Tagebuch einer Bekanntschaft in Zeiten der Flüchtlingskrise – Tag 3

Letztes Mal berichtete ich darüber, wie wir sie kennenlernten.
Eine Syrerin.
Das erste Treffen war aufregend, aber entspannt.

tagebuch

Tag 3 – Der kleine Rückschlag

Beim zweiten Treffen wollten wir uns gezielt auf die Bewerbung von ihr konzentrieren. Wie ich berichtete, sucht sie ein Praktikum. Zwischen unseren Treffen blieben wir ständig über hiesige Messenger in Kontakt.
Wir trafen uns wieder in einem Cafe, das unser Stamm-Treffpunkt zu werden scheint und tranken wieder Kaffee und Tee. Sie ist übrigens eingefleischte Kaffee-Liebhaberin! 😉

In der Zeit, die zwischen unseren Treffen lag, schickte sie uns ihre selbst erstellten Bewerbungsunterlagen. Sie waren gut, aber sehr verbesserungswürdig. Da fiel mir erstmal wieder auf, wie viele Regeln und Normen es in Deutschland gibt. Ein bestimmter Zeilenabstand, tabellarische Aufgliederung etc.
Unsere Aufgabe war also, die „Fehler“ zu finden und es mit ihr beim Treffen auszuwerten.

Beim Treffen war sie etwas geknickt, weil wir so viele Verbesserungsvorschläge hatten und es war eine echte Schwierigkeit, ihr beizubringen, dass sie sich dafür nicht schämen muss oder darüber traurig sein muss. Denn seien wir mal ehrlich … Bewerbungen sind für Deutsche schon ein Graus und in einem fremden Land ist das dann wahrscheinlich die absolute Hölle…
Gegen ihre geknickte Stimmung konnte man nicht viel tun, was aber auch noch andere Gründe hatte, wie wir rausfanden… dazu später mehr.
Wir setzten uns also zusammen daran, einen neuen Lebenslauf zu erstellen. Wir haben leider nur die Hälfte geschafft, aber ich versuche mir die ganze Zeit zu sagen: „Hey, fürs zweite Treffen nicht schlecht.“
Um überhaupt an diesen Punkt zu gelangen, mussten wir uns das syrische Schulsystem erklären lassen, um ungefähr zu verstehen, was für Abschlüsse sie hat. Das alleine hat schon eine gefühlte Ewigkeit in Anspruch genommen.
Außerdem gibt es Hürden, die man vorher niemals bedacht hätte. Es ist allseits bekannt, dass keine Lücken im Lebenslauf vorhanden sein sollten … aber was ist, wenn diese Lücke die Zeit ist, in der ein Krieg ausbrach und man deswegen keine Arbeit mehr hatte. Zeit, in der man hoffte, dass alles besser wird und am Ende keinen anderen Ausweg sah, als zu Verwandten in Deutschland zu fliehen? Sowas kann man nicht in einen Lebenslauf schreiben.

Als wir sie dann endlich fragten, was mit ihr los ist, meinte sie, dass es sie deprimiert, dass sie immer Hilfe braucht. Sie würde gerne alles selbst in die Hand nehmen und nicht ständig warten, ob jemand ihr beim Lebenslauf hilft oder ob jemand ihr ein Praktikum sucht. Sie wäre froh und glücklich über unsere Hilfe, aber durch ihre Behinderung war sie wahrscheinlich schon zeitlebens angewiesen auf andere und als sie endlich selbstständig war, machte sie jetzt einen Rückschritt, weil sie in einem fremden Land wieder Hilfe brauchen würde. Ein Gefühl der Hilflosigkeit. Bis zu dem Zeitpunkt, als sie uns kennenlernte, wie sie sagt. Aber trotzdem, auch jetzt noch, fühlt sie sich, als wenn sie es sehr schwer haben wird, hier in Deutschland, so sagt sie.

Solche Worte berühren mich, das ist klar. Allerdings muss man auch sich selbst gegenüber die Stärke haben und nach den Treffen alles nicht zu sehr an sich heranlassen. Meine Freundin und mich überkommt wieder Angst. Was ist, wenn alles gut läuft? Wird sie dann unsere Hilfe als selbstverständlich sehen? Das ist nicht zwingend so, aber wir schwören uns auf dem Nachhauseweg, dass wir unser Privatleben immer an erste Stelle setzen wollen. Diese Entscheidung fällt im Auge der Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft erst einmal schwer, ist aber wichtig für den Selbstschutz. Denn wir machen das ja freiwillig und in unserer Freizeit. Das versuchen wir uns gegenseitig immer in Erinnerung zu rufen.

Den großen Dämpfer des Tages bekamen wir allerdings, als sie uns erzählte, dass sie das Praktikum bald brauch. Sehr bald. So bald, dass es wirklich nicht machbar für uns ist. Wenn wir das nächste Mal Zeit für ein Treffen haben, müsste sie das Praktikum schon haben … das hat uns furchtbar deprimiert.
Jetzt müssen wir uns mit ihrer derzeitigen Schule und dem Arbeitsamt nochmal auseinandersetzen.
Viel Zeit und Kraft wird benötigt und wir hoffen natürlich alle, dass wir das aufbringen können, um am Ende das Ziel zu erreichen.

EURE HACHIDORI

Weitere Beiträge zum Thema:
Tag 1 – Der Tag vor dem ersten Treffen
Tag 2 – Das erste Treffen
Tag 4 – Happy End und wirre Gedanken
Tag 5 & 6 – Jede Menge Kuchen/ Treffen unter alten Freunden

 

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Frauen der Weltgeschichte – Anna Freud

Anna Freud
1895 – 1982
britische Psychoanalytikerin österreichischer Herkunft


Titel: Sigmund en Anna (Quelle)
Fotograf: Unbekannt

Anna Freud war die jüngste Tochter von Sigmund Freud, der jedem ein Begriff sein sollte. Anna trat in die FußStapfen ihres Vaters und übertrug ihre psychoanalytischen Erkenntnisse auf das Seelenleben von Kindern. Sie identifzierte Abwehrmechanismen, mit denen Kinder Angst und Überforderung von sich fernhalten.
Anna Freud und ihre Lebensgefährtin gründeten zusammen mit Josefine Stross ein Heim für Kriegskinder und Kriegswaisen, 1947 gründete Anna dann auch eine Kinderklinik in London.
Bis Anna nach England emigrierte, war sie Vorsitzende des Wiener Instituts für Psychoanalyse. Die Grundlagen der Kinderpsychologie wurden durch ihre Werke geschaffen. Die engste Mitarbeiterin fand ihr Vater in Anna selbst. Sie organisierte nicht nur seine öffentlichen Auftritte, sondern pflegte ihren später an Krebs erkrankten Vater und vertrat ihn auf Kongressen.


Titel: Anna Freud 1957 (Quelle)
Fotograf: Unbekannt

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Hachidoris Welt – Pinguin-Mama

Liebe Leser,

vor nicht allzu langer Zeit las ich in der Zeitung über eine gemeinnützige Organisation (Sanccob), die Brillenpinguine rettet und wieder fit für die Wildnis macht. Brillenpinguine sind vom Aussterben bedroht, was ich vorher nicht wusste.
Um diese Organisation zu unterstützen, kann man erwachsene oder Baby-Pinguine adoptieren und zahlt einmalig für deren Medizin und das Futter, damit sie wieder zu Kräften kommen.

Wer es noch nicht weiß: Pinguine sind meine absoluten Lieblingstiere.
Wie das kommt? Ein kleiner Exkurs:
In meinem ersten Semester an der Hochschule schüttete ein Dozent im Seminar einen Sack voller Spielzeugtiere vor uns auf den Tisch. Wir sollten uns eines auswählen, zu dem wir uns instinktiv hingezogen fühlen. Einfach los und zugreifen. Danach ging er reihum und erklärte uns, was diese Wahl über uns aussagt. Seit diesem Tag begleitet mich der Pinguin als Leitbild meiner Persönlichkeit.

Und sie sind wirklich sehr süß, diese kleinen Kerlchen. Auf der Website der oben erwähnten Organisation gab es eine Weihnachtsaktion, bei der man einen Weihnachts-Baby-Pinguin adoptieren konnte. Und schon war es beschlossene Sache. Ich adoptierte einen kleinen Pinguin.

Besonders daran ist: Man bekommt die Adoptionspapiere mit einem Foto zugesendet und man darf den kleinen Pinguin taufen. Eine tolle Aktion, wie ich finde. Das Bild hängt mittlerweile bei mir zuhause an der Wand.

Mein kleiner Pinguin heißt
Eddie.
Er wurde als Waisenkind am 9. November 2015 aufgegriffen und nach 6 Wochen wieder in die Wildnis entlassen, so steht es mit anderen Details im beigelegten Brief. Einziger Wermutstropfen: Man kann den süßen Fratz nicht besuchen, da er ja wieder ausgewildert wird. Aber Pinguine gefallen mir sowieso besser in freier Wildbahn.

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Was haltet ihr von dieser Idee?
Wollt ihr selbst auch einen Pinguin adoptieren?
Hier geht´s zur Website!

EURE HACHIDORI

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Hachidoris Welt – Liebster-Award

Hallo liebe Leser,

ich habe nach langer Zeit mal wieder einen Liebsten-Award von einer Bloggerin erhalten. Vielen Dank, an dich, liebe effiweka!

Die Regeln für diesen Award hier nochmal aufgelistet, für alle, die sie noch nicht kennen 😉
1. Danke der Person, die dich für den Liebster Award nominiert hat und verlinke den Blog mit deinem Artikel.
2. Beantworte die Fragen, die für dich zusammengestellt wurden.
3. Nominiere deinerseits 5 – 11 Blogger für den Liebster Award.
4. Stelle eine Liste mit 11 Fragen zusammen.
5. Schreibe diese Regeln in deinen Liebster Award Artikel.
6. Informiere die nominierten Blogger über den Blog-Artikel.

Nun mache ich mich erstmal an das Beantworten von effiewekas Fragen:

  1. Wie lange bloggt ihr schon?
    Im März sind es so ziemlich genau 3 Jahre. Unglaublich, wie die Zeit vergeht.
  2. Hat sich euer Alltag durch das Bloggen im Gegensatz zu vorher sehr verändert?
    Jein. Natürlich denke ich manchmal: „Oh Gott, du musst mal wieder was schreiben.“ und dadurch verändert sich die Freizeitgestaltung. Das „richtige“ Leben hat aber nach wie vor Vorrang und deshalb ist es keine so extrem große Veränderung.
  3. Gab es schon Zeiten mit einer sogenannten “Blog-Blockade”?
    Oooh ja, die gibt es immer noch und davon nicht zu knapp. Meistens mangelt es aber mehr an Zeit als an Ideen.
  4. Was halten Freunde bzw. euch nahe stehende Personen in eurem Umfeld von eurem Schreiben? Verfolgen sie euren Blog auch?
    Einige ja, einige nein. Es gibt Leute, die sehr begeistert davon sind und dann sind da noch die, die das einfach nicht interessiert.
  5. Habt ihr einen besonderen Platz zum Schreiben?
    Nein, aber eingermaßen ruhig muss es sein.
  6. Gibt es einen Song der euch besonders inspiriert?
    Ja, „Don´t stop me now“ von Queen.
  7. Habt ihr ein Ritual mit dem ihr euren Tag beginnt und/oder beendet?
    Neuerdings schaue ich mir immer mein Porträt von Walt Disney an, um mich zu motivieren.
  8. Habt ihr schon als Kinder daran gedacht mal selbst kreativ zu werden?
    Dran gedacht eher weniger, ich war einfach kreativ und habe viel gezeichnet.
  9. Habt ihr einen internationalen Freundeskreis mit vielen verschiedenen Nationalitäten?
    Ja, ich kenne verschiedene Personen aus verschiedenen Ländern. Die meisten davon Japaner, eine Syrerin und einen Italiener und mehrere Polen.
  10. Verfolgt ihr die Nachrichten regelmäßig?
    Fast täglich, ja.
  11. Haben die derzeitigen Nachrichten einen mehr oder weniger starken Einfluß auf euren Blog?
    Auf meine bestehenden Themen haben die Nachrichten keinen Einfluss, aber mein neues Thema „Tagebuch einer Bekanntschaft in Zeiten der Flüchtlingskrise“ ist ein Beitrag, um offen über die Begegnungen zwischen Menschen verschiedener Herkunft zu berichten.

 

Meinerseits nominiere ich für diesen Award folgende Blogger:
Miss Booleana
fruehlingsmaerchen
Dark Fairys Senf für die Welt
Spinatmädchen
Bastelschaf

 

Fragen:
1. Hast du Vorsätze/ Ziele für 2016?
2. Wenn ja, welche?
3. Welches Buch liest du gerade?
4. Was kannst du richtig gut?
5. Welche Superheldenkraft hättest du gerne?
6. Was ist eine deiner Schwächen?
7. Was motiviert dich, wenn nichts anderes mehr hilft?
8. Was ist dein Lebenstraum?
9. Welche drei Worte beschreiben deinen Blog?
10. Gibt es Tage, an denen du überhaupt keine Lust zum Bloggen hast?
11. Was wünschst du dir dieses Jahr für deinen Blog?

 

Danke, viel Spaß
und liebe Grüße,
EURE HACHIDORI