Meine lieben Leser,
ganz unerwartet hat sich ein bisschen Japan-Lektüre zwischen meine aktuellen Bücher gemogelt. Ich hatte wirklich richtig Bock auf Japan-Vibes und Fernweh-Gefühle. Da kam mir „Tage in Tokio“ von Christoph Peters gerade recht. Wie es mir gefallen hat, lest ihr im Folgenden.
| Werbung | Rezensionsexemplar |
Danke, an den Luchterhand Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

ALLGEMEINES ZUM BUCH:
- Titel: Tage in Tokio
- Autor/in: Christian Peters
- Zeichner/in: Matthias Beckmann
- Anzahl der Seiten: 256 Seiten
- Verlag: Luchterhand Verlag
- Ausgabe: 1. Auflage (September 2021)
- Genre: Reisebericht
INHALT:
Christoph Peters beschäftigte sich laut Klappentext 35 Jahre lang intensiv mit Japan. In dem vorliegenden Buch beschäftigt er sich mit den Eindrücken seiner allerersten Japanreise, die ihn nach Tokio führt. Was mich persönlich solche Vorfreude auf das Buch entwickeln ließ, war die Ankündigung einer wahren Liebeserklärung an das Land der aufgehenden Sonne – so wird es im Klappentext bezeichnet.
Das Buch gliedert sich in acht Kapitel. Diese behandeln die Ankunft des Autors, die japanische Landschaft, seine Unterkunft in einem Ryokan (ein traditionelles japanisches Hotel), die Zen-Kultur, Kunst, die U-Bahn, Teekeramik, Sushi, Sprachgewohnheiten, das älteste Kaufhaus der Welt, Tempel und Boxkämpfe.
Am Anfang erfasste mich während der Lektüre erst einmal Wehmut. Die Schilderung der Ankunft, das erste Mal den Fujiyama sehen und die Beschreibung von Landschaft und Architektur erinnerten mich zwangsläufig an meine eigene Japanreise zurück. Auch seine Beschreibungen über den Asakusa-Tempel oder andere japanische Eindrücke waren für mich eine kurze mentale Reise in mein Herzensland.
Leider machen diese Reiseeindrücke nicht den Hauptteil des Buches aus. Der Autor baut immer wieder längere Passagen ein, in denen er über gewisse Eigenheiten der Japaner oder auch über komplett japanfremde Themen philosophiert und Interpretationen seinerseits erläutert. Viel Raum im Buch wird von seinen Erfahrungen und seinem Wissen über Teekeramik eingenommen, was ich zwar auch informativ fand, in diesem Detailgrad aus meiner Sicht aber unnötige Längen provoziert hat. Auch das letzte Kapitel über die Boxkämpfe hatte für mich wenig Japan-Flair und trug für mich nicht dazu bei, dass der Autor den Unterschied zwischen Japan und Deutschland darstellen konnte, was, wie er selbst erwähnt, das Leitthema seiner Werke ist.
Die Seitenanzahl ist eher niedrig angesetzt, würde für einen fokussierten Reisebericht aber meiner Meinung nach ausreichen, um ein grobes Bild mit einigen Details des Landes nachzuzeichnen.
SCHREIBSTIL:
Hier kommen wir zu einem für mich großen Manko des Buches. Mir hat der Schreibstil leider gar nicht zugesagt. Ich muss ehrlich sagen, dass ich nach der angekündigten Liebeserklärung in dem Buch lange suchen musste und sie nur zwischen den Zeilen entdecken konnte. Der Autor hat für mich einen gewissen Unterton in seinem Schreibstil, der alle Schilderungen negativ und überkritisch wirken lässt. Wird am Anfang noch erläutert, dass er verneinte, als andere Leute ihn fragten, ob er nicht enttäuscht sein wird, wenn er nach so langer Zeit nach Japan reist; ergibt sich mir beim Lesen dann ein anderes Bild. Ich hatte oftmals das Gefühl, dass er unterbewusst eben dieser Erwartung entsprechen wollte, indem er alles besonders kritisch betrachtet, damit er nur nicht zu begeistert sein könnte.
Ich hatte wahrscheinlich auch einfach andere Erwartungen an das Buch. Denn für jemanden, der sich 35 Jahre mit Japan beschäftigt, wirkte er im Umgang mit den japanischen Gepflogenheiten sehr unsicher, manchmal etwas wie der typische Tourist. Ich hätte zumindest erwartet, dass man in dieser langen Zeit einer Leidenschaft ein paar Worte Japanisch lernt, beispielsweise „sumimasen“ (Entschuldigen Sie) oder ein paar Floskeln für eine Bestellung in einem Restaurant, was nicht der Fall war. Denn als Japankenner ist einem durchaus bewusst, dass in diesem Land wenig bis gar kein Englisch gesprochen wird.
Eine weitere Ausprägung des Schreibstils waren die seitenlangen philosophischen Auseinandersetzungen mit den Details der japanischen Lebensweise oder einigen Marotten, die Japaner aus meiner Sicht so liebenswert machen. Oftmals wurde von Seiten des Autor hier eine Interpretation in Richtung Nationalismus und Angepasstheit der Japaner vorgenommen, der ich nicht vorbehaltlos zustimmen kann. Auch hier wirkten die Auseinandersetzungen mit diesen Themen eher kleinlich und überkritisch, anstatt liebevoll und begeistert. Zudem hatten diese Passagen wenig mit dem eigentlichen Reisebericht zu tun, sodass es mir schnell langatmig vorkam und ich ein bisschen die Lust an der Lektüre verlor.
Letztendlich war mir der Schreibstil zu distanziert, so kalt und zu stark analysierend sowie unnötig interpretierend, da hatte ich mir etwas anderes vorgestellt. Mir hätte es besser gefallen, wenn er sich mehr auf den Reisebericht fokussiert hätte, denn ich weiß nicht einmal, wie langer er jetzt eigentlich dort war, noch hat er aus meiner Lesersicht sonderlich viel gesehen oder erlebt in Tokio – zumindest habe ich es als Leser nicht wirklich erfahren.
Was ich allerdings als einen guten Ansatz empfunden habe, waren die historischen Fakten, die hier und da in den Bericht eingeflossen sind und sehr informativ und spannend waren.
FAZIT:
Leider konnte mich das Buch nicht abholen. Als echter Japan-Fan hatte ich mir davon eine mentale Reise nach Japan erhofft, aber nur sehr wenige Reiseeindrücke bekommen. Stattdessen wurde sich auf Themen konzentriert, die zwar nicht uninteressant waren, aber wenig Bezug zu Japan hatten. Die Infos über die Teekeramik waren zwar informativ, aber zu detailliert und dadurch langatmig. Auch die überkritische Auseinandersetzung und das Fremdeln mit der japanischen Kultur ließen mich beim Lesen eher unbehaglich zurück. Dazu kam ein sehr abruptes Ende, ohne wirkliches Schlusswort. Ich konnte für mich aus dem Buch leider nicht viel mitnehmen und deshalb war es leider nicht mein Fall und ich kann es schweren Herzens nicht besser bewerten, obwohl ich mich echt so sehr darauf gefreut hatte.
Zu wenig Reisebericht, zu viele Nebenschauplätze. Mir fehlte die Liebeserklärung an Japan, dafür waren mir der Ton des Buches zu negativ unterstetzt. Teils seitenlange Interpretationen und philosophische Gedankengänge des Autors erzeugten für mich eine dämpfende Schwerfälligkeit. Schade, ich hatte mir mehr versprochen.
BEWERTUNG: ♥♥♡♡♡
BEWERTUNGSKATEGORIEN:
Informationen: ♥♥♥♡♡
Unterhaltung/Emotionen: ♥♥♡♡♡
Sprache/Schreibstil: ♥♥♡♡♡
Japan-Vibes: ♥♥♡♡♡
Strukturiertheit: ♥♥♥♡♡
Gesamtwertung = 2,4
Bis bald,
EURE HACHIDORI
Ein Gedanke zu “Rezension – „Tage in Tokio“ von Christian Peters”