Rezension – „Der Ruf der rosa Delfine“ von Sy Montgomery

Meine lieben Leser,

ich hatte wieder einmal Glück und durfte im Rahmen einer Leserunde bei Lovelybooks das Buch „Der Ruf der rosa Delfine“ von Sy Montgomery lesen. Nach ihrem Buch „Rendezvous mit einem Oktopus“ dürfte sie vielen von euch ein Begriff sein. Für mich ist das vorliegende Werk meiner erste Lektüre der Autorin und ich war gespannt, wie mir das Buch gefallen würde.

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ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Der Ruf der rosa Delfine – Wie die schlauen Säugetiere uns in die letzten Geheimnisse des bedrohten Amazonas einweihen
  • Autor: Sy Montgomery
  • Übersetzer: Gertrud Bauer
  • Anzahl der Seiten: 272 Seiten
  • Verlag: Eden Books
  • Ausgabe: 1. Auflage (2020)
  • Genre: Sachbuch

INHALT:

Das vorliegende Buch beginnt sehr spannend mit einer Bestandsaufnahme der letzten zwanzig Jahre – denn vor so langer Zeit wurde es bereits veröffentlicht. Aus diesem Grund war es der Autorin ein Anliegen, die Zustände im Amazonas zwischen damals und heute gegenüberzustellen. Es ist dabei erschreckend, wie wenig sich getan hat.
Weiterhin bekräftigt die Autorin stets und auch in einer eigens dafür angelegten Einleitung, dass sie ihr Herz an den Amazonas verloren hat. Auch aus diesem Grund ist dieses Werk für sie etwas ganz Besonderes.
Im weiteren Verlauf beschreibt sie ihre Forschungsreise durch den Amazonas und die Orte Manaus, Iquitos und dem Reservat von Tamshiyacu-Tahuayo. Sie versucht, die Delfine aufzuspüren und kommt während ihrer Suche immer wieder auf die Tierarten im Amazonas zu sprechen, aber vor allem auch auf die gesellschaftlichen Um- und Missstände in Peru und dem gesamten Gebiet des Amazonas.
Die persönlichen Erfahrungen der Autorin auf ihrer Reise stehen im Fokus, genau so wie die vielen Legenden, die sich die Einheimischen erzählen.
Die rosa Delfine werden eher nebensächlich behandelt und kommen erst im letzten Viertel des Buches etwas detaillierter zur Sprache.
Abgerundet wird das Erscheinungsbild durch ein wirklich wunderschönes Cover und kleine Tierillustrationen im Text.
(Vorsicht Spinnenphobiker: Leider gibt es keine Triggerwarnung und es wird eine Vogelspinne illustriert abgebildet!)

SCHREIBSTIL:

Das Buch ist in einem einfachen, zugänglichen Stil geschrieben, der es auch Laien verständlich macht, worüber die Autorin informieren möchte. Nichtsdestotrotz hat es mich extrem gestört, dass sie in ihren Beschreibungen sehr häufig zwischen der 1. Person im Präteritum und Präsens gewechselt hat. Das hat den Lesefluss leider sehr ausgebremst und machte den Text für mich inkonsistent.
Weiterhin konnte ich mich mit den vielen Dopplungen nicht so recht anfreunden. Fakten oder auch Beschreibungen werden oft wiederholt. Durch diese Redundanz verlor ich als Leser schnell das Interesse und quälte mich durch einige Abschnitte geradezu durch, weil nichts von Mehrwert erzählt wurde. Zusätzlich wurden auch Informationen gegeben, die ich so nicht hätte wissen wollen und die ich eher als Selbstdarstellung empfand. Beispielsweise beschreibt Montgomery, wie sie menstruierend in den Fluss steigt, weil das die angeblich Delfine anlocken soll oder wie Ameisen ihren verbrannten Rücken „auffressen“, indem sie ihre Wundflüssigkeit tranken und Hautfetzen wegschleppten. Natürlich spricht ihr niemand diese Erfahrungen ab, ich fragte mich nur oft, was das jetzt zu dem Thema der Delfine beitragen soll. Die wissenschaftliche Komponente fehlte mir im Text leider gänzlich.

FAZIT:

Dieses Buch versprach nicht zuletzt durch den Titel viele Informationen über die mysteriösen rosa Delfine im Amazonas. Schlussendlich ist das Buch für mein Dafürhalten viel zu wenig wissenschaftlich gewesen. Es wird über die Delfine so wenig gesprochen, dass ich über die Tiere selbst kaum etwas erfahren konnte, außer deren Farbe, ihr grobes Aussehen und einige wenige Vermutungen zum Verhalten. Der Fokus des Buches liegt zwar mit den gesellschaftlichen Missständen und kulturellen Bräuchen sowie der Beschreibung der Forschungsreise auf nicht weniger wichtigen und interessanten Themen – jedoch wurden durch den Titel und das Cover des Buches völlig falsche Erwartungen geweckt, die somit nicht erfüllt wurden. Die angesprochenen Themen werden für mich abschließend gesehen auch zu grob behandelt, als diesen wirklich gerecht zu werden. Es hätte mir daher besser gefallen, wenn die Autorin sich eher auf diese Themen fokussiert und sie detaillierter ausgearbeitet hätte, anstatt es um die wenigen Informationen der Delfine herumzubasteln.

Ein interessantes Buch, welches über gesellschaftliche Missstände, kulturelle Bräuche und Tiere in der Amazonas-Region berichtet. Die Delfine spielen leider nur eine untergeordnete Rolle – für mich war es eher ein Reisebericht einer Forschungsreise mit ein paar Schwächen als ein Sachbuch über Delfine.

BEWERTUNG: ♥♥♥♡♡

Bis bald,
EURE HACHIDORI

Rezension – „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes

Meine lieben Leser,

ich hatte die tolle Möglichkeit, im Rahmen einer Leserunde von Lovelybooks das Buch „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes zu lesen. Das Thema fand ich sehr interessant, weil es trotz unserer modernen und ansatzweise toleranten Gesellschaft ein absolutes No-Go ist, wenn man als Frau keine Kinder möchte und sich bewusst gegen einen Kinderwunsch entscheidet. Unter den Reaktionen der Mitmenschen leiden nicht nur diejenigen, die sich dazu mit Selbstbewusstsein entscheiden, sondern auch diejenigen, die sich noch unsicher sind oder selbst keine Kinder bekommen können. Die ständigen Nachfragen wie „Wann ist es denn bei euch soweit?“ oder „Wollt ihr denn keine Kinder?“ sind dabei nicht nur unsensibel, sondern auch oft psychisch hoch belastend für die Befragten. Ich war also begeistert, dass sich jemand traut, über dieses Thema zu schreiben und war gespannt, wie es wohl umgesetzt wurde. Ob die Autorin mich mit ihrem Buch abholen konnte und wie es mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.

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ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht
  • Autor: Melanie Hughes
  • Anzahl der Seiten: 238 Seiten
  • Verlag: EDEL Books
  • Ausgabe: 1. Auflage (2020)
  • Genre: Ratgeber

INHALT:

„Ich denke ähnlich: Morgen dürfen der Mann und die Kinder aus dem Bilderrahmen hüpfen, aber bitte nicht heute. Ich bin noch nicht so weit und es hat ja noch Zeit.“
– „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes, Seite 11 –

Die Autorin Melanie Hughes verspricht zum nicht vorhandenen Kinderwunsch eine Entscheidungshilfe in Form ihres Buchs. Es soll ihr eigener Weg zur Entscheidungsfindung dargestellt werden – denn am Ende entscheidet sie sich tatsächlich für ein eigenes Kind. Es klingt spannend zu erfahren, wie sie schlussendlich zu dem Entschluss kommt. Dabei wird auch beleuchtet, wie sie über die Veränderungen in Bezug auf Karriere, Partnerschaft, Selbstverwirklichung und Gleichberechtigung denkt.
Das Buch beginnt mit einer Szene im Restaurant. Dort sieht sich die Autorin der Frage nach dem Kinderwunsch gegenüber, weil ihr Partner sie beruhigen will, dass sie keine Kinder bekommen müssen. Das bringt sie zum Grübeln.
Danach wird in vielen verschiedenen Kapitel erläutert, worüber sich die Autorin im Zusammenhang mit diesem Thema alles Gedanken macht. Da geht es einmal um den Druck der Gesellschaft – der sich nicht nur in Fragen zum Kinderwunsch äußert, sondern auch in den Ansprüchen an Schwangere, die perfekt aussehen und Mütter, die neben dem Alltag beispielweise als Eventmanager eines Kindergeburtstags glänzen sollen.
Weiterhin wird auf die Helikoptereltern eingegangen sowie auf Eltern, die bereuen, ein Kind bekommen zu haben. Das letzte Drittel des Buchs beschäftigt sich dann mit dem Einfluss eines Kindes auf die Karriere. Die Autorin geht beispielsweise darauf ein, dass in der heutigen Gesellschaft zu wenig Kinder geboren werden – der Arbeitgeber sich allerdings nicht wirklich darüber freut, wenn eine Mitarbeiterin schwanger ausfällt.
Am Ende schlägt das Buch einen Bogen zum Anfang, indem es eine zweite Version des Restaurantbesuchs aufzeigt.

„Natürlich finde ich Babys süß – ich bin ja ein Mensch! -, dennoch finde ich Zeit mit Erwachsenen immer reizvoller als die Beschäftigung mit Kindern.“
– „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes, Seite 17 –

SCHREIBSTIL:

Der Schreibstil von Hughes ist leicht und schnell zu lesen, ist aber auch gekennzeichnet von Sarkasmus. Dieser Umstand wäre insofern nicht verwerflich, wenn es nicht oft (für mein Dafürhalten) in Geschmacklosigkeit enden würde.
Die guten inhaltlichen Ansätze bekommen leider wenig Raum und es geschieht nicht nur einmal, dass der vorrangige Erzählstrang für ein Off-Topic verlassen wird. Bei nur 240 Seiten leidet dann natürlich die Substanz. Mir blieb die Autorin einfach nicht genügend beim eigentlichen Thema. Ein Beispiel ist eine Erzählung über ihre Freundin, die einen Kindergeburtstag organisierte und sich dann mit den speziellen Ernährungsansprüchen der Gastkinder beschäftigen musste. Hier wird ein Exkurs unternommen zu Abenden mit Freunden, bei denen man seit einigen Jahren auf viele Nahrungsmittelintoleranzen achten muss, was die Autorin zu nerven scheint. Der Ton dieser Kritik könnte etwas milder sein, denn gerade diese Stelle ging mir persönlich sehr nahe, weil ich selbst unter meiner Histaminintoleranz leide und Hughes dafür sehr uncharmante Worte findet. Das fand ich sehr schade.

„Wir machten uns noch darüber lustig, dass die meisten der Geburtstagsgäste dank Zucker-, Gluten- und Histaminunverträglichkeit vermutlich sowieso nicht das pubertäre Alter erreichen würden, da der nächste Supermarkt sie vorzeitig ins Grab (…) befördern würde.“
– „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes, Seite 84 –

Ebenfalls auffällig und für mich sehr nervig war, dass wirklich sehr oft betont wurde, wie schlimm es für die Autorin wäre, in den 40 Wochen Schwangerschaft keinen Alkohol mehr trinken, nicht mehr rauchen und kein Sushi essen zu dürfen. Und Partys wären auch tabu. Das geschah in solcher Resonanz, dass es zeitweilig den Eindruck machte, dass dies ihr allergrößtes Problem mit der potenziellen Schwangerschaft wäre. Für mich persönlich war das nicht ansprechend und es vermittelt völlig falsche Werte.
Letztendlich muss man sagen: Der Ton macht die Musik. Und Melanie Hughes hat meinen Ton nicht getroffen. Der Schreibstil war mir zu rau, zu provokant, zu plakativ.

FAZIT:

„Als weibliche Homo sapiens werden wir heutzutage durchschnittlich über achtzig Jahre alt, aber das Zeitfenster der Fruchtbarkeit ist verhältnismäßig kurz.
Zu kurz für meinen Geschmack.“
– „Will ich ein Kind? – Ja – Nein – Vielleicht“ von Melanie Hughes, Seite 14 –

Für mich war das Buch leider keines, welches mich in Begeisterungsstürme ausbrechen lässt. Und es tut mir im Herzen weh, dass ich das sagen muss, weil ich mich wirklich sehr auf das Buch gefreut habe. Ich hatte mir irgendwie mehr erwartet. Ich erhoffte mir einen gut recherchierten Ratgeber (oder sogar Sachbuch), der ihre eigenen Erwartungen in Beziehung zu den gesellschaftlichen Themen setzt und am Ende mit den tatsächlichen Erfahrungen gegenüberstellt. Leider wirkte das Buch auf mich eher wie ein populistisches Frusttagebuch, welches aufregen soll – und das leider aber zu jedem Preis. Mir fehlte es an ernsthafter Auseinandersetzung gepaart mit niveauvollem Humor. Dem überspitzten Sarkasmus der Autorin konnte ich leider nichts abgewinnen. Zudem fehlt mir komplett ein Bezug zu den tatsächlichen Erfahrungen, die die Autorin dann in Schwangerschaft und mit Kind sammeln konnte. Das Ende des Buchs kommt abrupt und befindet sich beim Zeitpunkt des Schwangerschaftstests. Für die Widerlegung der vielen Kapitel, die gegen ein Kind sprechen, hätte ich mir dann eine Gegenüberstellung mit der erfahrenen Realität gewünscht. Denn so fehlt für mich die schlussendliche Botschaft.
Das Buch enthält gute Ansätze, die zwischen dem Sarkasmus durchblitzen und hätten für meinen Geschmack mehr Raum bekommen sollen. So kratzt es leider nur an der Oberfläche dessen, was ich erwartet hatte. Schade. Potenzial für mich nicht ausgenutzt.

BEWERTUNG: ❤❤♡♡♡

Bis bald,
EURE HACHIDORI