Rezension – „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong

Meine lieben Leser,

mit dem Buch „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong durfte praktisch ein Stück Weltliteratur einziehen. Im chinesischen Raum hat diese Romanreihe einen vergleichbaren Status wie „Herr der Ringe“ in der westlichen Kultur. Außerdem ist die Geschichte um die Adlerkrieger der meistgelesene Fantasy-Epos aller Zeiten. Das waren genug gute Gründe, um mir den ersten Band mal genauer anzuschauen. Wie es mir nun insgesamt gefallen hat, lest ihr im Folgenden.

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ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Die Legende der Adlerkrieger (Band 1)
  • Autor/in: Jin Yong
  • Übersetzer/in: Karin Betz
  • Anzahl der Seiten: 576 Seiten
  • Verlag: Heyne Verlag
  • Ausgabe: Erstausgabe (November 2020)
  • Genre: Fantasy, Historische Fiktion

INHALT:

Der Inhalt dieses Epos‘ ist schwer auf den Punkt zu bringen. Die Geschichte ist unheimlich komplex. Außerdem wartet das Buch direkt zum Anfang erstmal mit einem Personenverzeichnis auf, welches ganze 55 Charaktere umfasst. Die Namen in der Geschichte sind natürlich aufgrund des Ursprungs der Geschichte alle chinesisch oder mongolisch, was für westliche Leser durchaus – auch mit Interesse für Asien – zu einer kleinen Herausforderung werden kann. Denn einige Personen haben noch einen zweiten Namen aufgrund ihres Kung-Fus.

Es kann aber zumindest gesagt werden, dass die Geschichte sich hauptsächlich um Guo Jing dreht. Dieser ist ein junger Mann, der die hohe Kunst des Kung-Fu erlernt. In die Geschichte steigt der Leser allerdings weit vor der Existenz dieses jungen Schülers ein, den zunächst wird das Schicksal seiner Eltern beschrieben. Sein Vater hat dabei einen wichtigen Verbündeten, seinen Schwurbruder. Diese beiden Männer vereinbaren, dass ihre Kinder für immer verbunden sein mögen. Sollten es zwei Jungen oder Mädchen werden, sollen diese ebenfalls Schwurbrüder/-schwestern sein, bei unterschiedlichem Geschlecht sollen sie heiraten.
Als die Männer durch einen Hinterhalt in einen Kampf geraten und ihre Frauen verschleppt werden, wird Guo Jings Vater tödlich verwundet. Was aus den anderen elterlichen Parteien geworden ist, bleibt zunächst im Dunkeln.
Danach konzentriert sich das Geschehen auf Guo Jings Kindheit und Jugend, seine Ausbildung und seine Abenteuer. Er wird in allerlei Kämpfe und Intrigen hineingezogen und am Ende laufe viele rote Fäden zusammen, die allerlei Handlungsstränge verbinden.
Die Geschichte basiert dabei auf historischen Tatsachen, auch bekannte Persönlichkeiten wie Dschingis Khan tauchen auf. Es werden unzählige, aber niemals gleiche Kung-Fu-Kämpfe bestritten, bei Speis‘ und Trank‘ zusammengesessen und heimlich Gegener belauscht. Diese Geschichte bringt also zusammenfassend alles zusammen, was eine gute Kung-Fu-Geschichte ausmacht.

SCHREIBSTIL:

Der Schreibstil ist wirklich etwas ganz Besonderes. Ich kann mich nicht erinnern in den letzten Jahren etwas vergleichbares gelesen zu haben. Durch die Erzählweise mutet es wirklich an wie eine alte Legende aus längst vergangenen Zeiten, es wirkt mythisch, oft auch amüsant oder skurril.
Die vielen Handlungsstränge sind vom Autor gekonnt gesetzt und laufen am Ende alle zusammen. Ledliglich am Ende des ersten Viertels erzeugte die genauere Beschreibung der Mongolen und ihrer politischen Ränkespiele eine gewisse Länge. Das Buch hat eher ein gemächliches Tempo, allerdings wollte ich als Leser immer wissen, wie es mit Guo Jing weitergeht und ob er seinem Schwurbruder oder seiner zukünftigen Braut begegnen wird.
Nichtsdestotrotz muss ich zugeben, dass dieser so ganz andere Schreibstil und die teilweise sehr skurrilen Situationen und Beschreibungen mir einiges abverlangt haben und für mich eine kleine Herausforderung waren.

FAZIT:

„Der Daoist legte einen Arm um Guo Jing, der sich wie von einer unsichtbaren Kraft angehoben fühlte. Wie Wolken im Sturmwind sausten sie über die Steppe.“

– „Die Legende der Adlerkrieger“ von Jin Yong, S. 291 –

Wie bereits erwähnt, ist dieses Buch etwas sehr Besonderes, was sich aus meiner Sicht schlecht vergleichen lässt. Es ist fast, als würde man Heldenmythen über die germanischen Götter bewerten wollen. Die Charaktere und die Geschichte stehen für sich allein und sind episch anmutend. Besonders gut gefallen haben mir die oft witzigen Situationen, in denen die Charaktere beispielsweise anstatt eines Kampfes zusammen tranken und mit Melonenkernen Schriftzeichen in den Schnee schrieben. Diese sehr merkwürdigen Aktionen werden im Buch gern durch Applaus quittiert und im Verlauf des Buches musste ich immer wieder darüber schmunzeln. Dieses Werk hat einen so einzigartigen Charme, dass sich viel mehr Leser heranwagen sollten. Allerdings nur, wenn sie offen für eine ganz andere Welt und eine besondere Erzählweise sind.

Eine Legende, ein Mythos, ein Epos – das meistgelesene Fantasy-Werk hat mich mit seinem besonderen Charme beeidruckt, mir aber durch diese ganz andere Erzählweise und die vielen Namen auch einiges abverlangt. Dennoch war ich am Ende so Feuer und Flamme, das Schicksal Guo Jings weiterzuverfolgen, dass es eine Schande wäre, dieses Buch nicht weiterzuempfehlen. Für mich war diese Lektüre so ganz anders als alles andere und eben deshalb besonders!

BEWERTUNG: ♥♥♥♥♡


BEWERTUNGSKATEGORIEN:

Handlung: ♥♥♥♥♡
Emotionen: ♥♥♥♡♡
Fantasy: ♥♥♥♡♡
Charaktere: ♥♥♥♥♡
Sprache/Schreibstil: ♥♥♥♥♡

Gesamtwertung = 3,6


ÜBER DIE AKTION „ASIABOOKS“:

Wer mich kennt, weiß um meine tiefe Leidenschaft für Japan. Genau so sehr faszinieren mich schon viele Jahre Geschichten, die einen asiatischen Kontext haben. Dazu muss es nicht zwingend japanisch sein – auch chinesisch angehauchte Settings können mich durchaus begeistern.
Ich werde bei der Aktion „AsiaBooks“ Bücher vorstellen, die ich gelesen und rezensiert habe. Vielleicht seid ihr ja genau so begeistert von Geschichten im asiatischen Setting wie ich? Dann hoffe ich, dass ihr bei mir noch etwas Anregung findet. 🙂


ÜBER DIE AKTION „HISTOLOVE“:

Im Rahmen von HistoLove lesen die liebe Buchperlenblog und ich alles von Steinzeit bis in die Neuzeit – also Bücher mit historischem Bezug, welche schon viel zu lange auf unserem SuB liegen. Außerdem hat dieses Genre ein viel zu angestaubtes Image. Auch neuere Erscheinungen sind dabei und erlaubt! Jeder kann jederzeit einsteigen – wir freuen uns auf eure Beiträge! Verlinkt uns gern und nutzt den Hashtag #histolove.

Hier geht es zur Übersicht all unserer gelesenen Bücher im Rahmen von HistoLove.


Bis bald,
EURE HACHIDORI

Rezension – „Der Weg des Siegers – Erfolg, mentale Stärke und innere Freiheit mit den geistigen Prinzipien asiatischer Kampfkunst“ von Ronny Schönig

Meine lieben Leser,

dieses Buch hatte ich eigentlich gar nicht auf meiner Liste. Als ich es aber gesehen habe, hat es mich irgendwie angesprochen. Deswegen bin ich sehr froh, dass ich es als Rezensionsexemplar lesen durfte.

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Danke, an den Lotos Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Der Weg des Siegers – Erfolg, mentale Stärke und innere Freiheit mit den geistigen Prinzipien asiatischer Kampfkunst
  • Autor/in: Ronny Schönig
  • Anzahl der Seiten: 304 Seiten
  • Verlag: Lotos Verlag
  • Ausgabe: 1. Auflage (2021)
  • Genre: Ratgeber

INHALT:

Wer mich kennt, weiß, dass ich eine besondere Verbindung zu Japan habe. Und seitdem ich auf der Welt bin, habe ich auch immer Verbindungen zu Kampfkünsten gehabt, da meine Mama Judo praktizierte und mein Vater Karatemeister waren. Und ich? Ich bin absolut unsportlich, habe aber seit einigen Jahren Yoga für mich entdeckt.
Durch meine Diagnosen habe ich mich viel mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung befasst. Ich habe festgestellt, dass mir asiatische Weisheiten und deren Art der Spiritualität sehr nah sind und die Kraft geben, die ich auf meinem Weg zur Heilung benötige.
Bei diesem Buch wusste ich erst nicht, ob es meine Erwartungen erfüllen wird, aber es hat mich überrascht. Die Sicht auf das Leben aus Perspektive der Kampfkünste, um es damit zu bewältigen, hat mich nachhaltig begeistert. Ronny Schönig zeigt immer wieder in biografischen Anekdoten, was das eigene Mindset für das Leben bedeuten kann. Als mehrfacher Weltmeister hat er nicht nur Erfolge, sondern auch Niederlagen erlebt und schreibt eindrucksvoll über die Weisheiten seiner Meister. Die Übungen und Meditationen sind sehr alltagsnah und ein paar habe ich auch schon ausprobiert.
Ein Satz aus dem Buch hat sich mir besonders in den Geist gebrannt: „Der Wandel ist so sicher wie das Morgen.“ Die Gewissheit des steten Wandels in unserem Leben gibt mir eine unfassbare Ruhe.

Das Buch umfasst 13 Kapitel und bietet im Anhang noch einige Zusatzinformationen, um das Gelesene in die Tat umzusetzen. In den einzelnen Kapiteln werden immer wieder Meditationen eingearbeitet.
Der Autor geht auf die Schätze des Wude ein und verschiedenene, damit verbundene Eigenschaften, die uns zur Glückseligkeit bringen können.
Aber er spricht aus Sicht der Kampfkünste auch über das Abwenden von Orientierungslosigkeit, von geistiger Klarheit, der Beziehung zwischen Schüler und Meister, dem steten Wandel im Leben, der Angst vor Schmerz, dem Wir-Ego und Ich-Ego sowie der Ehre des Siegers. Außerdem wird auf 13 Prinzipien der Kampfkunstmeister eingegangen, durch die ein Mensch wahrhaftig sein kann. Beleuchtet werden ebenfalls Veränderungen des Charakters, Wahrhaftigkeit vs. Widerstand, Ideen zum richtigen Zeitpunkt und Demut und Dankbarkeit sowie Aufrichtigkeit.

SCHREIBSTIL:

Der Autor schreibt sehr nahbar, sympathisch und authentisch. Trotzdem nimmt er selbst die Rolle des Meisters in Bezug auf den Leser ein und führt ihn durch die vielen Informationen und Meditationen. Die biografischen Anekdoten lockerten die Informationsvielfalt auf, sodass der Geist immer wieder zur Ruhe finden konnte.
Dennoch ist es kein Buch gewesen, welches ich einfach weggelesen habe. Viele Kapitel musste ich erst einmal verarbeiten und setzen lassen, bevor ich weiterlesen konnte. Das würde ich an dieser Stelle aber auch jedem raten, damit sich das Potenzial einer solchen Lektüre voll entfalten kann.

FAZIT:

Ich kann nur jedem empfehlen, sich im Leben so zeitig wie möglich mit Persönlichkeitsentwicklung zu beschäftigen und seinen eigenen Weg zu finden. Für mich führt der Weg in den asiatischen Raum und dieses Buch hat mich direkt ins Herz getroffen. Danach hatte ich direkt Lust, beim Autor eine Meditation durchzuführen und ihn kennenzulernen. Vielleicht klappt das sogar wirklich mal, ich habe am Ende des Buchs erst gemerkt, dass er ganz in meiner Nähe in Dresden praktiziert.

Ein Buch, in dem mehr steckt, als ich erwartet hatte. Das Leben uns seine Herausforderungen aus Sicht der Kampfkünste zu betrachten, war nicht nur spannend, sondern sehr lehrreich. Wer sich darauf einlassen kann, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen, denn ich konnte einiges für mich mitnehmen. Es regt zum Nachdenken an und lässt einen über den Tellerrand blicken.

BEWERTUNG: ♥♥♥♥♡


BEWERTUNGSKATEGORIEN:

Informationen: ♥♥♥♥♡
Unterhaltung: ♥♥♥♥♡
Sprache/Schreibstil: ♥♥♥♥♥
Botschaft / Praxisbezug: ♥♥♥♥♥
Strukturiertheit: ♥♥♥♥♡

Gesamtwertung = 4,4


Bis bald,
EURE HACHIDORI

Rezension – „Im Zeichen der Mohnblume“ von R. F. Kuang

Meine lieben Leser,

seitdem das Buch „Im Zeichen der Mohnblume“ angekündigt wurde, stand es auf meiner Wunschliste. Ich habe es dann auch direkt zum Erscheinen erworben, allerdings musste es auf dem SuB ausharren, weil andere Leseprojekte Vorrang hatten. Deshalb wurde es in das Frühjahrsputzbingo mit aufgenommen und nahm dort die Rolle des großen Finales ein. Meine Erwartungen waren recht groß, auch weil ich schon einige sehr positive Meinungen gelesen hatte. Wie es mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.

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ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Im Zeichen der Mohnblume – Die Schamanin
  • Autor/in: R. F. Kuang
  • Übersetzer/in: Michaela Link
  • Anzahl der Seiten: 669 Seiten
  • Verlag: Blanvalet Verlag
  • Ausgabe: Taschenbuch (2020)
  • Genre: Fantasy, historische Neuinterpretation

INHALT:

Rin wohnt bei ihrer Tante und ihrem Onkel und muss sich als Drogenkurier für Opium verdingen. Die Familie lebt in Armut und ist Rin gegenüber nicht gerade gnädig. Die einzige Vertrauensperson ist Lehrer Feyrik im Dorf. Von ihm hat sie viel gelernt und zu ihm geht sie auch, als sie ihr Herz ausschütten muss. Ihre Tante möchte sie verheiraten. Ihre einzige Chance, dem zu entgehen, besteht darin, an einer Akademie des Landes aufgenommen zu werden. Doch die Aufnahmeprüfungen sind hart und Rin möchte unbedingt in Sinegard an der Militärakademie angenommen werden.

Das Buch unterteilt sich in drei Teile. Im ersten Teil verfolgen wir Rin als unschuldiges Kind und Waisenmädchen, die der Vermählung entgehen will und alles dafür tut, in Sinegard angenommen zu werden. Außerdem wird ihre Zeit an der Akademie geschildert. Vor allem das Fach der mysteriösen Kultlehre nimmt eine besondere Stellung ein. Wie behauptet sich Rin in ihrer Klasse? Und auf welches Fach wird sie sich am Ende spezialisieren? Das dürft ihr gern selbst lesen.
Im zweiten und dritten Teil geht es vor allem um die erwachsen gewordene Rin in den Wirren des Krieges. Die strategische Kriegsführung, Politik und die Schrecken des Krieges werden hier sehr detailliert geschildert.
All das wird eingebettet in eine immer fantastischer werdende Handlung, denn Rins Fähigkeiten gehen weit über das menschenmögliche heraus und der Leser verfolgt mit Spannung ihren Kontakt zu den Göttern dieser Welt.

SCHREIBSTIL:

„Es ist einfach, mutig zu sein, aber schwerer zu wissen, wann man nicht kämpfen sollte.“

Jiang in „Im Zeichen der Mohnblume – Die Schamanin“, S. 579

Ich habe lange überlegt, wie ich den Schreibstil beschreiben könnte. Allem voran fiel mir das Wort „spannend“ ein. Die Autorin schaffte es, dass trotz ruhigerer Episoden und vielen militärischen und politischen Themen nie Langeweile für mich aufkam. Ich war so sehr an die Seiten gefesselt, dass ich es nie erwarten konnte, das Buch wieder zur Hand zu nehmen.
Gerade im ersten Teil hält sich die Brutalität noch ein Grenzen und ich habe mich richtig wohl gefühlt in dem Akademie-Setting und es war für mich so ein richtiges Wohlfühlbuch.
Spätestens in den folgenden Teilen des Buches verfliegt zwar aufgrund der Kriegsschauplätze dieses Gefühl, aber es wird umso spannender, düsterer und vor allem zwischen den Zeilen kritischer. Denn die Autorin hat mit ihrer Geschichte die asiatische Historie neu interpretiert. Gerade die Territorien der Föderation und des Kaiserreiches Nikan erinnern an China und Japan. Ebenso sieht der informierte Leser zwischen den Kriegsschauplätzen und -verbrechen extreme Parallelen zu historischen Schrecken wie bspw. in Nanking.
An dieser Stelle kann ich nur betonen, dass das Buch gerade ab Teil II nichts mehr für schwache Gemüter ist. Die Brutalität des Krieges wird hier völlig ungeschönt dargestellt und macht auch vor Babys oder Kindern nicht halt. Wer diese sehr detaillierten Gewaltbeschreibungen nicht abkann, der sollte das Buch vielleicht lieber nicht zur Hand nehmen. Ich fand selbst, dass es oft hart an der Grenze des Ertragbaren war und musste beim Lesen dieser Zeilen pausieren – allerdings muss uns klar sein, dass diese Schilderungen leider nicht so weit von der Realität entfernt sind, wie wir das gerne möchten. Die Realität ist oftmals sogar schlimmer gewesen. Und so schafft Kuang es, dass der Leser förmlich angewidert von den Gräueltaten des Krieges ist. Das macht dieses Werk tatsächlich sehr wichtig, denn wie gesagt wird zwischen den Zeilen Kritik geübt, die mich zum Nachdenken brachte.

Eine weitere Besonderheit waren für mich die Charaktere, denn diese sind alles andere als die typischen strahlenden Helden. Weder gelingt ihnen sofort alles beim ersten Versuch, wie wir das oft in ähnlichen Geschichten lesen, noch sind sie moralisch korrekte Personen. Sehr deutlich wird beschrieben, wie der beste Charakter vom Krieg und von Drogen verdorben wird. Auch das Streben nach Macht vergiftet nicht nur die vermeintlich bösen Charaktere, sondern auch liebgewonnene Figuren. Als Leser habe ich zu den Hauptfiguren eine Beziehung aufgebaut, nur um dann oftmals mit deren Entscheidungen zu hadern und meine Sympathie für sie zu hinterfragen. Denn auch, wenn man bspw. das Verlangen nach Rache nachvollziehen konnte, war das Genießen des Leides anderer eine fast nicht auszuhaltende Haltung der Personen, die ich nicht mit mir vereinbaren konnte.
Die Autorin hat hier meisterhaft gezeigt, dass kein Mensch völlig tadellos und frei von solchen Neigungen ist – schon gar nicht in einer absoluten Ausnahmesituation wie dem Krieg. Wir können in unserer Position von oben herab behaupten, dass wir anders handeln würden – Tatsache ist aber, dass der Kampf ums Überleben viele Gemüter komplett verändert und den Einblick in diese fragile Psyche hat die Autorin meiner Meinung nach super umgesetzt.
Das Worldbuilding rundet dieses ganze ernste Thema ab. Es ist unglaublich detailliert und durchdacht und ich hatte nach dem Lesen nicht einmal das Gefühl, dass wirklich viele Fragen offen geblieben wären. Vielmehr war alles in diesem Buch – angefangen von der Welt bis hin zu den Charakteren unfassbar authentisch.

Last but not least hat mir die Entwicklung von Rin sehr gut gefallen. Wir begegnen ihr anfangs als kleines Mädchen und über das Buch hinweg hat sie viel auszustehen und viele Herausforderungen zu bewältigen, bis sie schließlich zu einer Frau heranwächst, die ganz sicher nicht frei von Fehlern und falschen Entscheidungen ist.

FAZIT:

Ich hatte aufgrund des recht beschaulichen Anfangs der Geschichte etwas anderes erwartet und war dann total begeistert von der Richtung, in die sich alles entwickelt hat. Die Fantasy-Elemente spielen hier keine vorrangige Rolle, sondern fügen sich in die komplexe und militärisch-politische Handlung ein. Die Charaktere sind zahlreich, aber niemals farblos – und vor allem alles andere als perfekte Helden. Das macht sie so authentisch und lebensecht. Das Ende der Geschichte hat mich nochmal komplett umgehauen und auch, wenn ich aufgrund der düsteren Stimmung und der Brutalität jetzt erstmal etwas anderes lesen muss, kann ich den zweiten Band kaum erwarten.
Eine Geschichte um ein Waisenmädchen, das zu einer großen Soldatin wird. Sehr brutal, sehr mitlitärisch und politisch, aber auch sehr spannend. Besonders hervorzuheben sind die authentischen und unperfekten Protagonisten sowie die sehr wichtige Kritik zwischen den Zeilen. Eine gelungene Neuinterpretation der asiatischen Geschichte und ihrer Schrecken. Ein absolutes Jahreshighlight für mich!

BEWERTUNG: ♥♥♥♥♥


BEWERTUNGSKATEGORIEN:

Handlung: ♥♥♥♥♡
Emotionen: ♥♥♥♥♥
Fantasy: ♥♥♥♥♡
Charaktere: ♥♥♥♥♥
Sprache/Schreibstil: ♥♥♥♥♥

Gesamtwertung = 4,6


Wer mich kennt, weiß um meine tiefe Leidenschaft für Japan. Genau so sehr faszinieren mich schon viele Jahre Geschichten, die einen asiatischen Kontext haben. Dazu muss es nicht zwingend japanisch sein – auch chinesisch angehauchte Settings können mich durchaus begeistern.
Ich werde bei der Aktion „AsiaBooks“ Bücher vorstellen, die ich gelesen und rezensiert habe. Vielleicht seid ihr ja genau so begeistert von Geschichten im asiatischen Setting wie ich? Dann hoffe ich, dass ihr bei mir noch etwas Anregung findet. 🙂


Bis bald,
EURE HACHIDORI

Frauen der Weltgeschichte – Shen Yunying

Shen Yunying
chinesische Generalin
1624 – 1660


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In öffentlichen bzw. offiziellen Quellen findet man keine Informationen über die Heldentaten von Shen Yunying. Sie wurden lediglich durch Erzählungen überliefert. Eine Oper in Peking wurde davon inspiriert, sowie mehrere Kinderbücher.

Ganz ungewöhnlich für eine Frau, interessierte sich Yunying schon als Kind für die Kriegskunst.
Ihren Vater, der ein General war, begleitete sie auf vielen Kriegszügen und später heiratete sie einen Soldaten. Während der Schlacht um Dazhou 1643 übernahm Yunying das Amt ihres Vaters, nachdem er starb und führte die Armee zum Sieg. Danach wurde sie zur Generalin ernannt.

Später zog sie sich ins Privatleben zurück und gründete eine Schule, in der sie Mädchen in der Kriegskunst und den Wissenschaften unterrichtete.

EURE HACHIDORI

Japan – Die kleine Lehrstunde ~ Die wunderschöne Welt der Katakana ~

Japan-kleine_Lehrstunde

Hallo liebe Leser und Japan-Interessierte!

Zweifelsfrei gibt es viele schöne Sachen in Japan, eine der witzigsten ist für mich aber wieder mal Teil der Sprache.
In Japan gibt es 3 verschiedene Zeichenarten. Kanji, das sind die gaaaanz kompliziert aussehenden, verschnörkelten Zeichen, die aus China nach Japan geschwappt sind und meist für eine Silbe oder ein ganzes Wort stehen. Anders ist das bei den zwei Silbenalphabeten. Dort steht jedes Zeichen für eine Silbe (natürlich kann eine Silbe auch ein Wort sein, wenn es ein Wort mit ein oder zwei Buchstaben ist, aber das ist ja doch eher die Ausnahme als die Regel). Diese zwei Silbenalphabete heißen Hiragana und Katakana. Während Hirgana eher runde Formen hat, beispielsweise あ、す、で、お, sehen die Katakana sehr eckig aus. Im Vergleich die gleichen Silben wie vorher: ア、ス、テ、オ. Katakana werden für ausländische Begriffe oder „einjapanisierte“ Begriffe, die aber ursprünglich aus dem Ausland kommen benutzt. Für alles andere nutzt man Kanji und Hiragana.
Eben der Umstand, dass ausländische Begriffe gern „einjapanisiert“ werden, macht es immer wieder lustig, Japanisch zu lernen.
Viele Begriffe entstammen dem Englischen oder Deutschen. Die „einjapanisierten“ Begriffe klingen zwar so ähnlich wie vorher, sind aber oft etwas verfremdet, was dann irgendwie witzig klingt.

Glühwein beispielsweise wird zu グルウィン (guruwain)
Mineralwasser zu ミネラルヲタ (mineraruwota)
Weihnachtsmann サンタクロス (santa kurosu) – vom englischen „Santa Claus“
Weihnachten クリスマス (kurisumasu) – vom englischen „christmas“
Geschenk ポレセント (poresento) – vom englischen „present“

Das nur als ein paar Beispiele passend zu Weihnachten.
Besonders auffällig ist das „Katakana-Nutzen“ allerdings bei Sportarten. Viele Sportarten sind aus dem Ausland nach Japan gekommen und werden deswegen auch in abgewandelter Form gesprochen. Hier seien nur folgende Beispiele zum verdeutlichen genannt:

Fußball  サッカ (sakka) – vom englischen „soccer“
Basketball バスケトボル (basuketoboru)
Tennis テニス (tenisu)

Ich finde dieses Phänomen wirklich witzig und es kam schon oft vor, dass ich meine Lehrerin oder das Wörterbuch etwas gefragt habe und danach gedacht habe „Warum frag ich eigentlich noch? xD“.

Soviel dazu. 😀
Eine schöne Weihnachtszeit!
EURE HACHIDORI