Liebe Leser,
nach dem Kultur-Trip in Kyoto am Vortag hatten wir an Tag 7 unserer Japanreise einen Tagesausflug geplant – und zwar nach Osaka! Osaka ist nicht nur für sein Nachtleben und seine moderne Architektur bekannt, sondern wird auch als „Die Küche Japans“ bezeichnet. Davon wollten wir uns unbedingt selbst ein Bild machen.
Doch zunächst – wie auch die letzten Tage – begann der Morgen für uns in Kyoto. Nach dem Genuss unserer obligatorischen Reisbällchen aus dem Konbini, machten wir uns auf den Weg zum Hauptbahnhof von Kyoto. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir in der Nachbarschaft wieder allerlei spannende Sachen. Als wir den Bahnhof erreichten, war ich besonders begeistert von der Pinguinstatue vor dem Eingang. Innerhalb des Bahnhofs konnte man sich schon auf die modernen Architektur in Osaka einstimmen. Denn hier sah es nicht weniger beeindruckend aus.
Wir reisten dank unseres Japan Rail Passes mit einem Shinkansen nach Osaka. So brauchten wir nur 10 Minuten, bis wir Osaka erreichten. Unsere Gastgeberin in Kyoto war darüber sehr amüsiert. Sie erzählte uns, dass eigentlich nie jemand von Kyoto nach Osaka mit dem Shinkansen fahren würde, weil es zu teuer wäre. Durch unseren Pass hatten wir da einen entscheidenden Vorteil. Mit der Lokalbahn dauert es aber auch nur gut eine halbe Stunde, bis man in Osaka ist, was für einen Tagesausflug durchaus auch okay ist.
Ankunft in Osaka
In Osaka angekommen, nahmen wir dort eine Bahn in Richtung des bekannten Schlosses von Osaka. Wir erwischten eine Bahn, die ein Women-only-Abteil besaß. Davon hatten wir vorher schonmal gelesen, aber natürlich wollten wir das mal hautnah erleben, in einem extra Abteil für Frauen zu fahren. Also stellten wir uns brav an die Markierungen dafür und stiegen dann in ebendiesen Waggon. Man sollte meinen, die Waggons hätten nicht viel anders sein müssen als der Rest der Bahn – allerdings hatten wir das Gefühl, dass neben den pinken Markierungen, auch die Innenausstattung etwas freundlicher wirkte und die Werbung war natürlich auch auf Frauen ausgelegt.
Nachdem wir nun endlich in dem Stadtteil von Osaka ankamen, zu dem wir wollten, konnte unsere Entdeckungstour beginnen. Wir begaben uns von einem der umliegenden Bahnhöfe nun in Richtung Burg Osaka. Auf dem Weg dorthin konnten wir schon erste Eindrücke zur Stadt sammeln. Osaka wirkt entgegen Tokyo und Kyoto etwas schäbiger, könnte man so lapidar sagen. Ein bisschen hatte es etwas von einer Studenten-Atmosphäre – chaotisch, frei und vor allem bunt. Allerdings ist der Stilbruch zwischen Moderne und Tradition hier auch nochmal ein Stück härter und darum spannender. Mich hat fasziniert, dass die Stimmung dieser drei Städte so verdammt verschieden war – vorher dachte man ja auch ein bisschen „Japan ist Japan“. Allerdings werden die Unterschiede sehr schnell und vor allem im Stadtbild klar.
Schloss Osaka
Auf dem Weg zum Schloss passierten wir Wolkenkratzer und geschäftige Kreuzungen. Immer weiter tasteten wir uns vor, bis wir in der Nähe des Schlosses waren. Wir wollten das Schloss gar nicht von innen besichtigen, wir wollten uns lediglich ein bisschen die Anlage drumherum und das Schloss von außen betrachten. Schließlich hatten wir an diesem Tag ein straffes Programm. 🙂
Wir gingen also durch die Befestigungsanlagen und über mehrere Brücken. Tatsächlich dauert es gefühlt ewig, bis man auch nur im Entferntesten in die Nähe des Schlosses kommt. Man hat von der Schlossanlage einen tollen Blick zur Skyline von Osaka und man kann dort sehr gut einige Zeit spazieren gehen. Wer das ganze Gelände erkunden will, sollte also anders als wir genügend Zeit mitbringen. Besonders beeindruckend fanden wir die Dimensionen – die Mauern waren an einigen Stellen so unfassbar hoch und wenn man sich vorstellt, wie diese Anlagen erbaut wurden, ist es wirklich Wahnsinn, wie groß das alles ist. Nach einer Pause, in der wir ordentlich Fotos geschossen hatten, machten wir uns dann auf zu unserer nächsten Station.
Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass die Wege zwischen unseren fixen Punkten schon ein Erlebnis waren. Es gab so unheimlich viel zu entdecken. Osaka war in jedem Fall eine sehr lebendige Stadt. Wir entdeckten zwar auch viele Kuriositäten, aber diese Stadt hat uns mit ihrem einzigartigen Charme schon in den ersten Stunden fasziniert. Wir entdeckten nicht nur erneut wunderschöne Gulli-Deckel, sondern auch lustige Hinweisschilder, einen Grundriss der Bahnhofstoilette und, und, und.
Shinsekai
Unsere nächste Station war Shinsekai, eines der bekanntesten Viertel in Osaka. Hier findet man an jeder Ecke Essen, Essen und nochmals Essen, sowie Souvenirshops, Videospielautomaten und weiteren Firlefanz. Shinsekai ist wirklich verrückt. Hier betritt man praktisch eine Art Parallelwelt. Alles ist nochmals bunter als sowieso schon und die Fassadengestaltungen erschlagen einen praktisch mit ihren Eindrücken. Wahrzeichen dieser Gegend ist beispielsweise der Kugelfisch, der an einer Fassade angebracht ist, sowie der Tsutenkaku Tower, den man von hier aus sehr gut sehen kann. Außerdem habe ich mal gelesen, dass dieses Viertel die höchste Kriminalitätsrate in Japan haben soll, allerdings ist diese wie im ganzen Land im Vergleich mit anderen Ländern verschwindend gering. Besonders begeistert hat mich ein Restaurant, welches Sumoringer-Portionen anbot. Hier konnte man Desserts für 15 Personen oder ein Omelett für 20 Personen bestellen. Die Essensnachbildungen vor dem Restaurant brachten uns zum Staunen.
Nach diesen Eindrücken hatten wir dann selbst etwas Kohldampf. Und was isst man in Osaka? Natürlich Okonomiyaki. Dafür ist diese Stadt ja unter anderem bekannt. Okonomiyaki ist eine Art Eierkuchen/Pfannkuchen aus Teig, Kohl, Gemüse und wenn man möchte Fleisch und Ei – darüber kommt dann eine Soße und Mayonnaise und wenn man möchte Lauch. Die Variationen sind sehr vielfältig. Als wir ein Okonomiyaki-Restaurant in Shinsekai gefunden hatten, warteten wir am Eingang und trugen uns in de Gästeliste ein. Nach ein paar Minuten wurde uns ein Tisch zugewiesen. Dort bediente uns eine Kellnerin, die nicht nur die Bestellungen aufnahm, sondern auch die Okonomiyaki vor unseren Augen auf einer im Tisch eingelassenen Herdplatte zubereitete. Das ist zum Einen sehr interessant anzusehen, zum Anderen aber auch echt fies, wenn man Hunger hat und warten muss, bis das dampfende Okonomiyaki fertig ist und es während der Entstehungsphase direkt vor einem liegt. 😀 Es war superlecker, aber eine viel zu große Portion. Gegessen wird mit Stäbchen, aber Stückchen abgetrennt werden mit einer kleinen Spachtel. Solltet ihr in Osaka zu Gast sein – lasst euch diese Speise nicht entgehen!
Nach dem Essen waren wir gestärkt und konnten endlich den Rest von Shinsekai erkunden. Hier lasse ich einfach mal die Eindrücke wirken – denn man kann nur zusammenfassen: Shinsekai ist bunt, verrückt und wirklich japanisch!
Nambayasaka-Schrein
Nach unserem Shinsekai-Trip hatten wir noch den Nambayasaka-Schrein auf unserer To-Do-Liste. Leider sind wir so in der New-World-Idylle von Shinsekai versunken, dass wir den Schrein nicht mehr zur Öffnungszeit erreichten. Deswegen verrenkten wir uns, um wenigstens ein Foto unterm Türschlitz hindurch zu ergattern. Der Nambayasaka-Schrein ist bekannt für sein riesiges Löwenmaul, welches sehr eindrucksvoll ist. Auch, wenn wir nur einen Blick erhaschten, haben wir einen schönen Abendspaziergang durch Osaka erlebt.
Da es nun langsam dunkel wurde, begaben wir uns zu unserer letzten Station des Tages. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir eine Disney-Schuhkollektion und sammelten wieder viele Eindrücke. Tatsächlich haben wir an diesem Tag viel Zeit einfach verlaufen. Man vergisst sich, wenn man so durch die Straßen von Osaka streift. Doch dann kam unser Ziel in Reichweite – wir waren auf dem Weg zu dem bekannten Flussufer des Dotonbori mit seinen Leuchtreklamen.
Dotonbori
Alltag aus, Nachtleben an! Hier spürt man, warum die Gegend um den Fluss Dotonbori so bekannt ist. Unzählige Leuchtreklamen und viel zu viele Menschen. Es war atemberaubend, aufregend und auf seine ganz eigene Art wunderschön.
Direkt am Dotonbori konnten wir den bekannten Glico-Man bewundern. Natürlich war diese beeindruckende Kulisse auch sehr reizüberflutend. Man weiß einfach nicht, wohin man zuerst schauen soll, da nahezu alles dort spektakulär wirkt.
Nachdem wir uns in dieser Gegend etwas umgesehen hatten, sind wir wieder Richtung Kyoto gefahren. Der Tagesausflug mit seinen vielen gelaufenen Metern machte sich gerade jetzt bemerkbar. Wir waren sehr kaputt, aber wie immer glücklich über die tollen Eindrücke, die wir sammeln durften. Und so zufrieden gingen wir zu Bett.
Im nächsten Beitrag erfahrt ihr, was wir am letzten Tag in Kyoto unternahmen, welche Tempel wir dort besuchten und was es damit auf sich hatte, dass wir Bären gegessen haben. WTF!? Lasst euch überraschen und bis zum nächsten Mal!
EURE HACHIDORI
Hallo liebe Sani!
Wieder einmal herzlichen Dank für einen weiteren Beitrag aus Japan! Ich glaub, ich hab das schon mal gesagt, aber egal: Ich finde deine Berichte immer so gelungen und in Kombination mit den vielen Fotos so anschaulich, als wäre ich selbst dabei gewesen! Das ist jedes Mal wie ein Kurztrip nach Japan. 😀
„Tatsächlich haben wir an diesem Tag viel Zeit einfach verlaufen.“ Ganz ehrlich: Das ist alles andere als schlimm! Ich finde sogar, auf diese Weise durch eine Stadt zu laufen, gibt einem immer ein viel besseres Gespür für die Stadt und man bekommt so vieles Spannendes abseits typischer Touri-Flecken zu sehen.
Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende!
Kathrin
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Hallo liebe Kathrin!
Vielen Dank erneut für dein liebes Kompliment! Davon kann man doch niemals genug bekommen. 😁
Und du hast völlig Recht! Es war einfach zwischendurch sehr unspektakulär, da gabs nicht viel zu berichten, aber für uns war es trotzdem eine sehr schöne Zeit, weil wir ja einfach gemütlich durch Japan (!) gelaufen sind. 😂
Ich freue mich wirklich wahnsinnig, dass dir die Beiträge so gut gefallen. 😍
Bis bald,
Sani
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