Reisetagebuch – Sächsische Schweiz – Pfaffenstein

Meine lieben Leser,

endlich gibt es mal wieder einen Beitrag aus der Kategorie „Reisetagebuch“. Ehrlich gesagt war ich zwischendurch auch mal hier und mal da, aber ich habe einfach keinen passenden Zeitpunkt gefunden, darüber zu schreiben. Vielleicht hole ich das mal nach. Vorerst konzentrieren wir uns aber auf die aktuellsten Ereignisse. 😉

Im April war ich also in der Sächsischen Schweiz. Dazu muss man sagen, als Sachse kenne ich sie natürlich, aber es ist immer wieder auf besondere Art und Weise schön. Dazu kommt, dass ich meistens im Kindesalter oder im Rahmen von Ein-Tages-Ausflügen dorthin reiste. Dieses Mal sollte es aber Ziel meines ganz privaten Urlaubs mit meinem Freund werden, der auch mehr als einen Tag umfasste.

Tja und was macht man in der Sächsischen Schweiz bzw. dem Elbsandsteingebirge? Wandern, völlig klar. Wandern klingt für einige todlangweilig und ich gebe zu, dass ich bis vor ein paar Jahren noch genau so dachte. Ich verband mit dem Wort „Wandern“ immer Erinnerungen an langweilige Märsche mit meinen Großeltern. Als Kind war das einfach nicht so meine Welt.
Ein kleiner Exkurs, wie ich meine Liebe zum Wandern entdeckte: Um meinem Freund eine Freude zu machen (der nämlich gerne wandert), buchte ich unseren ersten gemeinsamen Urlaub zu zweit in den Alpen. „Wenn Gebirge, dann richtig.“, hatte ich gedacht. Ich sollte vielleicht erklären, dass es in meiner Heimatstadt zwar einen Hausberg gibt, dieser aber wirklich winzig ist. Ich hatte vor dem Alpenurlaub wirklich noch keinen „richtigen“ Berg gesehen und dementsprechend sprachlos stand ich dann am Fuße eines solchen Kolosses und fragte mich, wie ich das mit meiner Höhenangst überleben soll. Womit wir bei einem Thema wären, das ich eng mit dem Wandern verbinde. Ich habe extreme Angst vor Höhe. So richtig mit sich drehendem Untergrund und so, wenn ich irgendwo runterschaue. Deshalb sind gewisse Passagen beim Wandern, nun sagen wir, etwas problematisch. 😀 Trotz dieser Herausforderung entdeckte ich in den Alpen meine Liebe zum Wandern. Das Gefühl, oben auf dem Gipfel zu stehen war so erbauend und beim Wandern konnte ich so richtig den Kopf frei bekommen, dass ich richtig Blut geleckt hatte. Ich bin kein Profi oder so, aber es gibt mir etwas, aus meiner eigenen Kraft oben auf den Berg zu steigen und mich bei einigen Gelegenheiten meiner Höhenangst zu stellen. (Weil verdammt nochmal, die nervt mich ganz schön arg!) · EXKURS ENDE ·

Das erste Ziel in der Sächsischen Schweiz war der Pfaffenstein. Dieser Berg ist vielen bekannt durch einen sehr markanten Fels, der „die Barbarine“ genannt wird.
Die Barbarine ist durch ihr auffallendes Aussehen zum Symbol für das Elbsandsteingebirge geworden. Mit der Barbarine wird eine Sage verbunden, in der davon die Rede ist, dass sie eine versteinerte Jungfrau wäre. Ebendiese Jungfrau wurde von ihrer Mutter in die Kirche geschickt, stattdessen bestieg sie aber den Pfaffenstein, um Heidelbeeren zu suchen. Die Mutter erwischte sie und verwünschte ihre Tochter, sodass sie zu Stein wurde. So steht sie als versteinertes Mahnmal, um Kinder vor Ungehorsam zu warnen. Der Name der Barbarine wurde vom Namen der Jungfrau abgeleitet. Ebenfalls geläufig ist die Sage in einer anderen Version, in der die Jungfrau sich heimlich mit einem Jäger trifft und von einer Hexe verwünscht wird. (Vgl. Inkowik u.a.: Barbarine. https://de.wikipedia.org/wiki/Barbarine [Stand: 27.04.2017])
Welche Version besser gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Ich finde, beide Geschichten haben etwas für sich.

Der Weg auf den Pfaffenstein war für mich etwas abenteuerlich. Es gibt einen „leichten“ Aufstieg und einen „schweren“. Wir wählten den schweren Weg, weil an den Wegweisern nur stand, dass dieser Weg nicht für Hunde geeignet ist. Da wir das aber andernorts auch schon gelesen hatten, dachte ich mir nichts dabei. Hätte ich vorher einen genauen Blick auf meine Wanderkarte geworfen, wäre mir da ein kleines Leitersymbol aufgefallen. Da ich aber völlig unbedarft losgewandert bin, stand ich irgendwann vor einer eisernen Leiter, die sich zwischen den Steinen ihren Weg bahnte. Sie hatte ca. 12 Sprossen, war also nicht wirklich hoch, aber bei mir spielte sich gleich wieder mein Höhenangst-Szenario ab. Da ich den Weg nicht wieder komplett zurückgehen wollte, habe ich mich (mit Unterstützung) an die Leiter gewagt. Ich verleugne es nicht: Es war furchtbar. Oben angekommen, war ich froh, wollte aber nichts sehnlicher, als mich an eine Wand aus Fels zu pressen. Um mich herum gab es nämlich nur die Leiter und eine Aussichtsplattform, für die ich gerade zu geschockt war. Aber die Aussicht von der Felswand aus war trotzdem unbezahlbar schön! Wenn die Sächsische Schweiz etwas kann, dann sind es Aussichten! Nachdem ich mich von meinem kleinen Schock erholt hatte, ging es weiter aufwärts. Immer wieder schlängeln sich steinerne Treppen durch diverse Steinformationen. Wunderschön!


Oben angekommen fiel als erstes der Felsboden ins Auge und die Vegetation, die sich trotzdem hier durchsetzen konnte. Der Pfaffenstein wird bewirtschaftet, auf dem Weg kommt man direkt am Gasthaus vorbei. Zunächst führte uns der Weg aber weiter, immer der Beschilderung folgend, zur besagten Barbarine. Der Weg führte auch durch enge Felsspalten, es machte sich bezahlt, den Rucksack streckenweise abzusetzen.


Danach gönnten wir uns einen Tee im Gasthaus, dem eine kleine verwunschene Burgruine direkt gegenüber lag. Es sind gerade noch ein paar Mauern erhalten, die einen Grundriss erahnen lassen. Alles ist mit Pflanzen bewachsen und erzeugt ein romantisches Flair. Am schönsten war eine Rundung, die an einen Balkon erinnerte. Von dort aus hatte man einen super Ausblick. Ich frage mich immer noch, was das für eine Ruine war und ob die Nutzung vielleicht gar nicht so lange zurückliegt. Der karierte Fußboden, den ich in einem Raum entdeckte, sah jedenfalls nicht danach aus, als wenn er schon hunderte Jahre alt wäre. Aber der Kontrast dieses Musters mit dem Grün der Pflanzen und den alten Mauern hatte es mir echt angetan. Ich konnte meine Augen nicht davon lassen!

Aufgrund meiner Höhenangst und des Leiterdramas wurde für den Rückweg dann doch lieber der „leichte“ Abstieg gewählt. Rückblickend hat sich das auch landschaftlich gelohnt! Durch eine bewachsene Schlucht führt der Weg zu einer Art felsigem Platz. Zu allen Seiten ragen beeindruckende, riesige Felsen empor. An dem größten ist eine Plakette mit einem Porträt angebracht, die dadurch eine majestätische Ausstrahlung erhält. Direkt daneben führt eine schmale, steile Treppe direkt zwischen den riesigen Felsen empor. Doch für uns ging es weiter den leichten Abstieg entlang.


Langsam entfernten wir uns aus dem felsigen Gebiet und gelangten auf gepflasterte Wege und Waldpfade. Der leichte Abstieg führte um den Berg herum. Am Ende hatte man einen Blick auf die unendlich wirkenden Wiesen der Umgebung und auf den Königstein. Und so ging eine wunderschöne Wanderung zuende, die mich zwar mit einer Leiter ziemlich schaffte, aber mir mindestens ebenso viel schöne Momente bescherte.

Mein Fazit:
Den Pfaffenstein kann ich als Wanderziel nur wärmstens empfehlen, da er anspruchsvoll ist und wunderschöne Blicke gewährt. Caspar David Friedrich malte nicht umsonst so viele Blicke der Sächsischen Schweiz, sie sind einfach atemberaubend! Die Felsen haben etwas mystisches und eigentlich erwartet man hinter jedem Stein einen Kobold oder sowas. Wer Höhenangst hat, dem würde ich von Anfang an den leichten Aufstieg empfehlen! Ansonsten lohnen sich die Herausforderungen und Ausblicke für alle mutigen Wanderfans unter euch. 🙂

EURE HACHIDORI

4 Gedanken zu “Reisetagebuch – Sächsische Schweiz – Pfaffenstein

  1. nettebuecherkiste schreibt:

    Ich finde, das Image des Wanderns hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es wird nicht mehr als langweilig betrachtet, sondern ist wieder „in“. Ich erhole mich in keinem Urlaub besser als beim Wandern auf meinen geliebten Wegen im Tannheimer Tal. Das Elbsandsteingebirge muss ich mir auch irgendwann mal vornehmen 🙂

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    • Sani Hachidori schreibt:

      Hallo nettebücherkiste!
      Da hast du auf jeden Fall Recht!! Wie gesagt geht es mir selbst ebenso, der Kopf wird herrlich frei und es ist immer schön, mal in der Natur herumzulaufen und die kleinen Schönheiten des Lebens zu entdecken. Für meine Seele ist es, wie du sagtest, ein richtiger Frühjahrsputz 🙂
      Falls du das Elbsandsteingebirge ansteuerst, gib gern Bescheid 🙂 Ich bin ja nicht weit entfernt, hehe

      LG Hachidori

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