon ja schon fast alle mal etwas gehört, die sich irgendwie mit Japan beschäftigen, aber für alle anderen: Ein Katzen-Café bietet die Möglichkeit Getränke zu bestellen und nebenbei mit Katzen zu kuscheln. Für eine meiner Begleiterinnen stand es auf der unbedingten To-Do-Liste, ein solches Café zu besuchen. Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht entschieden, wo und wann wir es machen wollten und wählten nun spontan dieses Café aus. Unsere Wahl sollte nicht enttäuscht werden. Oftmals werden in den Cafés Katzen aus dem Tierheim oder von der Straße aufgepeppelt und versorgt. Zudem bietet Japan mit dem geringen Wohnraum den Japanern oft auch gar nicht die Möglichkeit Tiere zu halten, weswegen die Katzen-Cafés so auch einen sozialen Nutzen haben. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass die vielen Tier-Cafés (es gibt auch welche mit Igeln, Eulen, Pinguinen o.ä.) nicht immer gut geführt und die Tiere nicht immer gut versorgt werden. Immer wieder wird von fatalen Zuständen berichtet. Wir hatten Glück und haben ein Café mit genügend Platz und sehr gut gepflegten und glücklichen Katzen vorgefunden. Daher möchten wir hier auf jeden Fall eine Empfehlung für das Neko Café TIME aussprechen. Hier gibt es sogar die Möglichkeit, für seinen Liebling am Ausgang zu voten und am Ende des Monats wird die Katze des Monats gekürt. Das Café wurde zudem von Trip Advisor ausgezeichnet und hatte eine helle und freundliche Atmosphäre. In einem kleinen Buch kann man etwas über die Geschichten und Charaktere der Katzen nachlesen. Wir haben auch Getränke bestellt und ich hatte endlich meinen Zitronentee in der Dose gefunden! Ich habe vor vielen Jahren eine Folge in Detektiv Conan gesehen, wo es um den berühmten heißen Zitronentee in einer Dose ging. Deswegen war ich etwas enttäuscht, in den Getränkeautomaten immer nur Flaschen vorzufinden. Hier war ich also nun voller Glück und hatte eine heiße Dose Zitronentee ergattert. Meine Freundin war ebenfalls selig und widmete sich ganz den kleinen Vierbeinern.

Das Stäbchen-Fachgeschäft

Ebenfalls zufällig drüber gestolpert sind wir über ein Stäbchen-Fachgeschäft. Ich garantiere euch, so viele verschiedene Stäbchen habt ihr auf einem Haufen noch nie gesehen! Als Europäer mag ein Stäbchen oftmals nicht so eine Bedeutung haben, aber für die Japaner ist es DAS Utensil zur Nahrungsaufnahme und das auch heute noch. In diesem Laden merkte man, dass es für jede Person das passende Stäbchen geben muss. Unterschiedliche Materialien, angeraute oder glatte Spitzen, ausfahrbare und zusammenschraubbare Reisestäbchen, Luxusstäbchen, verzierte Stäbchen, geschirrspülergeeignete Stäbchen, handbemalte und gravierte Stäbchen und ja – sogar Partnerstäbchen und Kinderstäbchen!
Auch wir wollten uns ein paar richtig gute Partnerstäbchen gravieren lassen. Ich habe auf je ein Stäbchen den Namen in Latein und auf das andere Stäbchen in Japanisch schreiben lassen. Die Spitzen sind angeraut für besseren Griff beim Essen und sie sind aus einem dunklen Holz handgefertigt. Am Ende der Stäbchen sind Darstellungen des Fuji zu sehen. Einmal bei Sonnenuntergang und einmal mit Kirschblüten. Die Stäbchen für die Frauen sind übrigens tatsächlich ein Stückchen kleiner als die Stäbchen für Männer. Billig ist so ein handgefertigtes und graviertes Stäbchen natürlich nicht. Ich habe für meine Exemplare ca. 40 Euro gezahlt. Aber als besonderes und vor allem nützliches Mitbringsel war es mir das auf jeden Fall wert. Schließlich ist es für echte Handarbeit immer noch ein günstiger Preis. Wer allerdings nicht so viel Wert auf Material und Qualität legt oder vielleicht ein günstiges Mitbringsel sucht, für den gibt es in so einem Laden (aber auch in vielen Touristen-Shops) Päckchen mit Stäbchen-Sets, die trotzdem recht gute Qualität haben und typische Touri-Motive wie Samurais oder Hello Kitty zeigen. Da bekommt ihr fünf Stäbchen-Paare schon für umgerechnet 5-6 Euro.

Der Fushimi Inari

Und nach unseren vielen schönen Ablenkungen auf dem Weg, machten wir uns endlich auf in Richtung des weltberühmten Schreins Fushimi Inari. Bekannt ist er vor allem für seine unzähligen roten Tore. Diese sind ein beliebtes Foto-Motiv und werden direkt mit Japan und Kyoto in Verbindung gebracht. Laut der Legende, soll man Hand in Hand durch diese Tore schreiten. Die Beziehung mit der Person, mit der man vom ersten bis zum letzten Tor Händchen hält, wird dann laut Legende für immer halten. Wir hatten uns natürlich vorgenommen, den Fushimi Inari ebenfalls Hand in Hand zu Dritt zu besuchen.

Bevor wir unsere Tour starteten, ließen wir uns erneut ablenken. Ein Shop mit Souvenirs forderte unsere Aufmerksamkeit. Ich habe zugeschlagen, denn ich hatte schon vor Jahren eine Hello Kitty im Kimono gesehen, die komplett aus Kimonostoff besteht. Ich hatte mir vorgenommen, mir so eine Hello Kitty zuzulegen, sollte ich sie in Japan finden. Das war meine Chance! Es gab sogar ein Vorteilspack und so konnte ich auch ein paar Freunden etwas tolles als Mitbringsel kaufen. Danach kam eine sehr wunderliche Japanerin mit Ohrschützern auf uns zu und fragte uns, wo wir herkommen mögen. Sie war wirklich sehr sehr wunderlich, aber supernett und es sollte nicht unsere letzte Begegnung mit ihr sein. Wir trafen sie in den vielen roten Toren noch einmal wieder und schossen ein Foto zusammen.

Und dann ging es ENDLICH zum Fushimi Inari. Wir sichteten die Karte und machten uns Hand in Hand auf den Weg. Was wir nicht wussten: Die Karte zeigte nur einen Ausschnitt des tatsächlichen Weges der Tore auf den ganzen Berg hinauf und dann wieder hinunter. So wurde der Weg am Ende länger als gedacht. Interessant ist, dass die 1000 Tore alle durch Spenden von Unternehmen, Familien und Einzelpersonen gestiftet sind. Deswegen sind alle Tore mit unterschiedlichen Namen beschriftet. Die kleinste Art der Tore kostet um die 1700 Euro. Der Berg, den wir erklommen haben, ist 233 m hoch. Wir haben für den gesamten Weg gut 3-4 Stunden gebraucht. Alles Hand in Hand. Uns war auf einmal klar, wieso die Beziehung danach ein Leben lang halten muss. Wenn man solch verschwitzte Hände durchhält, schweißt (ha – welch Wortspiel) einen das förmlich zusammen.

Besonders einprägsam sind neben den roten Toren auch die unzähligen kleinen Figuren und Statuen, kleine Schreine und die Natur. Man sollte sich für diesen wunderbaren Berg unbedingt Zeit nehmen, er hat so wahnsinnig viel zu bieten! Nach unserer wirklich tollen und auch etwas anstrengenden Wanderung, waren wir dann aber auch überglücklich, die Hände wieder loslassen zu können. Wir hatten dann erstmal Hunger und haben uns quer durch die Stände auf der Straße vor dem Schrein gefuttert.
Da gab es neben den obligatorischen Taiyaki-Fischen, gefüllt mit roten Bohnen oder Vanillesoße auch Takoyaki, kleine Oktopusbällchen mit einer Soße und Mayo. Außerdem hatte ich ein paar kleine Gyoza, gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, Zwiebeln und Soße. Sabi hat dann noch einen Teigspieß probiert. Takoyaki waren so gar nicht meins, was aber vor allem an der Konsistenz liegt, die ich so gar nicht mag. Oktopus ist so wahnsinnig zäh. Die Gyoza waren superlecker, genauso wie das Taiyaki.

Kiyomizudera – Klappe, die Erste

Unser nächstes Ziel sollte eigentlich der Tempel Kiyomizudera sein. Allerdings hatten wir im Fushimi Inari so viel Zeit verbracht, sodass wir erst gegen 17 Uhr beim Kiyomizudera eintrafen. Die meisten Tempel und Schreine schließen gegen 16 Uhr. Falls ihr Japan besuchen möchtet, plant also so, dass ihr die Tempel möglichst vormittags erledigt! Trotzdem haben wir uns in der Gegend und im Außenbereich des Tempels umgeschaut und die Aussicht genossen. Außerdem haben wir ein paar Läden erkundet. Die Stufen im Kiyomizudera sind übrigens in einem sehr merkwürdigen Maß gebaut. Ein Schritt ist zu kurz und zwei Schritte zu lang, um eine Stufe zu überwinden. Unfreiwillig tippelt man also umher auf diesen Stufen. Als langsam die Sonne unterging, beschlossen wir, ins nahe gelegene traditionelle Viertel Gion Shinbashi weiterzuziehen.

Gion Shinbashi

Gion Shinbashi ist nicht einfach nur traditionell, es ist die typische japanische Nachbarschaft, die man von Kyoto erwartet. Überall finden sich alte Holzhäuser und die Kulisse erinnert an den Film „Die Geisha“. Dort ist die Chance übrigens am größten, auf eine echte Geisha zu treffen. Wir hatten da kein Glück, aber die Umgebung hat und auf jeden Fall entschädigt. Kleine Gassen, rote Zäune, Flüsse und schummrig beleuchtete Straßen.

Zum Abschluss des Tages kehrten wir in einer Bar ein, die Soba anbot. Soba ist ein Nudelgericht aus dunklen Buchweizennudeln. Es wird heiß oder kalt serviert. In der kleinen Bar bestellte man nicht am Tresen oder beim Kellner, sondern am Eingang direkt bei einem Automaten, an dem man auch bezahlte. Man bekam dann eine Marke, ähnlich einer Wartenummer und konnte sich an den Tresen setzen. Diese Bar war wirklich winzig, es hatten an der Bar nur ungefähr 8 Personen Platz. Sehr urig und gemütlich. Dem Koch konnte man beim Kochen zusehen. Würzen konnten wir das Soba anschließend selbst mit Essig und Chili-Soße. Soba ist seit diesem Abend zu meinem japanischen Lieblingsnudelgericht avanciert und hat damit das viel verbreitete Ramen abgelöst. Diese Stärkung war an dem Abend dringend nötig, nachdem wir so viele Schritte getan hatten.

Innenstadt von Kyoto und Book-Off Store

Nach unserem Abendbrot machten wir noch die Innenstadt von Kyoto unsicher. Dort gibt es unzählige Shopping-Straßen. Besonders angetan hatte es uns der Book-Off Store. Dort gibt es gebrauchte Mangas, DVDs, CDs und Merchandise. Wir sind wieder mal eher zufällig dort hineingestolpert und diese Stores für uns entdeckt. Gerade beim Merchandise gibt es viele kleine Sammelfiguren, die super Mitbringsel sind oder einen selbst begeistern können. Es wurde im Verlauf der Reise zur Tradition direkt die Book-Off Stores anzusteuern. Ich habe unter anderem wunderschöne Häkelbücher gefunden. Dafür sollte man nur die passenden Vokabeln und ein paar Fragesätze parat haben, denn die Läden sind nicht gerade klein und es fällt mitunter schwer, das zu finden, was man sucht. Aber die Mitarbeiter waren stets sehr hilfsbereit und haben uns gut weitergeholfen. Also auch hier eine klare Empfehlung und sozusagen ein Insider-Tipp für euch: Book-Off Store. 🙂

Nach unserer gemütlichen Shopping-Tour sind wir wieder in Richtung Ferienwohnung aufgebrochen und haben den ganzen Tag sehr entspannt Revue passieren lassen, bevor wir wie jeden Tag völlig geschafft und glücklich in die Laken gefallen sind.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr, wie wir eine wahre Tempel-Tour in Kyoto absolvierten und am Ende im wunderschönen Bambuswald in Arashiyama landeten. Folgt uns also auch dann wieder auf unserer Entdeckungstour – das erste Mal in Japan!

EURE HACHIDORI

Japan – Tag 4: Ghibli-Museum, Tokyo-Station und die Ankunft in Kyoto

Hallo meine lieben Leser,

heute erwartet euch die hoffentlich sehnsüchtig erwartete Fortsetzung meines Japan-Reisetagebuchs. Wie ich schon im letzten Beitrag angekündigt hatte, war Tag Nr. 4 unser letzter Tag in Tokyo und unser Anreisetag in Kyoto.
Man könnte meinen, dass knapp drei Tage in Tokyo viel zu wenig wären. Das kann ich zwar bestätigen, aber ich hatte das Gefühl, wir wären schon viel länger dort gewesen. Ich habe mich so wohl gefühlt, als wären wir locker eine Woche in dieser tollen Stadt gewesen.

An diesem Tag begann der Morgen mit dem Zusammenpacken unserer Sachen, da wir die Wohnung zu einer bestimmten Zeit verlassen sollten. Wir planten, unser Gepäck gegen eine Gebühr bei einer Gepäckaufbewahrungsfirma in der Tokyo Station abzugeben. Der Service war klasse und wir zahlten pro Person 8 Euro für den ganzen Tag. Das war fair. So waren wir sicher, dass unser Gepäck gut bewacht wurde und, dass wir nicht unnötig viel mit uns herumschleppten.

Denn wir hatten eine ganz besondere Station vor uns, bevor wir nach Kyoto weiterreisen würden. Wir fuhren zum Ghibli-Museum.

Nach einer längeren Fahrt mit der S-Bahn kamen wir an einem Bahnhof an, der uns mit einer ganz besonderen Überraschung erfreute. Hier waren überall Plakate, die Figuren der Charaktere aus der Anime-Serie „Detektiv Conan“ zeigten. Da wir alle Fans dieser Serie sind, waren wir sehr gespannt, was es damit auf sich haben sollte. Wie sich herausstellte waren die Plakate Teil einer Stempelaktion. An verschiedenen Bahnhöfen waren Stempelstellen installiert. Die Stempel konnte in einem dafür vorgesehenen Heft gesammelt werden. An unserem letzten Tag schafften wir natürlich nicht, alle Bahnhöfe zu erreichen, dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, die Aktion mitzumachen.

Ziemlich aufgeregt waren wir aber erst, als wir mitbekamen, dass in dem Bahnhof die Durchsagen von der japanischen Synchronstimme von Conan gesprochen wurden! Genau wegen solchen Dingen liebt man doch Japan!?

Zu Fuß machten wir uns nach dem Ergattern unseres ersten Stempels auf den Weg zum Ghibli-Museum. Durch japanische Nachbarschaften, vorbei an einem kleinen Bach, führte der Weg hin zum Eingang des viel gepriesenen Museums. Viel ist über das Innenleben des Museums nicht bekannt, da keine Fotos erlaubt sind. Dementsprechend waren unsere Erwartungen sehr schwammig.

Am Eingang haben uns die Gestaltungen im Stil der Filme des Studio Ghibli empfangen. Eine lange Schlange von Menschen stand bis zum Eingang. Karten gibt es nur durch Reservierung. Wie ihr das macht habe ich in einem meiner Beiträge erklärt.

Am Eingang wurde unser Voucher gegen die Eintrittskarte eingetauscht. Die Eintrittskarte ist spektakulär. Man bekommt ein wunderschönes Negativ, welches eine Szene aus einem Ghibli-Film zeigt.

Der Innenraum war ähnlich schön gestaltet wie der Außenbereich. Die Architekten dieses Gebäudes waren einfach grandios. Wer allerdings eine Art Disneyland in Ghibli-Manier erwartet, sollte seine Erwartungen etwas herunterschrauben. In diesem Museum wird sich vor allem mit der Geschichte und Machart der Ghibli-Filme beschäftigt. Hier können Zimmer voller Originalskizzen und -drehbücher bestaunt werden oder es wird gezeigt, wie einzelne Szenen koloriert wurden. Beim Rundgang solltet ihr außerdem die Schuhe schnell mal ausziehen können, denn es gibt in japanischer Manier Bereiche, die ihr nur in Socken betreten dürft. Neben dem Rundgang finden sich zwei kleine Shops und ein Cafe sowie ein gestalteter Außenbereich im Museum. Viele kleine Details laden zum genauen Erkunden ein.

Das Museum ist klein, aber fein und wir haben einige Zeit dort herumgebracht. Danach machten wir uns wieder auf den Weg zum Bahnhof. Auf dem Rückweg ergatterten wir einen weiteren Stempel. Die letzte Stunde vor unserer Abreise vertrieben wir uns in der Tokyo Station und kauften ein bisschen ein. Wer es auf typisch japanisches Shopping und auf Anime-Charaktere sowie Maskottchen abgesehen hat, sollte sich die Tokyo Station nicht entgehen lassen. Dort hätten wir uns gern noch mehr Zeit genommen, doch unser Shinkansen wartete auf uns, der uns nach Kyoto bringen sollte.

Deswegen holten wir unsere Koffer ab und machten uns auf zum Bahnsteig. Übrigens: Ein Shinkansen ist ein japanischer Schnellzug, der bis zu 300 km/h schafft. Wir schafften die rund 460 Kilometer zwischen Tokyo und Kyoto innerhalb von 3 Stunden. Dazu muss man bemerken, dass der Shinkansen sehr viel Komfort bietet. Aber dazu später mehr.

Zuerst ließen wir uns am Bahnsteig nieder, unser Zug war noch nicht am Bahnsteig eingetroffen. Gerade, als wir mit unserem Gepäck Platz nahmen, kam ein Japaner auf uns zu und drücke uns eine Tüte in die Hand. Als ich hinschaute, entdeckte ich drei heiße Automatenkaffee. Als ich mich bedankte und ihm sagte, dass das doch nicht nötig wäre, winkte er ab und meinte, dass das schon so in Ordnung wäre. Das war sehr nett und in Deutschland hätte man wahrscheinlich nicht einmal daraus getrunken, aber in Japan ist es gar nicht so unüblich, dass man als Ausländer einfach so etwas geschenkt bekommt. Die Japaner möchten ihr Land einfach so gut wie möglich präsentieren und den Aufenthalt dort so angenehm wie möglich machen, hat uns später auf der Reise jemand erklärt.

Mittlerweile war auch der Zug eingetroffen und die Putzkolonne durchgerauscht. Es war wirklich beeindruckend, die Putzfrauen in ihren pinkfarbenen Uniformen zu beobachten, wie sie in Sekundenschnelle den Shinkansen säuberten. Ich hatte vorher schon eine Dokumentation gesehen, in der erklärt wurde, dass dieser gründliche Schnellputz eine besondere Ausbildung benötigt.

Wir kauften uns vor der Abreise noch kurzfristig ein Bentou, eine japanische Box voller lokaler Spezialitäten. Natürlich gibt es auch immer ein paar Standardgerichte zu erwerben. Ich hatte mir beispielsweise ein klassisches Tonkatsu (paniertes Schweineschnitzel) mit Reis, einer Salzpflaume und eingelegtem Gemüse ausgesucht.

Als wir den Shinkansen betraten, war ich zunächst wahnsinnig erstaunt, wie geräumig dieser Zug ist. Zwischen den Sitzen war extrem viel Platz. Ich konnte den Koffer hinter den Sitz meines Vordermanns stellen und hatte bis zu meinen Knien immer noch jede Menge Platz. Auch die Toiletten waren mehr als geräumig und boten viel Luxus. Generell war der Zug wunderbar leise. Ungewohnt war nur, dass bei großer Beschleunigung ein ähnlicher Druck auf den Ohren lastete, wie in einem Flugzeug. Aber alles andere war perfekt. Ruhig lag der Schnellzug auf den Schienen, raste durch die Nacht – an zahllosen Städten vorbei und durch viele lange Tunnel – in Richtung Kyoto.

Nach drei Stunden Fahrt erreichten wir endlich die Kulturhauptstadt Japans – das schöne Kyoto. Schon am Bahnhof merkten wir, dass die Stimmung dort ganz anders war als in Tokyo, der großen bunten Metropole. Auch Tokyos Atmosphäre war wundervoll, allerdings hatte Kyoto direkt etwas ganz familiäres an sich.

Nachdem wir den Bahnhof verließen, wandten wir uns nach rechts zu den Taxis. Unsere Gastgeberin Maki, bei der wir übernachten sollten, hatte uns vorher per Nachricht auf LINE (asiatischer Messenger, vergleichbar mit Whatsapp und mit viel süßeren Stickern) mitgeteilt, dass wir ihr Haus so spät abends am besten mit dem Taxi erreichen könnten. Man muss hierzu sagen, dass man in Kyoto vor allem mit dem Bus vorwärts kommt. So bequem wie in Tokyo, wo wir mit dem JR-Pass fast überall mit den JR-Linien hinfahren konnten, war es in Kyoto leider nicht. Aber wir haben uns einfach immer die Tageskarte von Kyoto besorgt und sind dann mit dem Bus zu unseren Zielen gefahren.

Also haben wir einen Taxifahrer angesprochen, der ein wenig Englisch konnte. Trotzdem war es von unverzichtbarem Wert, dass wir die Adresse unserer Gastgeberin vorzeigen konnten – nicht nur auf Papier, sondern auf Google Maps. Da es eine Unterkunft am Stadtrand war, war die Adresse dem Taxifahrer nämlich nicht ganz geläufig.

Wir fuhren los. Ich saß auf dem Rücksitz und genoss den Ausblick aus dem Autofenster. Kyoto zog im Dunkeln an mir vorbei und wir konnten einige erste Highlights erhaschen. Wir sahen ein paar Straßenabsperrungen, ähnlich denen an der Baustelle in Tokyo. Dieses Mal waren es aber keine süßen Enten, sondern der Hauptcharakter Ruffy von One Piece, der dort als Gestaltung gewählt wurde.

An uns vorbei zogen moderne und weniger moderne Häuser und wir kamen in immer ruhigere Wohngegenden. Wir wussten zwar, dass das Haus von Maki auf einem Berg lag, aber wir wussten nicht, dass wir uns bei unserer abendlichen Ankunft niemals selbst durch die zahllosen kleinen Gassen gefunden hätten. Bei Tag konnte man sich alles viel besser einprägen.

Der Taxifahrer hatte es fast geschafft, da musste er um eine mehr als knapp bemessene Kurve biegen. Es war so eng, dass er anhielt und aussteigen musste, um einzuschätzen, dass er mit dem Spiegel an der Mauer vorbeikommt.
Er bestand drauf, dass wir nicht aussteigen und zu Fuß weitergehen, denn er hatte den Anspruch, seinen Auftrag zu Ende zu bringen. Wahrscheinlich war ihm auch nicht wohl dabei drei ausländische Mädels mit so viel Gepäck diesen Berg hochzuschicken.
Besonders gut hat mir an den Taxifahrern und auch sonst allen Fahrzeugführern in Japan gefallen, dass sie alle weiße Handschuhe trugen. Da hat man sich gleich total wichtig gefühlt. 😉

Nach mehreren Anläufen schaffte der Taxifahrer es, sich mit dem Auto durch die Enge zu manövrieren. Er hielt vor Makis Haus. Die Steigung war wirklich sehr steil, sodass es sehr komisch war, auszusteigen und das Gepäck zu entladen. Ich hatte die ganze Zeit die Befürchtung, das Auto würde gleich auf uns zurollen. 😀

Maki hatte anscheinend das Taxi gehört und kam aus dem Haus, öffnete die kleine Tür ihres Gartens und stieg die teilweise schiefen Steintreppen hinunter, um uns zu begrüßen. Sie war eine wahrlich tolle Erscheinung, sie hatte warm strahlende Augen und kuschelte sich in eine dicke Wohnjacke (schließlich war es Februar und in Kyoto war es sehr viel kälter als in Tokyo, da es in einer Art Senke liegt). Freundlich nahm sie uns in Empfang, während wir den Taxifahrer entlohnten und uns fragten, wie er es rückwärts den Berg herunterschaffte, denn wenden konnte er dort nicht.

Als wir in Makis Haus eintraten umfing uns nicht, wie in Deutschland im Winter, eine wohlige Wärme, sondern es war erstaunlich kalt. Wie auch schon im Apartment in Tokyo hatte dieses traditionelle Haus keine Zentralheizung. Es bestand nur aus dünnen Holzwänden. Dazu gab es Schiebetüren, die nach außen hin Glasfenster hatten und eine zweite Front Schiebetüren, die mit Pergament bespannt waren. Um das Haus gab es einen kleinen Dachvorsprung, unter dem eine Art Holzweg um das Haus führte. Ich konnte mir gut vorstellen, wie man im Sommer auf dieser schmalen Veranda Füße baumelnd saß und den Sonnenuntergang genoss.

Doch zurück zu unserer Ankunft. Als Maki uns in unsere Zimmer führte, öffnete sie die Schiebetür zu unserem eigenen kleinen Wohnraum und uns verschlug es die Sprache. Die Schiebetür nach außen war geöffnet und so empfing uns ein atemberaubender Blick über die ganze Stadt, die in der dunklen Februarnacht wunderschön glitzerte. Wir waren ergriffen. Alles, was ich herausbekam, war ein leises „Wow“.

Danach zeigte Maki uns im Detail die zwei Zimmer, die für die nächsten Tage unser Zuhause sein sollten. Eine Art Wohnraum mit einem Kotatsu (Tisch mit Heizdecke) und ein Schlafraum mit Platz für drei Futons, beide getrennt durch eine Schiebetür und jeweils mit einem Fenster, welches den Blick auf die Stadt freigab.

Wir setzten uns mit Maki an den Tisch in ihrer Wohnstube, die eine Wohnküche beherbergte. Sie wollte uns kennenlernen, servierte uns erstmal einen warmen Tee und stellte uns ihre beiden süßen Katzen vor. In der Wohnstube war es dank des Heizstrahlers wohlig warm. Auf dem Tisch lagen eine Menge Karten und Informationen und sie wollte gleich mit uns den Plan für die nächsten Tage besprechen, um uns ein paar Tipps zu geben, da sie morgens schon aus dem Haus sein würde, ehe wir aufgestanden wären. Auch in der Wohnstube stand der Tisch vor einem großen Panoramafenster mit Blick auf die Stadt. Wir unterhielten uns gut und schauten etwas fern mit Maki zusammen. Danach entließ sie uns zum Auspacken und Frischmachen, bevor wir uns bettfertig machten. Wir saßen noch einige Zeit mit den Beinen unter dem Kotatsu, der uns zumindest die untere Körperregion wärmte. Um den Oberkörper habe ich mir eine dicke Decke geschlungen, da es bei meinem Sitzplatz von hinten etwas gezogen hat. Das war aber überhaupt nicht ungemütlich, es war wunderbar, die Kälte zu spüren und es trotzdem so annehmlich zu haben. Der Blick aus dem Fenster entschädigte für alles und wir bereiteten noch ein paar Sachen für den nächsten Tag vor. Dann begaben wir uns ins Bett.

Wir hatten vorher noch nie auf Futons geschlafen. Das sind dünne Matratzen, vergleichbar mit dicken Daunenbetten, die auf dem Boden liegen. Der Boden selbst besteht aus Tatami, aus Strohmatten. Maki hatte uns wegen der Kälte und, weil wir noch keine Futon-Erfahrung hatten, je zwei Futons übereinander gelegt. Über uns hatten wir jeder eine dicke Daunendecke und zwei normale Kuscheldecken. So eingemurmelt ließ es sich leben. Unter den gefühlt 15 Schichten Decken hatten wir es uns gemütlich gemacht und wärmten gerade etwas auf, als wir merkten, dass jemand die Lampe löschen musste. Über uns baumelte eine alte Lampe, bei der man noch an einer Strippe ziehen musste. Das war total nostalgisch und passte in den Raum. Die Lampe hatte sogar mehrere Abstufungen. Als sie gelöscht war, fielen wir in einen glücklichen, erschöpften und unfassbar erholsamen Schlaf ohne jede Rückenschmerzen, vor denen man bei Futons immer Angst hat.

Und wieder war ein toller Tag im Traumland Japan vorüber. Der Tag war nicht ganz so ereignisreich wie die vorhergehenden, aber diese Entschleunigung tat uns allen sehr gut.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr nicht nur, wie wir Kyoto das erste Mal bei Tageslicht sahen, sondern auch, wie wir gleich am ersten Tag einige der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Kyotos kennenlernten und eine neue Leibspeise fanden.
Bis dahin!

EURE HACHIDORI

Japan – Tag 1: Der Hinflug & Ankunft in Tokyo

Hallo liebe Leser,

endlich geht es los mit dem großen Reisetagebuch zu meiner Japanreise. Und natürlich fangen wir chronologisch mit dem ersten Tag und der damit verbundenen Anreise an.

DRESDEN > FRANKFURT

Gestartet sind wir in den sehr frühen Morgenstunden eines kalten und ungemütlichen Februartages. Unser Startpunkt war dabei die sächsische Stadt Dresden. Mit unserem ganzen Gepäck sind wir mit den öffentlichem Verkehrsmitteln zum Flughafen gefahren. Dort war um diese Uhrzeit nicht wirklich viel los, wir sind hoch auf die Aussichtsplattform gegangen, nachdem wir das Gepäck abgegeben hatten, um vor der Sicherheitskontrolle noch etwas zu entspannen. Soweit das eben möglich war, denn wir waren natürlich aufgeregt. Unser Plan, vor den Flügen noch Sportübungen zu machen, wurde zunichte gemacht von der schummrigen Beleuchtung und der Dunkelheit vor den bodenlangen Fenstern, durch die wir versuchten Flugzeugstart oder -landung zu erhaschen. Da saßen wir nun, ungeduldig in unseren bequemen Klamotten, die wir uns für den langen Flug gewählt hatten. Wir hatten uns ein bisschen Proviant mitgenommen, welchen wir nun als Stärkung zu uns nahmen. Danach sind wir gemütlich durch die Sicherheitskontrolle gegangen und haben uns in den Wartebereich gesetzt. Meine Flugangst war wie weggeblasen, denn auf der Strecke Dresden – Frankfurt bin ich oft auf Geschäftsreisen geflogen. Das machte sich bemerkbar, weil ich so zum Beginn gleich ein Heimspiel hatte und so meine Flugangst praktisch nicht existent war. Falls ihr euch erinnert, hatte ich in einem Beitrag vor der Reise von dieser Flugangst erzählt. Umso größer war nun meine Freude, dass meine Befürchtungen umsonst waren. Vielleicht hatte mir die gute Vorbereitung und die Techniken aus dem Flugangst-Forum geholfen.
So. Wir waren also im Wartebereich. Letzte wichtige Infos wurden diskutiert, das Reisegeld übergeben (das hatte ich für alle umgetauscht – money, money, money, hihi) und noch ein bisschen entspannt. Und als das Boarding begann … war ich entgegen meiner Vermutungen auch entspannt. Entspannter als jemals bei einem Flug zuvor. Und auf einmal hatte ich das Gefühl, es geschafft zu haben. Da habt ihr richtig gehört! Ich war selbst erstaunt, wo doch dieser lange Flug noch vor mir liegen sollte, hatte ich trotzdem schon das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Wie sagt man doch? Der Weg ist das Ziel. Und ich denke, das beschreibt mein Gefühl ganz gut. Ich hatte so viele Monate alles geplant und vorbereitet, dass ich in diesem Moment einfach nur glücklich war, dass es endlich losging. Außerdem war ich beruhigt, da uns eine ganz liebe Freundin schon im Vorhinein ganz lieb bei der Sitzplatzbuchung unterstützt hatte und wir auch dank ihr auf jedem Flug zusammen saßen. Auch das beruhigte mich.

Unser erster Flug von Dresden nach Frankfurt war sehr ruhig und dauerte wie immer nur circa 40 Minuten. Ein kleines Getränk und schon war der Flug vorbei.

FRANKFURT > OSAKA

So kamen wir in Frankfurt am Main an und liefen auch dort entspannt und gemütlich durch die Sicherheitskontrolle. Danach sind wir in das Terminal gelaufen, von welchem wir nach Japan fliegen sollten. Auch da waren wir früh genug dran und haben gewartet. Ich bin währenddessen kurz in die Lounge und habe Essen für uns stibitzt, da mein Vielfliegerstatus Ende Februar auslief, wollte ich das noch nutzen. 🙂 Die Lounge in diesem Terminal ist übrigens noch viel komfortabler und hat ein gefühlt 50 Meter langes Panoramafenster. Sehr zu empfehlen.

Als wir dann endlich zu unserem Gate durften, waren wir sehr erleichtert, dass wir wieder ein Stück weiter waren. Denn das durfte man erst ab einer bestimmten Zeit vor dem Abflug, was mir auch noch nicht bekannt war. Und jetzt kommt eines der Highlights. Als wir das Gate erreichten, war dort tatsächlich direkt daneben eine Gaming-Ecke. Dort hatte man verschiedene Spiele, mit denen man sich die Zeit vertreiben konnte! Wie cool war das denn!? So hatten wir schlussendlich doch noch die Chance, unsere Sportübungen vor dem langen Flug zu machen, denn es gab das Tanzspiel „Just Dance“. Nachdem wir uns dort etwas verausgabt hatten, haben wir auf unser Boarding für den Flug nach Osaka gewartet. Viele fragen uns, warum wir erst nach Osaka geflogen sind, um dann nach Tokyo zu fliegen. Wieder andere fragen, warum wir nicht gleich in Osaka gestartet sind, weil wir die Stadt später doch sowieso besuchten. Nunja, ganz einfach. wir wollten in Tokyo starten und uns dann nach Süden vorarbeiten bis nach Fukuoka. Außerdem war dieser Flug billiger als ein Direktflug. Und es war nicht so stressig, wie wir vorher glaubten. Es war im Gegenteil mal ganz schön, sich zwischendurch die Beine zu vertreten.

Doch zurück zum Boarding in Frankfurt. Ich war nämlich schon ganz hibbelig, die große Boeing 747 zu sehen und sie ist wahrlich groß. Kein Vergleich mit dem A380, aber sie ist groß und ich war vorher noch nie in so einem großen Flieger unterwegs. Für mich war das ein absolutes Highlight. Wobei ich rückblickend sagen muss, dass wir in der japanischen Maschine auf dem Rückflug viel mehr Beinfreiheit hatten. Komisch, wenn man bedenkt, dass die Japaner kleiner sind. Allerdings war auch die Maschine kleiner und vielleicht lag es auch daran. Ich war jedenfalls überwältigt von der 747 und war schon gespannt aufs Essen und das Bord-Entertainment. Tatsächlich gab es zur Einstimmung auf Japan sofort die Wahl zwischen normalem und japanischem Menü. Außerdem gab es in der Bordküche jederzeit Onigiri (japanische Reisbällchen), wenn man Hunger bekommen sollte. Später auf dem Flug sollte ich auf einmal großen Hunger bekommen und habe gleich drei Stück in mich reingestopft und fünf Becher Wasser geleert. Zu Beginn des Fluges überwog die Freude und Euphorie und wir fingen sofort an, das Bord-Entertainment zu untersuchen. Da konnte man staunen, welch reichhaltige Film- und Serienauswahl der Flieger hatte (für mich, da ich ja kein Serien-/ Filmjunkie bin). Auch ein paar Minispiele waren dabei. Ich habe mir die Zeit also unter anderem mit dem guten alten „König der Löwen“ vertrieben. Ich konnte leider nicht einschlafen, weswegen ich versuchte mich mit Filmen und Musik in den Schlaf zu wiegen. Leider gelang es mir nur, knapp eine Stunde zu schlafen, was auch unseren Vordermännern zu verdanken war, die den ganzen Flug in der Lautstärke von Brüllaffen eine Unterhaltung führten. Da waren selbst meine Kopfhörer machtlos. Dafür war das Essen wirklich ein Highlight, es hat für das allseits belächelte Flugzeugmahl doch sehr fabelhaft geschmeckt.

Ausgestattet wurde man im Flugzeug neben Kopfhörern übrigens mit einem Kissen und einer Decke, was ich sehr angenehm fand. Aber auch meine eigenen Kopfhörer passten in die Buchse, was natürlich noch besser war. Ansonsten hatte ich mir für den Flug megaviel Beschäftigung mitgenommen (Rätselhefte etc.). Am Ende habe ich nichts davon gebraucht. Ich habe mir Filme angeschaut und versucht zu schlafen, ab und zu die Beine vertreten, die Wolken oder die Aussicht genossen und auf dem Radar geschaut, wo wir gerade sind. Es gibt an Bord so unglaublich viel zu entdecken. Sogar die Toiletten waren überraschend sauber, bis auf eine, die aber im Nu wieder gereinigt war. Ihr lacht vielleicht über diesen Fakt, aber saubere Toiletten sind ein wichtiges Thema, wie ich finde und dieses Thema wird euch auf jeden Fall nochmal in Japan erwarten, da japanische Toiletten für sich genommen schon eine Attraktion sind. 😉 Um es kurz zu machen – der Flug von 11 Stunden vergeht … na? … hihi … wie im Flug! Ha..ha..ha.. okay, der war nicht gut… aber irgendwoher kommt dieser Spruch ja auch…

ANKUNFT IN OSAKA

Als wir nun endlich das japanische Meer überquerten und das erste Mal japanisches Festland sahen, war es um uns praktisch schon geschehen. Tatsächlich war es ein magischer Moment, aber man konnte es noch nicht greifen und erst recht nicht realisieren. Der Anflug auf Osaka war etwas merkwürdig, da der Flughafen auf einer kleinen Insel vorm Festland ist. Kurz vor der Landung sieht man nur Wasser. Das war schon etwas merkwürdig, aber auch witzig. Und dann waren wir mit einem großen RUMMS in Japan gelandet.

Erkannt haben wir das auf den ersten Blick erstmal nur an der japanischen Werbung die irgendwo hing. Richtig bewusst war es uns aber noch lange nicht, auch nicht, als uns im Flughafen erstmal ein Pikachu und eine freundliche Klopapierrolle begrüßten. Wahrscheinlich waren wir einfach zu gerädert vom Flug und von der Aufregung.

Danach erwartete uns erstmal ein „Einwanderungs“-Prozedere. Wir gingen eine Treppe hinunter und auf einmal sah ich eine richtig kitschige Reklame und musste weinen. Warum? Weil mir in diesem Moment so richtig bewusst war, dass ich da bin. In Japan. Meinem Traumland. Das war ein unbeschreibliches und erhebendes Gefühl. Ich habe mich so sehr gefreut, ich konnte nicht anders, als ein paar Freudentränen zu verdrücken, denn ich war so so so glücklich. Neben der obligatorischen Passkontrolle erwarteten uns nett aussehende Japanerinnen an, auf den ersten Blick, Imbisswagen (wie im Flieger) … aber nein… das waren Maschinen zum Abgeben der Fingerabdrücke! Dann noch ein Stempel in den Pass und los ging es!

Wir sind dann schleunigst durch die Sicherheitskontrolle und haben unser Gepäck neu aufgegeben. Das muss man so machen, wenn man einen anschließenden Inlandsflug hat. Das hat den Grund, dass die Leute sehen wollen, dass jemand zum Gepäck gehört. Hat alles reibungslos geklappt, so wie alles in Japan – seufz. Aber dazu später mehr.  Danach ging es also noch einmal durch eine Kontrolle und dann konnten wir endlich etwas in Japan ankommen. Am Gate begrüßte uns ein kleiner Laden, wo ich mir auch sofort ein Onigiri, Mugi-cha (frei übersetzt „Strohtee“, schmeckt in etwa wie der Kinderkaffee Muckefuck) und Wasser kaufte. Dann konnten wir uns auch endlich unserer Thrombosestrümpfe entledigen, die wir vorsorglich anhatten. Ich war übrigens froh, dass wir das gemacht hatten, meine Beine fühlten sich auch so schon schwer an und ich will nicht wissen, wie das ohne Strümpfe gewesen wäre. Die haben schon echt was gebracht, auch wenn sie nicht wirklich schön sind. Kann ich nur empfehlen!

OSAKA > TOKYO

Dann ging es von Osaka nach Tokyo. Mit einer japanischen Airline. Die ein animiertes Belehrungsvideo hatte, in dem ein Roboter (gundam-like) alles erläuterte. Nun waren wir endgültig in Japan angekommen. 😀 Dieser Flug war allerdings komplett von Turbulenzen bestimmt, was mir durch den wenigen Schlaf viel mehr ausmachte, als ich zugeben möchte. Nicht schön. Aber es hat sich gelohnt, weil wir beim Anflug auf Tokyo den wunderwunderschönen Fuji-san sehen konnten. Und auch in Tokyo landeten wir mit einem großen RUMMS.

Wen wir am Flughafen trafen und was wir nach unserer Ankunft noch alles erlebt haben, bevor wir Schlafen gingen – das lest ihr im nächsten Artikel zu meiner Japanreise.
Coming soon! 😉

Ich hoffe der erste Artikel hat euch schon gefallen und ihr habt Lust auf mehr?

Bis bald,

EURE HACHIDORI

Reisetagebuch – Sächsische Schweiz – Lilienstein

Liebe Leser,

nachdem ich euch schon über den Pfaffenstein berichtete, möchte ich euch nun auch den Lilienstein in der Sächsischen Schweiz empfehlen.

Der Lilienstein liegt unweit vom Ort Königstein und in der Nähe des Örtchens Ebenheit. Da Ebenheit auf unserer Wanderkarte der nächste Ort war und wir dort mit dem Auto parken wollten, haben wir uns erstmal gründlich verfahren. Was wir nämlich nicht wussten: Ebenheit liegt eine Ebene weiter oben als Königstein und direkt von dort gibt es keine Zufahrtsstraße nach Ebenheit. Um dorthin zu gelangen, muss ein Umweg durch die umliegenden Orte gefahren werden. Wir aber gingen davon aus (weil so auf der Karte eingezeichnet), dass wir von Königstein aus direkt an der Elbe entlang fahren können, um dann nach Ebenheit zu fahren. Als wir unseren Fehler bemerkten, war es zu spät und wir erreichte eine Sackgasse. Aus diesem Grund entschieden wir uns, das Auto einfach direkt an der Elbe auf einem kleinen Parkplatz abzustellen, der uns während dieser Fahrt aufgefallen war. Direkt neben dieser Parkmöglichkeit war passenderweise ein Weg nach oben zum Lilienstein. Dieser Weg hatte es wirklich in sich, er war sehr steil und das Mädchen, welches vor uns lief und anscheinend auf dem Nachhauseweg von der Schule war, tat mir fast ein bisschen Leid, dass sie jeden Tag diesen Weg gehen musste. Stellt euch das mal vor! Jeden Tag mit der Fähre übersetzen und einen dermaßen steilen Berg hinauf. Folgt man diesem Weg, erreicht man die nächste Ebene in der Landschaft. 🙂 Dort oben liegt das kleine Örtchen Ebenheit, welches passend dazu diesen Namen trägt. Von unserem Weg aus hatte man einen tollen Blick auf den Lilienstein, der auf dieser Ebene thront.

Der Weg auf den Lilienstein ist eher geradlinig im Vergleich zum Pfaffenstein bzw. kam mir das so vor. Der Pfad führt wieder an mehreren ansehnlichen Felsen vorbei. Erneut führen steinerne und eiserne Treppen immer weiter nach oben, bis sich, nahe dem Gipfel des Tafelbergs, der Blick auf die Landschaft und die umliegenden Felsen des Liliensteins freigibt. Von hier aus hatten wir eine der vielen Aussichtsplattformen im Blick. Genau diese Aussichtsplattform sollte noch eine Herausforderung für mich werden. Weiter hinauf geht es wieder über eine steinerne Treppe, die aber breiter als ihre Vorgänger ist und mit den Felsen zu beiden Seiten eine mystische Ausstrahlung erhält. Dieses Bild rief in mir irgendwie Geschichten von Rittern, Burgen und Excalibur hervor, warum kann ich gar nicht so richtig sagen. Allerdings wird diese Wirkung auch dadurch unterstützt, dass überall moosbewachsene Stellen den Stein zieren.

Oben angekommen führte unser Weg vorbei an einem anderen Weg, der zu zwei Aussichtsplattformen führte. (Ihr erinnert euch? Die, die man von unten schon sehen konnte)
Ich wollte so gern dorthin, denn was wäre ein Aufstieg ohne den Aussichtspunkt? Um dorthin zu gelangen, war es nötig, eine eiserne Brücke zu überqueren. Diese verband zwei Felsen miteinander, unter der Brücke war eine Schlucht und natürlich konnte man durch die Brücke durchschauen. Noch dazu war es sehr windig. Ihr erinnert euch vielleicht daran, dass ich eine sehr ausgeprägte Höhenangst habe und ich sie zu bekämpfen versuche. Nun war es also nach der Leiter am Pfaffenstein wieder soweit. Ich war in der Zwickmühle, denn ich wollte die Aussicht sehen, aber diese 3 Meter Brücke über einen Abgrund und dann auch noch perfekt, um nach unten zu schauen, das war mir alles etwas viel. Nach einer geschlagenen Viertelstunde und dem Gefühl, ich würde es niemals schaffen, war ich wieder an dem Punkt angelangt, dass mich diese doofe Höhenangst nervte. Gemeinsam mit meinem Freund hab dann versucht, nur in seine Augen zu schauen und schwupps war ich drüben. Das Schwupps fühlte sich zwar eher nach einer halben Stunde an, aber hey, ich war drüben! Zur Belohnung gab es dann eine wunderschöne Aussicht und während mein Freund die zweite Plattform erkundete (dort waren wieder Leitern), habe ich eine kleine Pause eingelegt. Zurück das gleiche Spiel und danach machten wir uns auf, den Rest des Berges zu entdecken.
Wir wanderten einmal rund um den Lilienstein. Neben einer Baude, die leider geschlossen hatte, gab es auch ein Denkmal. Von dort aus hatten wir wieder einen super Ausblick. Ein kleines Mädchen spielte, während ihre Mutter am Denkmal saß und entspannte. Die Kleine war echt zuckersüß und kam zu uns und fragte: „Wie heißt du denn?“ und dann entwickelte sich ein sehr süßes Gespräch. Ihrem Wunsch, zusammen auf den Steinen herumzuspringen, sind wir dann leider nicht nachgekommen, weil wir nicht zu spät nach Hause aufbrechen wollten.


Der Abstieg war leider etwas unspektakulär mit vielen Metalltreppen und weniger Aussichten, dafür ging es aber durch ein kleines Waldstück. Danach ging es direkt zurück zu unserem Parkplatz und in die Ferienwohnung, gerade als das Wetter umschlug. Perfektes Timing also!

Fazit:
Auch der Lilienstein kann sich sehen lassen, war für mich landschaftlich sehr schön, obwohl mir der Pfaffenstein einen Tick besser gefiel. Der Lilienstein lädt zum Verweilen ein, da es viele schöne Aussichten und Plätze gibt, an denen man sich niederlassen kann. Außerdem kann man vom Lilienstein aus viele umliegende Felsen betrachten. Hier gibt es mal wieder eine Empfehlung für euch. 🙂

EURE HACHIDORI

Reisetagebuch – Sächsische Schweiz – Pfaffenstein

Meine lieben Leser,

endlich gibt es mal wieder einen Beitrag aus der Kategorie „Reisetagebuch“. Ehrlich gesagt war ich zwischendurch auch mal hier und mal da, aber ich habe einfach keinen passenden Zeitpunkt gefunden, darüber zu schreiben. Vielleicht hole ich das mal nach. Vorerst konzentrieren wir uns aber auf die aktuellsten Ereignisse. 😉

Im April war ich also in der Sächsischen Schweiz. Dazu muss man sagen, als Sachse kenne ich sie natürlich, aber es ist immer wieder auf besondere Art und Weise schön. Dazu kommt, dass ich meistens im Kindesalter oder im Rahmen von Ein-Tages-Ausflügen dorthin reiste. Dieses Mal sollte es aber Ziel meines ganz privaten Urlaubs mit meinem Freund werden, der auch mehr als einen Tag umfasste.

Tja und was macht man in der Sächsischen Schweiz bzw. dem Elbsandsteingebirge? Wandern, völlig klar. Wandern klingt für einige todlangweilig und ich gebe zu, dass ich bis vor ein paar Jahren noch genau so dachte. Ich verband mit dem Wort „Wandern“ immer Erinnerungen an langweilige Märsche mit meinen Großeltern. Als Kind war das einfach nicht so meine Welt.
Ein kleiner Exkurs, wie ich meine Liebe zum Wandern entdeckte: Um meinem Freund eine Freude zu machen (der nämlich gerne wandert), buchte ich unseren ersten gemeinsamen Urlaub zu zweit in den Alpen. „Wenn Gebirge, dann richtig.“, hatte ich gedacht. Ich sollte vielleicht erklären, dass es in meiner Heimatstadt zwar einen Hausberg gibt, dieser aber wirklich winzig ist. Ich hatte vor dem Alpenurlaub wirklich noch keinen „richtigen“ Berg gesehen und dementsprechend sprachlos stand ich dann am Fuße eines solchen Kolosses und fragte mich, wie ich das mit meiner Höhenangst überleben soll. Womit wir bei einem Thema wären, das ich eng mit dem Wandern verbinde. Ich habe extreme Angst vor Höhe. So richtig mit sich drehendem Untergrund und so, wenn ich irgendwo runterschaue. Deshalb sind gewisse Passagen beim Wandern, nun sagen wir, etwas problematisch. 😀 Trotz dieser Herausforderung entdeckte ich in den Alpen meine Liebe zum Wandern. Das Gefühl, oben auf dem Gipfel zu stehen war so erbauend und beim Wandern konnte ich so richtig den Kopf frei bekommen, dass ich richtig Blut geleckt hatte. Ich bin kein Profi oder so, aber es gibt mir etwas, aus meiner eigenen Kraft oben auf den Berg zu steigen und mich bei einigen Gelegenheiten meiner Höhenangst zu stellen. (Weil verdammt nochmal, die nervt mich ganz schön arg!) · EXKURS ENDE ·

Das erste Ziel in der Sächsischen Schweiz war der Pfaffenstein. Dieser Berg ist vielen bekannt durch einen sehr markanten Fels, der „die Barbarine“ genannt wird.
Die Barbarine ist durch ihr auffallendes Aussehen zum Symbol für das Elbsandsteingebirge geworden. Mit der Barbarine wird eine Sage verbunden, in der davon die Rede ist, dass sie eine versteinerte Jungfrau wäre. Ebendiese Jungfrau wurde von ihrer Mutter in die Kirche geschickt, stattdessen bestieg sie aber den Pfaffenstein, um Heidelbeeren zu suchen. Die Mutter erwischte sie und verwünschte ihre Tochter, sodass sie zu Stein wurde. So steht sie als versteinertes Mahnmal, um Kinder vor Ungehorsam zu warnen. Der Name der Barbarine wurde vom Namen der Jungfrau abgeleitet. Ebenfalls geläufig ist die Sage in einer anderen Version, in der die Jungfrau sich heimlich mit einem Jäger trifft und von einer Hexe verwünscht wird. (Vgl. Inkowik u.a.: Barbarine. https://de.wikipedia.org/wiki/Barbarine [Stand: 27.04.2017])
Welche Version besser gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Ich finde, beide Geschichten haben etwas für sich.

Der Weg auf den Pfaffenstein war für mich etwas abenteuerlich. Es gibt einen „leichten“ Aufstieg und einen „schweren“. Wir wählten den schweren Weg, weil an den Wegweisern nur stand, dass dieser Weg nicht für Hunde geeignet ist. Da wir das aber andernorts auch schon gelesen hatten, dachte ich mir nichts dabei. Hätte ich vorher einen genauen Blick auf meine Wanderkarte geworfen, wäre mir da ein kleines Leitersymbol aufgefallen. Da ich aber völlig unbedarft losgewandert bin, stand ich irgendwann vor einer eisernen Leiter, die sich zwischen den Steinen ihren Weg bahnte. Sie hatte ca. 12 Sprossen, war also nicht wirklich hoch, aber bei mir spielte sich gleich wieder mein Höhenangst-Szenario ab. Da ich den Weg nicht wieder komplett zurückgehen wollte, habe ich mich (mit Unterstützung) an die Leiter gewagt. Ich verleugne es nicht: Es war furchtbar. Oben angekommen, war ich froh, wollte aber nichts sehnlicher, als mich an eine Wand aus Fels zu pressen. Um mich herum gab es nämlich nur die Leiter und eine Aussichtsplattform, für die ich gerade zu geschockt war. Aber die Aussicht von der Felswand aus war trotzdem unbezahlbar schön! Wenn die Sächsische Schweiz etwas kann, dann sind es Aussichten! Nachdem ich mich von meinem kleinen Schock erholt hatte, ging es weiter aufwärts. Immer wieder schlängeln sich steinerne Treppen durch diverse Steinformationen. Wunderschön!


Oben angekommen fiel als erstes der Felsboden ins Auge und die Vegetation, die sich trotzdem hier durchsetzen konnte. Der Pfaffenstein wird bewirtschaftet, auf dem Weg kommt man direkt am Gasthaus vorbei. Zunächst führte uns der Weg aber weiter, immer der Beschilderung folgend, zur besagten Barbarine. Der Weg führte auch durch enge Felsspalten, es machte sich bezahlt, den Rucksack streckenweise abzusetzen.


Danach gönnten wir uns einen Tee im Gasthaus, dem eine kleine verwunschene Burgruine direkt gegenüber lag. Es sind gerade noch ein paar Mauern erhalten, die einen Grundriss erahnen lassen. Alles ist mit Pflanzen bewachsen und erzeugt ein romantisches Flair. Am schönsten war eine Rundung, die an einen Balkon erinnerte. Von dort aus hatte man einen super Ausblick. Ich frage mich immer noch, was das für eine Ruine war und ob die Nutzung vielleicht gar nicht so lange zurückliegt. Der karierte Fußboden, den ich in einem Raum entdeckte, sah jedenfalls nicht danach aus, als wenn er schon hunderte Jahre alt wäre. Aber der Kontrast dieses Musters mit dem Grün der Pflanzen und den alten Mauern hatte es mir echt angetan. Ich konnte meine Augen nicht davon lassen!

Aufgrund meiner Höhenangst und des Leiterdramas wurde für den Rückweg dann doch lieber der „leichte“ Abstieg gewählt. Rückblickend hat sich das auch landschaftlich gelohnt! Durch eine bewachsene Schlucht führt der Weg zu einer Art felsigem Platz. Zu allen Seiten ragen beeindruckende, riesige Felsen empor. An dem größten ist eine Plakette mit einem Porträt angebracht, die dadurch eine majestätische Ausstrahlung erhält. Direkt daneben führt eine schmale, steile Treppe direkt zwischen den riesigen Felsen empor. Doch für uns ging es weiter den leichten Abstieg entlang.


Langsam entfernten wir uns aus dem felsigen Gebiet und gelangten auf gepflasterte Wege und Waldpfade. Der leichte Abstieg führte um den Berg herum. Am Ende hatte man einen Blick auf die unendlich wirkenden Wiesen der Umgebung und auf den Königstein. Und so ging eine wunderschöne Wanderung zuende, die mich zwar mit einer Leiter ziemlich schaffte, aber mir mindestens ebenso viel schöne Momente bescherte.

Mein Fazit:
Den Pfaffenstein kann ich als Wanderziel nur wärmstens empfehlen, da er anspruchsvoll ist und wunderschöne Blicke gewährt. Caspar David Friedrich malte nicht umsonst so viele Blicke der Sächsischen Schweiz, sie sind einfach atemberaubend! Die Felsen haben etwas mystisches und eigentlich erwartet man hinter jedem Stein einen Kobold oder sowas. Wer Höhenangst hat, dem würde ich von Anfang an den leichten Aufstieg empfehlen! Ansonsten lohnen sich die Herausforderungen und Ausblicke für alle mutigen Wanderfans unter euch. 🙂

EURE HACHIDORI

London-Impressionen: Anreise und erste Eindrücke

Hallo liebe Leser,

ich melde mich zurück aus meinem Urlaub! London war das Ziel und leider verging die Zeit viel zu schnell. Ein paar Beiträge hier auf meinem Blog werden meine Sentimentalität und hoffentlich euer Interesse an dieser atemberaubenden Stadt vergrößern!
Heute möchte ich euch von der Anreise und meinen/unseren ersten Eindrücken berichten. Ich war nämlich mit meinen zwei besten Freundinnen unterwegs. Ich bin ewig nicht geflogen, weswegen ich natürlich auch ordentlich nervös war. Der Start beim Fliegen ist alles andere als schön, aber die Aussicht entlohnt alles wieder! Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass es in den Wolken immer etwas ruckelt und das, wo ich doch so ein Angsthase bin und Höhenangst habe. Solange das Flugzeug sich nicht geneigt hat, ging auch alles gut. Irgendwie begreift man ja doch nicht, dass man wirklich über den Wolken ist.
Nun endlich zu Großbritannien, England, London, wie auch immer! 😀 Ich finde das britische Geld sehr schön. Die Queen ziert die Geldscheine und auch Charles Darwin ist auf der 10-Pfund-Note zu sehen, auf dem übrigens auch ein Kolibri gedruckt ist 😉 (Anmerkung: Hachidori heißt Kolibri). Und es ist so bunt! 😀

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Witzig fand ich auch diese „interaktiven Umfragen“ an den Flughäfen in London, wie der Service zwecks Gepäck und Sicherheit war. Da haut man einfach im Vorbeigehen auf einen Knopf 😀
Ansonsten sind die Hinweise der Engländer ganz niedlich, in welche Richtung man vor dem Überqueren einer Straße schauen muss. Und ich mag die Ampeln. Schaut euch einfach die folgenden Bilder an, ich denke, das erklärt alles am besten. Von den Telefonzellen brauch ich ja nicht so viel erzählen, die sind eh weltbekannt und (zumindest von außen) schön. Innen hängen Schmuddelblätter und riechen tut´s da auch nicht so gut. Unser Erlebnis des Tages war ein Spaziergang durch mehrere Hintergassen, während dem wir an einer Villa vorbeikamen, in der gerade eine Art Swing-Sänger ein Konzert gab. Die Musik hat uns mitgerissen, wir haben auf der Straße dazu getanzt und dann kamen wir zu einem Fenster, durch das wir in den Festsaal schauen konnten, in dem der Sänger auf einer Art Podest performte. In Anzug und sehr stilvoll. Während einer Textpassage in der mehrmals das Wort „you“ vorkam und er in die Menge zeigte, schaute er auf einmal durch das Fenster zu uns nach draußen und zeigte bei „you“ auf uns. Das war so ein großartiger Moment. In einer englischen Straße, mit Livemusik, einbezogen von einem edel gekleideten Gentleman. Traumhaft.
Außerdem haben wir sogenannte „Flapjacks“ ausprobiert. Das sind kleine Haferhappen mit Honig und wahrscheinlich viiiiel Zucker, die beim ersten Bissen etwas interessant und komisch schmecken, aber sagen wir mal im Abgang ihren wahren Genuss entfalten. Sehr lecker, sehr empfehlenswert. Nach den Flügen und diesem ersten AUSflug waren wir dann ziemlich kaputt und sind schlafen gegangen.

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Soviel zum ersten Tag in London.
Lest bald mehr zu meinen Impressionen aus dieser Stadt!

Bis bald!

EURE HACHIDORI

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