Tagebuch einer Bekanntschaft in Zeiten der Flüchtlingskrise – Tag 5 & 6

Liebe Leser,

wieder nach einer längeren Pause, melde ich mich zurück.
Dieses Jahr scheint kein Blogging-Jahr für mich zu sein. :/

Genau so lang, wie ich euch mit dem nächsten Beitrag warten ließ, war auch die Pause zwischen den Treffen mit M., die ich schon eine Weile auf ihrem Weg begleite.

Letztes Mal konnte ich euch von einem kleinen Happy-End berichten, da M. ein Vorstellungsgespräch hatte. Das liegt nun alles schon lange zurück und es hat sich einiges getan!

tagebuch

Tag 5 – Jede Menge Kuchen

Vor einiger Zeit traf ich M. mit einer meiner Freundinnen und wir wurden zu M. nach Hause eingeladen. Dieses Treffen möchte ich hier ebenfalls erläutern, da ich es euch bisher vorenthalten habe.
Meine Freundin und ich waren furchtbar aufgeregt, dass wir M. in ihrer Wohnung besuchen dürfen. Schließlich wohnt M. mit ihrer Mutter zusammen, die schon 60 Jahre alt ist. Obwohl ihre Mutter Deutsch lernt und versteht, spricht sie es kaum, was man in diesem Alter irgendwie auch nachvollziehen kann. Ich ziehe jedes Mal mental den Hut vor ihr, dass sie mit 60 Jahren nochmal eine neue Sprache lernt. Wie ich an Tag 6 erfuhr, lernen sie sogar jedes Wochenende mit den Enkelkindern zusammen Deutsch, da diese es schon viel besser beherrschen.
Wir machten uns also auf den Weg zur Wohnung von M. und wurden herzlich empfangen. Eine kleine, bescheiden eingerichtete Wohnung sahen wir dort, nur die nötigsten und bunt zusammengewürfelte Möbel. Es war sehr sauber, viel sauberer, als ich es bei anderen Leuten gewohnt bin. Wir wurden in das Wohnzimmer gebeten und uns fiel die Kinnlade herunter. Auf dem Tisch waren 3 Kuchen und Kekse und Tee und alles, was das Herz begehrte. Liebevoll angerichtet, es wirkte, als würden noch mehr Gäste kommen, wonach ich mich auch sofort erkundigte. M. erklärte mir, dass das völlig normal in ihrer Kultur sei, es werde für jeden Gast aufgetischt, weil die Gäste meistens bis ins Morgengrauen blieben. Diesen Wunsch erfüllten wir nicht, wir verabschiedeten uns schon nach 3 Stunden. Allerdings mit gut gefüllten Bäuchen, denn es erschien uns unhöflich, nicht mindestens ein Stück von allem zu probieren. Wir sollten uns keine Sorgen machen, die Familie wäre groß und es würde schon alles weggehen, so in etwa beruhigte M. uns, als wir Sorge hatten, dass sie auf dem ganzen Kuchen sitzen bleiben würden.
Es war ein sehr gemütlicher Nachmittag mit netten Gesprächen, zwischenzeitlichen Sprachbarrieren, die aber durch Hände, Füße und viel Gelächter überwunden wurden.
Als wir gingen, waren wir nicht nur vollgestopft, sondern auch wahnsinnig glücklich.

Tag 6 – Treffen unter alten Freunden

Nun also trafen wir uns nach langer Zeit erneut, es war viel zu lange her, aber wie bei jeder anderen Freundschaft, musste auch diese sowas abkönnen.
Ich freute mich umso mehr, denn wir hatten ständigen Whatsapp-Kontakt zu M. gehalten. Wir trafen uns in unserem Stamm-Café, leider war unser Stammtisch besetzt. ;P
Selbst die Bedienung scheint uns dort schon zu kennen, haha. Es war sehr schön, ich kann es zusammenfassen als Treffen unter alten Freunden, denn so fühlte es sich an. Wir tauschten Neuigkeiten aus und haben etwas bestellt. Nichts aufregendes, keine Überraschungen, kein Fremdenhass, keine Zweifel. Einfach nur ein schönes Treffen. Ganz normal.
Das beruhigt mich. Ein dreiviertel Jahr nach unserem ersten Treffen ist alles ganz normal geworden, meine Zweifel verschwunden. Integration braucht anscheinend vor allem Zeit. M. erzählte mir stolz, dass sie ihre letzte Prüfung für Deutsch absolviert hat. Das Ergebnis steht noch aus, wir sind gespannt, aber sie hat ein gutes Gefühl. Erst mit dieser erfolgreichen Prüfung kann sie sich auf einen Job bewerben. Sie hatte weitere Neuigkeiten für mich! Denn es soll kein Job werden, sondern eine Ausbildung! Sie wird hier also nochmal eine Ausbildung machen, da ihr Abschluss aus ihrem Heimatland nicht anerkannt wird. Sie hofft nun, dass sie bald das Ergebnis der Prüfung erhält, damit die Bewerbungsfristen nicht ablaufen und sie noch ein Jahr warten muss. Die ganz alltäglichen Sorgen eines Bewerbers sozusagen. Ich bin froh, wie sich alles bisher entwickelt hat. Auf die Frage, wie die Zukunft für sie werden soll, was sie für Ziele hat, sagt M. nur, dass sie die Ausbildung schaffen und einen Job beginnen möchte. Über mehr denkt sie nicht nach. Natürlich wünscht sie sich auch, dass der Krieg bald zuende ist. Denn dann kann sie irgendwann wieder zurück nach Hause.

EURE HACHIDORI

Weitere Beiträge zum Thema:
Tag 1 – Der Tag vor dem ersten Treffen
Tag 2 – Das erste Treffen
Tag 3 – Der kleine Rückschlag
Tag 4 – Happy End und wirre Gedanken

 

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Filmstadt Görlitz – „Meine erste Erfahrung als Komparsin“ oder auch: „Die Kostümproben-Odyssee“

Hallo liebe Leser,

letztens habe ich darüber geschrieben, dass Görlitz (meine Heimatstadt) ein beliebter Drehort für diverse Filme ist und war. Auch aktuell werden wieder fleißig Komparsen für eine internationale Produktion gesucht.
Heute möchte ich euch über meine erste Erfahrung als Komparsin berichten. Das war im Jahr 2013.
Damals kam Hollywood nach Görlitz. Mit Wes Anderson und seinem Ziel, das „Grand Budapest Hotel“ hier zu drehen. Dafür waren die Schauspieler um die 3 Monate zu Gast in dieser kleinen Stadt an der polnischen Grenze.
Und es wurden sehr sehr viele Komparsen gebraucht. Auch ich hatte mich beworben, bevor ich aber meinen „großen Auftritt“ hatte (tatsächlich nur ein paar Sekunden im Film), stand mir erstmal eine Kostümproben-Odyssee bevor. 😀
Insgesamt war ich dreimal zur Kostümprobe.
Die erste Kostümprobe:
Ich traf ein und der Pförtner bemerkte mich nicht sofort. Als ich ihn nach dem Weg fragte, zeigte er nur in eine unbestimmte Richtung, sodass ich erstmal in ein Set reingeplatzt bin. Woher sollte ich auch wissen, dass der Pfeil des Schild „costumes“, welches auf die Tür zeigte, für die Treppe hinter der Tür bestimmt war!? 😀 Dann bin ich gefühlte 1 Mio. Stufen in unserem Kaufhaus nach oben gelaufen. Dort bin ich dann endlich richtig gewesen. Völlig außer Atem hat mich dort eine englischsprachige Empfangsdame begrüßt. Danach musste ich erstmal warten. Und zwar auf eine Frau, die von Statur und Kleidungsstil aussah wie „Cruella de Vil“ aus 101 Dalmatiner! Sie sah haargenau so aus! Nur die Haare waren rot… aber sie hatte einen Pelzmantel an, wenn auch ohne Dalmatiner-Punkte. Sehr beeindruckend. Diese Person war anscheinend zuständig für die Verteilung der Rollen, denn sie musterte mich von oben bis unten und sagte nur: „Hotel Fire Guest…“. Damit war also besiegelt, dass ich ein Hotelgast werden sollte. Nach dieser Festlegung ging es zur Maske. Eine Stunde wurde an meinen Haaren geglättet, gelockt, gesprayt und geföhnt. Ich sollte eine „Edeldamenfrisur“ bekommen. Die Leute in der Maske sprachen alle Deutsch, da sie vom Filmstudio Babelsberg waren. In dieser einen Stunde hatte ich drei verschiedene Damen, die sich an meinem Haar zu schaffen machten. Und vor mir waren solche dreiteiligen Spiegel, wie man sie aus der Gaderobe von Stars in irgendwelchen Filmen kennt (sogar mit der obligatorischen Beleuchtung!!!). Die Damen waren aus irgendeinem Grund total verzückt von mir und meinten ständig wie süß ich wäre. (>///<) Keine Ahnung warum.

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Meine erste Frisur bei der ersten Kostümprobe

Die Frisur war fertig und ich durfte wieder auf dem Gang warten. Unter den Komparsen wurden Kontakte geknüpft. Ein Mann mit Hund und ein kleiner Junge mit Latzhose kamen an mir vorüber. Alle in den für sie vorgesehenen Kostümen. Es war sehr interessant die Verwandlung der anderen zu beobachten. Umso ungeduldiger wurde man selbst, da man immer noch auf sein Kostüm warten musste. Dann war es endlich soweit. Ich wurde in einen Raum voller Kostüme gebracht und eine Angestellte hielt mir verschiedene Morgenmäntel an. Keiner war so wirklich in meiner Größe, ich war schlichtweg zu klein. Aber es fand sich dann doch einer in sattem Nachtblau mit Verzierungen. Die passenden Hausschuhe und das passende Nachthemd bekam ich ebenfalls. Und dann musste ich zu drei verschiedenen Personen, um mich absegnen zu lassen. Alle sprachen verschiedene Sprachen…
Irgendwas passte nicht, deswegen sollte ich mich umziehen und ein andermal wiederkommen, da ich insgesamt schon fünf Stunden dort war.

 

Die zweite Kostümprobe:

Zur zweiten Kostümprobe bin ich natürlich auch pünktlich erschienen und es ging auch alles etwas schneller. Zumindest, was die Frisur anging, denn die hatten sie ja letztes Mal schon festgelegt. Da wieder kein passender Morgenmantel gefunden wurde und zwischendurch bei den Tennisspielerinnen eine Komparsin abgesprungen war, wurde ich auf einmal dort eingeteilt. Als ich das Kostüm dafür schon anhatte und neben meiner neuen Partnerin stand, stellte Mrs. Cruella de Vil fest, dass ich etwas kleiner als meine Partnerin war und das geht natürlich nicht, deswegen musste ich mein Tennisspielerinnen-Dasein an den Nagel hängen. Aber halt, da kam die Idee auf, dass ich doch auch eine Zugreisende sein könnte! Gerade, als man mir dieses Kostüm anzog, sagte man mir für diese Rolle den Drehtag und da ich an diesem Tag eine Prüfung hatte, wurde ich wieder zum Hotelgast. 😀 So ein Hin und Her.
Am Ende wurde wieder kein passender Morgenmantel gefunden und ich sollte noch ein drittes Mal wiederkommen.

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Meine Frisur nach der zweiten Kostümprobe

 

Die dritte Kostümprobe:

Zur dritten Kostümprobe kam ich, oh Wunder, etwas demotiviert und in dem Glauben, dass es wohl nie einen passenden Morgenmantel für mich geben müsste und ich den Job als Edeldamen-Hotelgast ebenfalls an den Nagel hängen müsste, mein Dreheinsatz also somit gestorben wäre.
Der Dreheinsatz kam zwar… aber wenn ich gewusst hätte, wie ich für den Filmdreh zurechtgemacht werde, hätte ich es mir vielleicht nochmal überlegt. 😀 haha.
Zwischen der zweiten und dritten Kostümprobe (man kannte mich dann mittlerweile schon xD) wurde festgelegt, dass ich ein Hotelgast bleibe, allerdings nicht als Edeldame, sondern als kleines Mädchen.
Deshalb wurde mir kurzerhand ein totaler Lockenkopf verpasst. Um das noch etwas zu verschlimmern, gab es zwar nun einen Morgenmantel, der mir passte… der allerdings komplett in Rosa war, passend zu dem ebenfalls rosafarbenen Nachthemd und den rosa Pantoffeln. xD Ich dachte nur „Hilfe!“ und „Schlimmer gehts ja bald nicht!“… doch… es ging schlimmer. Zur Abrundung bekam ich eine „wunderschöne“ rosa Schleife in meine Locken gebunden. Die Folge: Ich lachte aus purer Verzweiflung. 😀 haha. Eine Komparsin, die ich kennenlernte, wurde ebenfalls in Rosa gekleidet. Ebenfalls als Mädchen. Das hat uns irgendwie für den Drehtag zusammengeschweißt. 😀
Aber Spaß beiseite, es war sehr witzig und spannend, auch wenn ich vielleicht lieber eine Edeldame geblieben wäre.

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Mein schlussendliches Kostüm

 

Meine Szene:

Meine Szene, wie ich vorhin schon erwähnte, ist nicht mehr als ein paar Sekunden lang und man sieht auch nichts von dem „ach so schlimmen“ Kostüm. Nur die obere Hälte meines Kopfes ist mit viel Mühe hinter dem Feuerwehrauto zu erkennen. Aber hey! Ich war dabei! 😀 Und der Film ist Oscar-Preisträger!

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Ich hoffe euch hat dieser kleine Einblick gefallen.
Und wer weiß, vllt kann ich euch mal wieder von so einer Erfahrung berichten.

EURE HACHIDORI

London-Impressionen: Anreise und erste Eindrücke

Hallo liebe Leser,

ich melde mich zurück aus meinem Urlaub! London war das Ziel und leider verging die Zeit viel zu schnell. Ein paar Beiträge hier auf meinem Blog werden meine Sentimentalität und hoffentlich euer Interesse an dieser atemberaubenden Stadt vergrößern!
Heute möchte ich euch von der Anreise und meinen/unseren ersten Eindrücken berichten. Ich war nämlich mit meinen zwei besten Freundinnen unterwegs. Ich bin ewig nicht geflogen, weswegen ich natürlich auch ordentlich nervös war. Der Start beim Fliegen ist alles andere als schön, aber die Aussicht entlohnt alles wieder! Ich musste mich auch daran gewöhnen, dass es in den Wolken immer etwas ruckelt und das, wo ich doch so ein Angsthase bin und Höhenangst habe. Solange das Flugzeug sich nicht geneigt hat, ging auch alles gut. Irgendwie begreift man ja doch nicht, dass man wirklich über den Wolken ist.
Nun endlich zu Großbritannien, England, London, wie auch immer! 😀 Ich finde das britische Geld sehr schön. Die Queen ziert die Geldscheine und auch Charles Darwin ist auf der 10-Pfund-Note zu sehen, auf dem übrigens auch ein Kolibri gedruckt ist 😉 (Anmerkung: Hachidori heißt Kolibri). Und es ist so bunt! 😀

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Witzig fand ich auch diese „interaktiven Umfragen“ an den Flughäfen in London, wie der Service zwecks Gepäck und Sicherheit war. Da haut man einfach im Vorbeigehen auf einen Knopf 😀
Ansonsten sind die Hinweise der Engländer ganz niedlich, in welche Richtung man vor dem Überqueren einer Straße schauen muss. Und ich mag die Ampeln. Schaut euch einfach die folgenden Bilder an, ich denke, das erklärt alles am besten. Von den Telefonzellen brauch ich ja nicht so viel erzählen, die sind eh weltbekannt und (zumindest von außen) schön. Innen hängen Schmuddelblätter und riechen tut´s da auch nicht so gut. Unser Erlebnis des Tages war ein Spaziergang durch mehrere Hintergassen, während dem wir an einer Villa vorbeikamen, in der gerade eine Art Swing-Sänger ein Konzert gab. Die Musik hat uns mitgerissen, wir haben auf der Straße dazu getanzt und dann kamen wir zu einem Fenster, durch das wir in den Festsaal schauen konnten, in dem der Sänger auf einer Art Podest performte. In Anzug und sehr stilvoll. Während einer Textpassage in der mehrmals das Wort „you“ vorkam und er in die Menge zeigte, schaute er auf einmal durch das Fenster zu uns nach draußen und zeigte bei „you“ auf uns. Das war so ein großartiger Moment. In einer englischen Straße, mit Livemusik, einbezogen von einem edel gekleideten Gentleman. Traumhaft.
Außerdem haben wir sogenannte „Flapjacks“ ausprobiert. Das sind kleine Haferhappen mit Honig und wahrscheinlich viiiiel Zucker, die beim ersten Bissen etwas interessant und komisch schmecken, aber sagen wir mal im Abgang ihren wahren Genuss entfalten. Sehr lecker, sehr empfehlenswert. Nach den Flügen und diesem ersten AUSflug waren wir dann ziemlich kaputt und sind schlafen gegangen.

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Soviel zum ersten Tag in London.
Lest bald mehr zu meinen Impressionen aus dieser Stadt!

Bis bald!

EURE HACHIDORI

Lest hier weiter!
London-Impressionen: Sightseeing und andere Erlebnisse
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