Rezension – „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo

Meine lieben Leser,

geht es euch eigentlich auch so? Ich habe einige Klassiker im Regal stehen, die gelinde gesagt auf meinem SuB (Stapel ungelesener Bücher) versauern. Allerdings kann ich sie nicht aussortieren, weil ich sie einfach zu gern lesen möchte. Klassiker haben einfach einen besonderen Stellenwert für mich. Sie sind nicht nur Lesevergnügen, sondern auch ein Stück weit Allgemeinbildung und Geschichtsunterricht.
Den Disney-Film „Der Glöckner von Notre-Dame“ mochte ich schon immer. Er ist zwar recht düster, allerdings war er schon immer einer meiner Lieblingsfilme, weil er so moralisch ist und wichtige Werte wie Toleranz vermittelt. Und die Musik – pardon, aber die bereitet mir einfach immer wieder Gänsehaut. Auch das sprachliche Niveau ist sehr hoch, was mir immer sehr gut gefällt.
Nun trug es sich zu, dass die liebe Buchperlenblog wieder ein „Story Behind“ auf ihrem Blog plante. Wer dieses Format noch nicht kennt: Gabriela liest unter diesem Titel die Romanvorlagen zu Disney-Filmen und stellt sie dem Film im Vergleich gegenüber. Da ich diese Artikel von ihr wirklich schon lange verfolge, war ich begeistert, dass der Glöckner zur Auswahl stand. Als ich meinte, dass dieses Buch auch noch auf meinem SuB liegt, wurde ich direkt zu einem Buddyread eingeladen. Ich habe mich riesig gefreut, selbst einmal ein Story-Behind-Buch zu lesen und dann auch noch mit Gabriela zusammen! 🙂 An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Lesepartnerin für diesen tollen Buddyread bedanken. Ohne den gemeinsamen Austausch hätte ich sicherlich aufgegeben und das Buch nie beendet. Die unzähligen albernen und grotesken Stellen zu besprechen, hat dem Buch einiges an Flair gegeben. 😉
Aber vergessen wir jetzt mal mein inneres Fangirl und widmen uns wieder dem Buch! Im Folgenden werde ich euch sehr ausführlich meine Eindrücke schildern. Ich kann euch versprechen, dass dies schon die Kurzform im Gegensatz zu dem Buch selbst ist. Allerdings kann ich euch auch versprechen, dass dies wohl die längste Rezension meiner Laufbahn wird. 😀

Anmerkungen:

* Die Geschichte des Glöckners von Notre-Dame ist gemeinhin bekannt und schon im Jahre 1831 erschienen. Daher gibt es hier keinen direkten Spoiler-Hinweis; allerdings die lieb gemeinte Anmerkung, dass ich das Werk in seiner Gesamtheit beleuchten und auch einige Vergleiche zum bekannten Film ziehen werde. Wer also das Buch oder den Film nicht gespoilert bekommen möchte, sollte eventuell von der Lektüre dieses Beitrags absehen. 🙂

** In diesem Artikel werden Begriffe genutzt, die in der Originalschrift verwendet, aus heutigen Gesichtspunkten allerdings kritisch bewertet werden könnten. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich mich von Rassismus, Chauvinismus und allen anderen Arten von Diskrimierung klar distanziere. Um dieses Buch im Stil seiner Veröffentlichungszeit zu bewerten, werden zu eurer Information die Originalwörter benutzt, die allerdings nichts mit meiner persönlichen Gesinnung zu tun haben.

ALLGEMEINES ZUM BUCH:

  • Titel: Der Glöckner von Notre-Dame
  • Autor: Victor Hugo
  • Anzahl der Seiten: 688 Seiten
  • Verlag: S. Fischer Verlag
  • Ausgabe: Juli 2012 – inklusive unveröffentlichter Kapitel (Originalausgabe von 1831)
  • Genre: Roman, Historischer Roman

INHALT:

Ich warne euch vor: Es wird nicht einfach, den geballten Inhalt und meine Eindrücke auf den Punkt zu bringen.

Fangen wir doch einfach bei den Charakteren an. Denn ein ganz großer Unterschied zwischen der Originalgeschichte und dem Film sind die Figuren. Da gibt es nicht nur Personen, die im Disney-Film gar nicht vorhanden sind, sondern auch Figuren, die im Film zusätzlich erfunden wurden. Auch das Verhalten bzw. das allgemeine Gebärden ist unterschiedlich.

„Freundschaft heißt Bruder und Schwester sein, zwei Seelen, die sich berühren, aber nicht vermengen, zwei Finger an einer Hand.“

– „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo, S.132 –

Welche Charaktere gibt es nun also, die es auch im Film gibt?

Da wäre natürlich zunächst Quasimodo, Glöckner und Patron für den Titel des Buches. Dieser ist ähnlich bemitleidenswert wie sein Filmbruder.
Im Buch hat Quasimodo einen Buckel, große Hände, aber auch entstellte Beine und nur ein Auge. Zudem ist er taub, durch seine Tätigkeit als Glöckner und hört nur einen sehr hohen Ton aus einer Pfeife. Seine Haare sind struppig und er wird oftmals als hässlich tituliert. Damit hat er es nochmals um einiges schwerer als die Filmversion.
Quasimodo war für mich die mit Abstand sympathischste und gutmütigste Person im gesamten Buch. Er war zwar auch brutal, allerdings fand ich es toll, dass die sanfte Stimme, die beschrieben wurde, auch im Film eingebaut ist. Umso bedauerlicher ist es, dass dieser Protagonist erst im letzten Drittel des Buches so richtig aktiv wurde. Vorher war er doch recht blass und ist einfach nicht richtig zum Zug gekommen.
Doch wo kommt Quasimodo eigentlich her?
Im Buch verläuft das ganze etwas anders als im Film, wo Frollo den Tod von Quasimodos Mutter verschuldet und wo er dies auf Anraten des Archidiakons mit der Aufnahme des unglücklichen Kindes aufwiegen soll. Im Original hat eine Frau, die früher ein Freudenmädchen war, ihr Glück in der Mutterschaft gefunden. Eines Tages wird ihr die Tochter gestohlen und anstatt derer ein entstelltes Kind hinterlassen. Das nun ist Quasimodo. Die Frau bringt das entstellte Kind daraufhin nach Paris und legt es vor der Kirche auf einen Altar, der für Findelkinder vorgesehen ist. Aufgrund einer gaffenden Menge wird der Archidiakon bzw. Priester Frollo auf Quasimodo aufmerksam und fühlt sich aus Mitleid verpflichtet, das Kind an sich zu nehmen.

Ebenfalls vorhanden war Esmeralda, die schöne Zigeunerin und ihre Ziege Djali. Im Buch weicht vor allem Esmeralda sehr von der Filmdarstellung ab. Sie ist nicht nur naiv, sondern auch völlig verblendet in ihrer Liebe zu Phoebus. Natürlich ist sie im Buch ebenfalls eine begnadete Tänzerin und genießt ein hohes Ansehen unter den Zigeunern. Sie wird als deren „heilige Jungfrau“ bezeichnet. Tatsächlich ist Esmeralda noch eine Jungfrau, da sie ein Zauberamulett trägt, welches sie zu ihren Eltern führen soll – denn auch sie ist ein Findelkind – das Amulett funktioniert aber nur in Jungfräulichkeit.
Die Ziege ist ebenso begabt wie im Film, hat allerdings goldene Hörner und Hufe.

Wer aufgepasst hat – Phoebus de Châteaupers habe ich gerade schon erwähnt. Nur leider ist auch dieser Protagonist ganz anders als im Film. Im Buch suchen wir vergeblich nach dem charmanten, wortgewandten und gerechten Ritter, der sich in Esmeralda verliebt und alles für sie aufs Spiel setzt. Tatsächlich ist er das genaue Gegenteil. Er ist zwar Bogenschütze in der Stadtwache, aber er jagt jedem Rockzipfel hinterher, verzecht seine Nächte und verprellt seine Verlobte mit seinem unmöglichen Verhalten. Esmeralda findet er zwar attraktiv, aber mehr als körperliches Verlangen steckt ehrlicherweise nicht dahinter. Auch ist er nicht der strahlende Ritter und weder rettet er Esmeralda, noch steht er wirklich zu ihr. Sein Spaß und sein Ruf stehen im Vordergrund. Ein höchst unsympathischer Geselle.

Natürlich darf auch der Bösewicht Claude Frollo nicht fehlen. Anders als im Film, ist er selbst der Archidiakon. Trotz seiner Priester-Tätigkeit beschäftigt er sich mit Alchemie und der Wissenschaft. Sein Geist war sein Leben lang auf das Lernen aus, bis er Esmeralda das erste Mal erblickt. Auf einmal kann selbst die Wissenschaft ihn nicht mehr ablenken, denn er denkt immerzu an dieses Mädchen. Seine Begierde wächst ins Unermessliche und wird eine wahre Obsession. Er stellt ihr nach und versucht sie wie im Film durch die Androhung ihres Todes dazu zu bewegen, ihn zu heiraten.

Ein wunderbarer Charakter im Film, der im Buch keine so große Rolle bekam, wie ich es mir gewünscht hätte, war Clopin Trouillefou, den wir aus der Filmumsetzung als charismatischen Anführer der Zigeuner kennenlernen, der wie ein Narr jedes Schauspiel – und sei es eine Hinrichtung – auf die komödiantische Spitze treibt und zudem die Geschichte des Glöckners erzählt. Im Buch ist er zwar ebenfalls König der Zigeuner, aber für meinen Geschmack viel brutaler und skrupelloser. Er blieb mir auf Dauer zu blass, um mich zu begeistern, weil er nur am Rande eine Rolle spielte.

Welche Charaktere gibt es nur im originalen Buch, aber nicht im Film?

Eine Person, die schon zum Anfang des Buches eine Rolle spielt, im Film aber nie auftaucht, ist der Dichter Pierre Gringoire. Wir lernen ihn deprimiert und resigniert kennen, denn sein Schauspiel zum Festtag wird nicht mit der gebührenden Aufmerksamkeit bedacht und von der Wahl des Narrenkönigs überschattet. Um seinen Lebensunterhalt gebracht, schleicht er durch die Gassen und wird in einen Konflikt verwickelt, in dem er die schöne Esmeralda zu retten versucht. Er folgt ihr anschließend und entgeht einer Hinrichtung, indem er mit Esmeralda verheiratet wird. Danach schließt er sich den Zigeunern an. Er versucht zwar, die Gunst Esmeraldas zu erringen, ist aber ein anständiger Kerl, der seine Bemühungen schlussendlich einstellt – immerhin hatte sie durch die Heirat verhindert, dass er stirbt. Er hat sowohl Kontakte zu den Zigeunern als auch zu Frollo, was ihn zu einer wichtigen Randfigur macht, die fast schon zu einem Protagonisten avanciert – gerade wenn man den Anfang des Buches betrachtet. Gefallen findet er sehr an der Ziege Esmeraldas, über die er oft sagt, welch schön geratenes Tier sie doch ist.

Ebenfalls nie im Film erwähnt wird Jehan Frollo du Moulin, der kleine Bruder von Frollo. Dieser wurde zum Waisen und Frollo nahm seinen kleinen Bruder daraufhin bei sich auf, um ihn zu einem ebenso gelehrten Menschen zu erziehen, wie er selbst einer war. Jehan ist zurzeit der Geschichte des Glöckners ein Student und nicht eben brav. Er schlägt leider in eine gänzlich andere Richtung als Frollo es sich erhoffte – versauft sein Geld und frönt dem Rebellentum. Dauerhaft pleite, bittet er Frollo nicht nur einmal um eine finanzielle Unterstützung, was seinem großen Bruder immer mehr zuwider wird. Am Ende wendet sich Jehan ab, wird ein Mitglied der Zigeuner und zieht mit diesen gegen Notre-Dame, wo er schließlich umkommt.

Eine immer wieder auftauchende Person im Buch ist die Klausnerin, eine alte, verhärmte Frau, die verrückt zu sein scheint. In ihrer Klause haust sie schon viele Jahre und lebt nur von dem, was mildtätige Menschen ihr durch die Gitter reichen. Einen ganz besonderen Hass hat sie auf die Zigeuner, da sie ihr ihre Tochter genommen haben. Da klingelt es wahrscheinlich bei euch – genau diese Person ist die unglückselige, bestohlene Mutter, die Quasimodo nach Paris brachte. Sie trägt immerzu einen kleinen Schuh ihrer Tochter bei sich, der nach dem Verschwinden zurückblieb. Am Ende stellt sich heraus, dass ihre entführte Tochter die Esmeralda ist, die sie so erbittert hasst.

Es gibt noch weitere Nebencharaktere wie bspw. Ludwig XI. oder Verbündete von Clopin, die für mich allerdings keine so tragende Rolle spielten, dass ich sie hier erklären müsste.

Welche Charaktere aus dem Film sind nicht im Buch enthalten?

Wie ihr lesen konntet, ist Frollo im Buch ein Priester und nicht der Richter. Deswegen fällt der aus dem Film bekannte Archidiakon, der Frollo ermahnt im Original leider weg. Dabei mochte ich diese Figur im Film immer sehr gern, weil er so freundlich war.

Es war sehr traurig, dass es sie nicht gab, aber das war zu erwarten – die Rede ist von den Wasserspeiern. Sie waren im Film Quasis einzige Freunde. Im Buch hat er einfach niemanden an seiner Seite. Im Film heißen die Wasserspeier Victor, Hugo und Laverne, was eine Hommage an den Autoren dieser Geschichte darstellt. Hugo hat ähnlich wie Gringoire eine Vorliebe für Djali, was ein sehr süßes Detail ist, was aus dem Buch entlehnt wurde.

Gibt es Szenen im Buch, die Szenen im Film ähneln?

Es mag erstaunen oder auch nicht – tatsächlich sind die Szenen, die zwischen Buch und Film übereinstimmen sehr gering. Mir fallen nach der Lektüre spontan einige Szenen ein, beispielsweise als Quasimodo auf einem Rad festgebunden und im Film mit Tomaten beworfen wird. Diese Szene gibt es ähnlich auch im Buch, wo es allerdings sehr viel brutaler zugeht und Quasimodo mit Steinen beworfen wird und vorher mit einer Peitsche gepeinigt wird.

Die zweite Szene, die mir einfällt ist tatsächlich relativ am Ende, als Esmeralda im Film verbrannt und im Buch erhängt werden soll. Frollo bietet ihr an, dass er sie rettet, wenn sie ihn heiratet. Diese Szene ist ziemlich deckungsgleich zwischen beiden Medien.

Weiterhin sind der Sturm auf Notre-Dame, die Rettung Esmeraldas und der Schrei nach Asylrecht und der Todessturz von Frollo annähernd übereinstimmende Szenen.

Die Handlung des Buchs

“ ‚(…) das wird noch ein schlimmes Ende nehmen.‘
‚ Aber der Anfang war schön gewesen.‘ „

– „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo, S. 350 –

Mir fällt es unglaublich schwer, die Handlung herunterzubrechen, aber ich mag es versuchen. Die Handlung wurde immer wieder durch Kapitel unterbrochen, die zur Haupthandlung nichts beitrugen, weswegen man etwas den roten Faden verloren hat.

Wie ihr in der Charakterbeschreibung schon lesen konntet, werden eine Vielzahl von Handlungssträngen unterschiedlichster Personen verfolgt. Diese kreuzen sich immer wieder mal und laufen dann wieder auseinander.

Am Anfang begegnen wir Gringoire, der wie gesagt sehr deprimiert ist, weil er um seinen Lebensunterhalt als Dichter gebracht wurde. Schuld daran ist die Wahl des Narrenpapstes, zu der auch Quasimodo das erste Mal die Bühne betritt. Dieser wird auch schlussendlich der Narrenpapst.
Gringoire versucht Esmeralda zu retten, als der Glöckner sie entführen will. Die Entführung geschieht auf Geheiß von Frollo. Gringoire scheitert kläglich an Esmeraldas Rettung und stattdessen hilft Phoebus der schönen Zigeunerin. Als Gringoire der Zigeunerin folgt, gerät er in den sagenumwobenen Hof der Wunder und sieht sich nun dem Galgen gegenüber. Seine einzige Chance ist eine verzweifelte Zigeunerin, die ihn zum Mann will.
Derweil wird Quasimodo aufgrund seiner Tat, Esmeralda entführen zu wollen, zu einer Strafe am Pranger verurteilt. Nach seiner Peinigung taucht Esmeralda selbst auf, um ihm etwas zu Trinken zu geben.
Danach rettet Esmeralda Gringoire das Leben, da sie ihn aus Mitleid zum Mann nimmt. Die beiden werden für vier Jahre verheiratet. Esmeralda will allerdings nichts von Gringoire wissen und träumt nur immerzu von ihrem Retter Phoebus. Außerdem trägt sie ein Zauberamulett, welches ihr helfen soll, ihre Eltern zu finden. Dieses funktioniert aber nur, solange sie Jungfrau bleibt. Sie weist Gringoire mehrmals ab. Daraufhin entwickelt sich zwischen Gringoire und der Ziege Djali eine besondere Zuneigung.
Esmeralda trifft sich schließlich mit ihrem geliebten Phoebus. Dieser ist jedoch nicht auf ihre Liebe, sondern ihren Körper aus. Zudem weiß er nicht, dass Claude Frollo ihn verfolgt. Frollo konfrontiert ihn, will ihn töten, doch schlussendlich treffen sie eine Abmachung. Da Phoebus das Zimmer, in dem er sich mit Esmeralda trifft, nicht bezahlen könnte, übernimmt dies Claude Frollo. Als Gegenleistung darf er den beiden bei ihrem Stelldichein zuschauen. Das allerdings erzeugt in Frollo eine rasende Eifersucht und er sticht Phoebus nieder. Esmeralda fällt in Ohnmacht und wird von Frollo geküsst, welcher daraufhin flieht.
Esmeralda wird anschließend des Mordes an Phoebus und der Hexerei angeklagt. Unter Folter gesteht sie und wird zum Tod durch Erhängen verurteilt. Ihre Ziege wird ebenfalls zu diesem Schicksal verdammt.
Claude Frollo bietet Esmeralda am Tage der Hinrichtung an, ihn zum Mann zu nehmen, dann würde er sie vor dem Galgen bewahren. Sie erkennt in ihm den Mörder von Phoebus und weist ihn ab. In diesem Moment sieht sie aber auf einem Balkon eben diesen Mann, in den sie sich verliebte – Phoebus lebt – aber an seiner Seite ist eine andere Frau.
Quasimodo rettet Esmeralda vor der Hinrichtung und bringt sie nach Notre-Dame, wo sie dem Asylrecht unterliegt und sie somit unantastbar wird. Allerdings wird die Kirche für Esmeralda dadurch auch zu einem Gefängnis. Quasimodo sorgt für Esmeralda – bringt ihr Essen oder Blumen – und versucht immer wieder, mit ihr zu sprechen. Sie lässt sich zwar kurz darauf ein, versinkt aber dennoch wieder in ihrer Sehnsucht nach Phoebus. Auch Quasimodos Hässlichkeit stößt sie zu sehr ab, als dass sie Freunde werden könnten. Eine Pfeife, die sie von ihm erhielt, um ihn zu rufen, warf sie achtlos auf den Boden.
Als Frollo erfährt, dass Esmeralda Unterschlupf in Notre-Dame gefunden hat, schleicht er sich in der Nacht dorthin und überfällt sie geradezu. Er kann seine Begierde nicht mehr zurückhalten. Nur Quasimodos Pfeife verhindert Schlimmeres.
Gringoire wurde von Frollo dazu angestachelt, Esmeralda aus Notre-Dame zu befreien und die gesamte Zahl der Zigeuner ebenfalls dazu zu bewegen. So kommt es, dass alle Zigeuner aus Paris gegen Notre-Dame in den Krieg ziehen. Dabei sterben viele Angehörige und auch Quasimodo verteidigt die Kirche und Esmeralda erbittert. Dennoch kann er es nicht verhindern, dass Esmeralda schließlich doch noch hingerichtet wird. Daraufhin stößt Quasimodo seinen Ziehvater Frollo von Notre-Dame in die Tiefe. Quasimodos Skelett wird später in Esmeraldas Grab eng umschlungen mit ihren Knochen gefunden.

Wie ihr euch vorstellen könnt, war ich vor allem von dem Ende sehr geschockt und auch etwas enttäuscht. Tatsächlich sterben auch viele Nebenfiguren, wie beispielsweise der jüngere Bruder Frollos oder auch Clopin, der König der Zigeuner. Der unerträglich arrogante Phoebus ist neben Gringoire die einzige gewichtige Person, die wirklich überlebt. Gringoire bringt am Ende nochmal etwas Humor in die Geschichte, weil er die liebgewonnene Ziege von Esmeralda vor dem Galgen retten kann und mit ihr fortan zusammenlebt.

Da die Filmumsetzung so komplett anders ist als das Originalwerk, fällt es mir schwer, einen wirklichen Vergleich zu ziehen. Ich kann nur bemerken, wie viel besser mir der Film ausnahmsweise gefällt. Er bringt alles auf den Punkt und vermittelt dabei wichtige Werte. Das Buch konzentriert sich auf sehr viele unterschiedliche Personen und das in einem Detailgrad, der es schwierig macht, eine Bindung zu den Protagonisten aufzubauen.

SCHREIBSTIL:

„An diesen lichten, lauen Tagen voll verhaltener Weihe, gibt es einen Moment, wo das Portal von Notre-Dame zu noch größerer Schönheit aufblüht als sonst, dann nämlich, wenn die schon westwärts sinkende Sonne der Kathedrale fast gegenübersteht und sie aus dieser Sicht bescheint.“

– „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo, S. 303 –

Victor Hugo schreibt ohne Zweifel meisterhaft. Das sprachliche Niveau ist wirklich sehr hoch. Er beschreibt bildhaft, spielt mit den Worten und findet immer wieder bezaubernde Vergleiche, die einer Situation den letzten Schliff verpassen können.
Leider verstand er es genau so gut, in ewig langen Passagen von der Haupthandlung abzuschweifen. Alles, was ich in der Handlung beschrieben habe, ist eine Zusammenfassung des roten Fadens. Um diesen wurden aber etliche Kapitel über Nebenpersonen oder auch einzelne Kapitel mit 30 Seiten Architekturbeschreibung gebaut. Das macht das Lesen sehr schleppend und gibt einem das Gefühl, mit der Handlung nicht voranzukommen, obwohl etwas passiert.
Neben der Architektur, wird auch das Interior oft bis ins kleinste Detail beschrieben. Offensichtlich war der Autor ein großer Liebhaber der Baukunst, denn er wusste nicht nur alle Elemente zu benennen, sondern appellierte bei jeder sich bietenden Gelegenheit an den Leser, um für den Erhalt der Kulturstätten und der Architektur vergangener Zeiten zu werben. Sicherlich muss anerkannt werden, dass gerade auf Bauwerke bezogen, der Text ein wahres historisches Zeugnis ist. Auch die Eigenarten und Ansichten der Zeit des Glöckners sowie von Hugos Zeitalter sind wertvolle Dokumentationen für die Nachwelt, um ein Gefühl für frühere Epochen zu bekommen. Jedoch schreibt Hugo oft aus Sicht des Autors und damit positioniert er sich für einige Ansichten meiner Meinung nach zu klar und leider auch etwas enttäuschend. Von einem Autoren, der Weltliteratur schrieb erwarte ich einfach anderes.
So wie Victor Hugo sich auf das Schreiben von Abschweifungen verstand, so begabt war er auch in der Darstellung von unfassbar unsympathischen Charakteren. Gerade Phoebus ist für Liebhaber des Films im Buch eine moralische Enttäuschung. Selbst Esmeralda ist keine Person, mit der mitgefiebert werden könnte, da sie viel zu einfältig und hörig ist. Noch dazu besitzt sie ein so geringes Selbstbewusstsein, dass es erstaunlich ist, was für eine starke Frau sie in der Filmumsetzung geworden ist.

Man kommt nicht umhin, zu betonen, wie sehr dieses Werk zwischen komödiantischen Einlagen, grotesken Vorkommnissen und Brutalität schwankt. Leider waren die Dialoge zuweilen recht kitschig und überzogen – andererseits wieder furchtbar trocken und fad. Dieses Wechselspiel machte das Leseerlebnis etwas unstet und auch langatmig.

Die dunklen Seiten des Buches

Das Buch „Der Glöckner von Notre-Dame“ spielt zwar im 15. Jahrhundert, wurde von Victor Hugo aber Mitte des 19. Jahrhunderts geschrieben.
In diese Buch werden einige Themen oder auch Ansichten besprochen, die aus heutiger Sicht problematisch sind.
Da wäre zum Einen der offenkundige Rassismus. Hierbei rede ich nicht nur von der Benutzung des Wortes Zigeuner und deren Darstellung als gefährliche, zügellose und hinterhältige Personen, sondern auch von ein paar Andeutungen in andere Richtungen. Es gab da eine Stelle, als der Narrenkönig mit seiner Parade vorüberzieht, da wurden generalisierende Vergleiche und Klischees zu anderen Nationen gezogen. Auch über Menschen jüdischer Abstammung wurde einmal sehr deutlich hergezogen. Natürlich lag mir das während der Lektüre schwer im Magen und es war sehr unangenehm, so etwas zu lesen. Jedoch habe ich es mit einigen Leuten diskutiert und muss zu dem Schluss kommen, dass man Victor Hugo nicht für etwas verurteilen kann, was der damaligen Zeit geschuldet war. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir es aus heutiger Sicht nicht kritisch sehen dürfen.
Etwas, was mir das Herz gebrochen hat, waren die Beschreibungen von Quasimodo und anderen körperlich behinderten Menschen. Diese Diskrimierung von Behinderten ist sicherlich historisch gesehen ebenfalls ein Makel der damaligen Zeit, jedoch hatte ich großes Mitleid mit diesen Menschen, weil die Beschreibungen sehr hart waren. Die Hässlichkeit der „Krüppel“ war so abstoßend beschrieben und so mitleiderregend, dass mir dabei richtig mulmig wurde. Auch wird gut deutlich, dass diese Menschen zu damaligen Zeiten ausgegrenzt wurden, da sie in eigenen Vierteln bzw. Slums lebten und die Hygiene dort noch katastrophalere Ausmaße hatte.
Damit eng verbunden ist die Darstellung der Kausalität zwischen Attraktivität und Intelligenz sowie Lebensglück. Es wird mehrmals deutlich gemacht, dass ein äußerlich hässlicher Mensch auch nichts erreichen wird. Es wird ein Zusammenhang zwischen den Fähigkeiten und der Attraktivität hergestellt. Das ist etwas, was mich nachhaltig beschäftigte, da das Aussehen eines Menschen noch so tadellos sein kann – er kann trotzdem eine völlig hohle Nuss sein. Offensichtlich herrschte zu damaligen Zeiten ein ganz anderes Bild vor.
Und zum Schluss darf die gute alte Frauenfeindlichkeit nicht fehlen. Das war wirklich eines der Themen, was meine Lesepartnerin und ich oft kommentiert haben – weil es einfach viel zu häufig vorkam. Victor Hugo vermittelt in diesem Buch einfach so oft ein schlechtes Frauenbild, dass der Leser kaum noch aus dem Augenrollen herauskommt. Das reicht von „… weil alle Frauen das so machen“ bis hin zu „Ich bin es nur wert, erniedrigt zu werden.“ und hat uns regelmäßig genervte Seufzer entlockt.

FAZIT:

„Der Stamm des Baumes wandelt sich nicht, das Laub dagegen sprießt nach eigener Lust und Laune.“

– „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo, S.150 –

Wie ihr vielleicht schon erahnen könnt, ist das Buch keines, welches mich vollends begeistern konnte. Mir fiel es noch nie so schwer, meine Gedanken zu einem Buch in Worte zu fassen, wie bei diesem hier. Eine der wichtigsten Erkenntnisse ist aber, dass ich einfach unendlich dankbar bin, dass ich dieses Werk von Hugo im Austausch mit meiner lieben Gabriela von Buchperlenblog lesen durfte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dieses Buch ohne den gegenseitigen Ansporn niemals beendet hätte. Auf jeden Fall bin ich stolz, dass ich mal wieder einen Klassiker gelesen, ein Buch von meinem SuB befreit und damit ein großes To-Do erledigt habe.

Ein Buch, welches durch sprachliche Rafinesse glänzt. Allerdings wird der rote Faden zu oft verloren, Abschweifungen auf ganze Kapitel ausgeweitet und damit die Langatmigkeit provoziert. Die zum großen Teil unsympathischen Charaktere tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. Ein historisches Zeugnis, welches leider auch aus diesem Grund oft kritisch zu betrachten ist und zwischen Brutalität, Albernheit und Groteskem schwankt.

BEWERTUNG: ❤❤❤♡♡

Bis bald,
EURE HACHIDORI

Frauen der Weltgeschichte – Karen (Tania) Blixen

Karen „Tania“ Blixen
1885 – 1962
Dänische Schriftstellerin

Karen_Dinesen_cirka_1903
Titel: Svenska: Ungdomsfotografi av Karen Dinesen (Karen Blixen). Fotograf Carl Sonne cirka 1903. (Quelle)
Fotograf: Carl Sonne 1845-1919

Karen Blixen wurde weltberühmt durch den Hollywood-Film „Jenseits von Afrika“, in dem sie von Meryl Streep dargestellt wurde. Auf dem deutschen Buchmarkt trägt die Schriftstellerin das Pseudonym Tania Blixen. Als Isak Dinesen veröffentlichte sie englischsprachige Bücher.

Aufgewachsen ist Blixen in Dänemark. Ihre Kindheit war geprägt durch eine strenge, bürgerliche Erziehung. Ihr Vater war Offizier, Schriftsteller und Politiker. Ihre Mutter lebte streng religiös. Sie hatte vier Geschwister.
Schon als Kind hatte sie viel Kontakt zu ihrem späteren Ehemann Bror von Blixen-Finecke, da er der Sohn der Cousine ihres Vaters war.
Karen wandte sich zeitig von der strengen und religiösen Lebensweise der Eltern ab. Ihrem Vater stand sie dennoch sehr nah, weswegen sein Selbstmord sie besonders schwer traf. Sie war erst zehn Jahre alt, als es geschah.
Karen Blixen besuchte in Kopenhagen mehrere Kunstschulen. Während ihres Studiums an der Kunstakademie begann sie zu schreiben. Auch ihre ersten Kurzgeschichten aus dieser Zeit veröffentlichte sie unter einem ihrer vielen Pseudonyme, die schon fast so etwas wie weitere Persönlichkeiten wurden.

Nach der Heirat mit ihrem Halbcousin Bror, wanderten die beiden nach Kenia aus, um dort eine Milchfarm zu betreiben. So hatte Karen endlich die Chance, den Ketten ihres strengen Elternhauses zu entfliehen. In Kenia angekommen, erkannte sie aber, dass ihr Mann anstatt einer Milch- eine Kaffeefarm gekauft hatte. Diese lag außerdem zu hoch, denn bis dato sah man es als unmöglich an, in 1700 Metern Höhe Kaffee anzubauen. Karen versuchte das Unmögliche. Später sollte ihr Buch „Afrika, dunkel lockende Welt“ mit ein paar Worten zu dieser Farm beginnen, genauso die bekannte Hollywood-Verfilmung. Später besaßen sie nicht nur Kaffeefarmen, sondern auch die anfänglich geplante Milchfarm.
Ihr Mann Bror verschwendete ihr Geld und das ihrer Familie, denn er war schon beim Kauf der Farm pleite. Er war ein Weiberheld und Anhänger der Prostitution. Aus diesem Grund erkrankten er und Karen an Syphilis. Neuartige Behandlungen mit Quecksilber und arsenhaltigen Mitteln und die Spätfolgen der Erkrankung führten dazu, dass sie lebenslang unter chronischen Schmerzen litt. Später litt sie zudem an der Spanischen Grippe, Blutvergiftung und ständigen Schmerzattacken. Die Ehe mit Bror wurde schlussendlich geschieden, nachdem sich Karen zunächst gegen eine Trennung wehrte. Nach der Trennung half ihr Bruder dabei, die Farmen allein weiterzuführen. Nach 17 Jahren Ertragslosigkeit musste sie jedoch endgültig dieses Projekt aufgeben. Allerdings sorgte sie dafür, dass ihre Angestellten vom Volksstamm der Kikuyu nicht vertrieben, sondern gemeinsam umgesiedelt wurden. Das Land um die Farm trägt bis heute den Namen „Karen“.

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Titel: Baroness Karen Blixen and her brother, engineer Thomas Dinesen, on the baroness’s African farm (Quelle)
Fotograf: Gottlieb Foto

Ihre spätere große Liebe zu Denys Finch Hatton war von Wirrungen durchzogen. Sie pflegte bereits eine Affäre zu ihm, als die Trennung zu Bror noch nicht vollzogen war. Als sie schwanger wurde, konnte sich Denys nicht vorstellen, Vater zu werden und verließ sie – Schluss gemacht hat er per Telegramm. Karen erlitt danach ihre zweite Fehlgeburt. Danach kehrte Denys wieder zu ihr zurück und wohnte mit auf der Farm. Das Verhältnis zerbrach, als Denys bei einem Besuch des Prinzen von Wales auch Bror mit auf die königliche Safari einlud. Denys kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Nach Karens Rückkehr nach Dänemark veröffentlichte sie dann mehrere Bücher, von denen nicht nur eines verfilmt wurde. Für eines dieser Werke gewann sie einen Preis. Mit „Sieben phantastische Geschichten“ gelang ihr der Durchbruch. 1954 munkelte man, sie wäre für den Literaturnobelpreis nominiert, den allerdings Ernest Hemingway gewann. Dieser betonte, Blixen wäre dem Preis würdiger gewesen.
Aufgrund ihrer Gesundheit war ihr das Schreiben schließlich unmöglich, aber sie sprach in vielen Radiosendungen vor. Viele ihrer Werke erschienen postum. Sie wurde 77 Jahre alt.
Sie starb kurz vor der Verleihung des Literaturnobelpreises, für den sie nominiert war. Aufgrund ihres Todes konnte sie ihn nicht mehr entgegen nehmen und so wurde er John Steinbeck verliehen.

(Vgl. Rustikal u.a.: Karen Blixen. https://de.wikipedia.org/wiki/Karen_Blixen [Stand: 15.11.2019])

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Titel: Baroness Karen Blixen-Finecke at Kastrup Airport CPH, Copenhagen 1957-11-02. (Quelle)
Fotograf: SAS Scandinavian Airlines

Bis bald,
EURE HACHIDORI

Frauen der Weltgeschichte – Rosa Luxemburg

Rosa Luxemburg
Vertreterin der europäischen Arbeiterbewegung, des Marxismus, Antimilitarismus und „proletarischen Internationalismus“
1871 – 1919

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Titel: Portrait of Rosa Luxemburg. (Quelle)
Fotograf: Unbekannt

Das Geburtsdatum von Rosa Luxemburg liegt bis heute im Dunkeln. Zwar wurde auf der Heiratsurkunde und anderen Dokumenten der 25. Dezember 1870 vermerkt, tatsächlich erläuterte Rosa Luxemburg selbst in Briefen, dass der Geburtsschein nachträglich ausgestellt wurde und sie nicht ganz so alt wäre. Ihre Familie feierte ihren Geburtstag immer im März. Für die Aufnahme an der Universität gab sie als Geburtsjahr 1871 an. Deswegen wird ihr Geburtstag in Biografien häufig auf den 5. März 1871 beziffert.
Doch damit nicht genug. Durch einen behördlichen Schreibfehler wandelte sich der Familienname Luxenburg in Luxemburg, was Rosa beibehielt. Mit vollem Namen hieß sie eigentlich Rosalia, kürzte den Namen aber umgangssprachlich ein.

Der Vater von Rosa Luxemburg war Holzhändler, die jüdischen Vorfahren waren Landschaftsarchitekten und mütterlicherseits Rabbiner und Hebraisten. Die Familie Luxenburg waren wohlhabend, aber nicht reich. Ihren bescheidenen Reichtum setzten sie vor allem für die Bildung der Kinder ein. Rosas Brüder besuchten Schulen in Deutschland. Die Kinder lernten Deutsch und Polnisch, aber kein Jiddisch.

Rosa selbst lernte zusätzlich noch Russisch, Latein, Altgriechisch und Französisch. Englisch konnte sie lesen und Italienisch verstehen. Sie war außerdem gebildet in Literatur, konnte gut zeichnen und hatte ein ausgeprägtes Interesse an Geologie und Botanik. Außerdem liebte sie Musik, vor allem die Oper.
Mit nur 3 Jahren wurde ein Hüftleiden bei Rosa Luxemburg fälschlicherweise als Tuberkulose diagnostiziert. Durch die fehlende Behandlung deformierte sich ihre Hüfte und sie behielt ein leichtes Hinken. Während der langen verordneten Bettruhe lernte Rosa autodidaktisch Lesen und Schreiben. Mit nur neun Jahren übersetze sie Geschichten von Deutsch nach Polnisch und schrieb eigene Gedichte und Novellen. Mit 13 Jahren schrieb sie sogar ein sarkastisches Gedicht über Kaiser Wilhelm I., in welchem sie ihn sogar duzte.

Später besuchte Rosa ein Frauengymnasium, welches nur selten jüdische oder polnische Mädchen aufnahm. Wohl auch aus diesem Grund engagierte sie sich dort in einem geheimen Fortbildungskreis, wo sie auch die marxistische Gruppe „Proletariat“ kennenlernte. Diese Gruppe wurde letztlich staatlich verfolgt und aufgelöst. Teilgruppen blieben bestehen und arbeiteten weiter im Untergrund – so auch die Gruppe „Zweites Proletariat“, der Rosa schließlich beitrat. Sie machte weder familiär noch in der Universität ein Geheimnis aus ihrer Zugehörigkeit zu dieser Vereinigung. Trotz ihren überragenden Leistungen als Klassenbeste mit Höchstnote im Abitur, wurde ihr die Ehrenmedaille dafür nicht überreicht, da sie sich in den proletarischen Gruppen engagiert hatte. Schließlich musste Rosa 1888 vor der Zarenpolizei in die Schweiz fliehen, die ihre Mitgliedschaft entdeckt hatte.

In Zürich belegte sie eine Vielzahl von Studienfächern, unter anderem in Rechtswissenschaften und Staatswissenschaften. In dieser Stadt gab es viele ausländische Emigranten, die verfolgte Sozialisten waren. Nach und nach knüpfte Rosa hier Kontakte in der Szene, bekam Einblick in die SPD und lernte bekannte Marxisten kennen. Während ihrer Zeit in der Schweiz gründete Rosa Luxemburg mit anderen die Exilzeitung „Arbeitersache“, wo sie federführend als Redakteurin fungierte (natürlich unter einem Pseudonym). Unter diesem Pseudonym nahm sie auch an dem Kongress 2. Internationale teil und wurde mit ihrer Verteidigungsrede über die Entwicklung der Sozialdemokratie in Russisch-Polen international bekannt. Sie wurde letztendlich vom Kongress ausgeschlossen und gründete daraufhin die Partei „Sozialdemokratie des Königreiches Polen“. Durch ihren Einsatz gegen Nationalismus wurde sie zum Ziel antisemitischer Angriffe. Neben ihren vielen Feinden, fand sie aber auch immer mehr Verbündete.

Sie wurde über alle Grenzen hinweg bekannt als sozialistische Denkerin, mit deren Ansichten man sich auseinandersetzte. Sie führte ihren Kampf in der Arbeiterbewegung gegen den Nationalismus zeitlebens fort. Ihre erbitterte Einstellung brachte ihr anfangs eine fast komplette Isolation und sehr viele Konflikte ein.

1897 promovierte Luxemburg und zog ein Jahr später nach Deutschland um so den besetzten Teil Polens besser für sich gewinnen zu können. Dort gewann sie in der SPD an Ansehen, aufgrund ihrer sprachlichen Begabung und des Erfolges ihrer Wahlkampfreden. Sie wurde Chefredakteurin der sächsischen Arbeiterzeitung, jedoch trat sie nach einem Streit zwischen SPD und Linken zurück, weil sie die Linken verteidigte und mehrere Mitredakteure sich gegen sie stellten. Nach mehreren innerparteilichen Auseinandersetzungen erfuhr sie gerade aus den ausländischen Reihen der SPD viel Ablehnung, weil sie Jüdin war. Sie wurde als Gegnerin gesehen, ja zum Teil sogar als bedrohlich wahrgenommen.

Nach einer Wahlkampfrede wurde sie wegen Majestätsbeleidigung gegenüber Kaiser Wilhelm II. zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Sechs Wochen der Strafe saß sie ab. 1905 reiste sie unter einem Pseudonym nach Warschau, um die russische Revolution zu unterstützen. Sie wurde im Jahr darauf verhaftet. Nur um ein Haar gelang es ihr, das Kriegsgerichtsverfahren und die Todesstrafe abzuwenden. Rosa Luxemburg warnte schon früh vor einem Krieg der Großmächte und brachte sich immer mehr in Militarismus und Imperialismus ein. Eine weitere Haftstrafe aufgrund einer Rede folgte.

In den folgenden Jahren lehrte sie nicht nur als Dozentin in Berlin, sondern reiste auch als Vertreterin der SPD zu mehreren Sozialistenkongressen. Während dieser Zeit kämpfte sie erbittert gegen Krieg und für den Frieden und rief bei Ausbruch des Kriegs zu einem Generalstreik auf. Sie musste jedoch erkennen, dass der Nationalismus stärker war als das internationale Klassenbewusstsein.

Als der Krieg ausbrauch, stimmte auch die SPD mit den anderen Parteien einstimmig für die Kriegskredite und förderte so die Mobilmachung. Dieser Bruch mit der Einstellung der SPD und dem Kampf von Rosa, trieb sie kurzzeitig in Selbstmordgedanken. In der „Gruppe Internationale“ versammelten sich die Kriegsgegner der SPD, darunter auch Karl Liebknecht. Daraus ging die sogenannte „Spartakusgruppe“ hervor, deren Spartakusbriefe Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gemeinsam herausgaben.

Auch zu diesem Zeitpunkt verbüßte Rosa Haftstrafen, unter anderem wurde sie zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt. Drei Jahre und vier Monate verbrachte sie insgesamt im Gefängnis. Während dieser Zeit schrieb sie weiterhin Aufsätze, die sie nach außen schmuggelte und mithilfe von Freunden veröffentlichte.

Nach ihrer Entlassung im Jahre 1918 begann sie sofort, sich im von Karl Liebknecht reorganisierten Spartakusbund zu engagieren. Sie gaben eine neue Zeitung heraus – die „rote Fahne“, um Einfluss auf die aktuellen Geschehnisse nehmen zu können. Unter anderem forderte Rosa eine Amnestie für alle politischen Gefangenen und eine Abschaffung der Todesstrafe. Nach mehreren Revolutionsversuchen zusammen mit Karl Liebknecht ging es Rosa Luxemburg gesundheitlich immer schlechter. Trotzdem verfolgte sie weiterhin sehr aktiv das revolutionäre Geschehen.

1919 nahm eine Bürgerwehr Rosa Luxemburg zusammen mit Karl Liebknecht fest und brachte sie in ein Hotel, wo eine Division residierte, welche die Verfolgung der Spartakisten organisierte. Die beiden wurden verhört und dabei schwer misshandelt. Der Offizier beschloss, Luxemburg und Liebknecht zu ermorden und es nach einer Tat eines Unbekannten aussehen zu lassen. Rosa Luxemburg wurde bewusstlos geschlagen, in einen Wagen geworfen und dort von einem Leutnant erschossen. Ihre Leiche wurde in einen Kanal geworfen. Da ihre Leiche noch nicht gefunden wurde, bestattete man zunächst symbolisch einen leeren Sarg neben Karl Liebknecht. Über 100.000 Menschen nahmen an der Zeremonie teil.

Auf den Tod der beiden wichtigen Persönlichkeiten der Spartakus-Bewegung folgten Massenunruhen, ähnlich einem Bürgerkrieg. Die Aufstände wurden gewaltsam niedergeschlagen und es starben tausende Menschen.

Zwei Monate später fand ein Schleusenmitarbeiter den Leichnam von Rosa Luxemburg. Um weitere Unruhen zu vermeiden, wurde eine Nachrichtensperre verhängt und der Leichnam konfisziert. Später folgte eine offizielle Bestattung neben Karl Liebknecht. Zehntausende wohnten der erneuten Bestattung bei. Es kam erneut zu Großdemonstrationen und Streiks.

(Vgl. Louis Wu u.a.: Rosa Luxemburg. https://de.wikipedia.org/wiki/Rosa_Luxemburg [Stand: 10.02.2019])

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Frauen der Weltgeschichte – Selma Lagerlöf

Selma Lagerlöf
schwedische Schriftstellerin und erste Nobelpreisträgerin für Literatur
1858 – 1940

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Titel: Selma Lagerlöf painted by Carl Larsson (Quelle)
Künstler: Carl Larsson

Selma Lagerlöf war eine schwedische Schriftstellerin, deren Werke noch heute zur Weltliteratur gehören. Sie war nicht nur die erste Frau, die den Nobelpreis für Literatur erhielt, sondern setzte sich mit ihrem bekannten Kinderbuch „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“ selbst ein Denkmal.

Lagerlöf war eines von sechs Geschwistern. Zwei der Kinder starben früh, eine ihrer Schwestern an Tuberkulose. Dieses Thema verarbeitete sie in späteren Romanen. Selma Lagerlöf selbst wurde mit einem Hüftleiden geboren, welches ihr das Gefühl gab, eine Außenseiterin zu sein. Auch diesen Umstand ließ sie in ihre Werke einfließen, da dort oft Außenseiter eine tragende Rolle spielen. Später verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Familie, bis das Heim der Lagerlöfs veräußert werden musste. Auch diese Angst und der Verlust des Heims wurden in ihren Werken thematisiert. Die vielen prägenden Erfahrungen und ihr bereits frühes Interesse an Literatur (sie las wahnsinnig gern und führte auf dem Dachboden Puppentheaterstücke auf) schienen es mit ihr nicht anders zu wollen, als dass sie eine berühmte Schriftstellerin werden sollte.

Entgegen dem Willen ihres Vaters ging Lagerlöf nach Stockholm und wurde Volksschullehrerin. Während ihrer Lehramtstätigkeit schrieb sie ihren ersten Roman „Gösta Berling“, der heute zu den meistgelesenen Romanen in Schweden gehört. Nach vielen schlechten Kritiken, warf der Roman allerdings nicht so viel ab, wie Lagerlöf hoffte. Sie plante, den Beruf des Lehrers zugunsten der Schriftstellertätigkeit an den Nagel zu hängen. Ende des 19. Jh. gab Lagerlöf ihren Beruf als Lehrerin auf und unternahm eine Südeuropareise. Danach zog sie in den Ort, an dem ihre Schwester wohnte. Dort bekam sie durch ein paar Einheimische die Vorlage für ihren Roman „Jerusalem“, der ihr Durchbruch sein sollte. 1906 schließlich schrieb sie ihr wohl bekanntestes Buch über Nils Holgersson, welches bis heute in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde. Sie erhielt im Laufe der darauffolgenden Jahre nicht nur die Ehrendoktorwürde zweier Universitäten, sondern bekam außerdem im Jahre 1909 als erste Frau den Literaturnobelpreis verliehen. Lagerlöf kaufte vom Preisgeld das veräußerte Heim ihrer Familie zurück – ein kleines persönliches Happy End.

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Titel: Photograph by Atelje Jaeger, Stockholm 1928. (Quelle)
Künstler: Atelje Jaeger

Lagerlöf verband eine tiefe Freundschaft zu Sophie Elkan, ebenfalls eine schwedische Schriftstellerin. Mit ihr und der Studienrätin Valborg Olander bildete Lagerlöf eine brisante Dreiecksbeziehung. In mehreren Briefen sind die Liebesbekundungen und Eifersüchteleien der Frauen zu lesen.

Ebenfalls interessant ist, dass Lagerlöf gebeten wurde, sich um einen Jungen zu kümmern, der zufällig den Namen Nils Holgersson trug. Tatsächlich nahm sie ihn als ihren Pflegesohn auf und versuchte ihn nicht nur literarisch hoch zu bilden. Ihren Bemühungen zum Trotz wurde Nils Holgersson Bauarbeiter und wanderte nach Amerika aus.

Neben ihrem sozialen und politischem Engagement für Frauenrechte und jüdische Flüchtlinge aus Deutschland, schrieb sie noch viele weitere Romane, bevor sie 1940 in ihrem Haus an einem Schlaganfall starb.

(Vgl. Emmridet u.a.: Selma Lagerlöf. https://de.wikipedia.org/wiki/Selma_Lagerl%C3%B6f [Stand: 13.01.2019])

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Frauen der Weltgeschichte – Mary Somerville

Mary Somerville
1780 – 1872
schottische Astronomin und Mathematikerin


Titel: Mary Fairfax, Mrs William Somerville, 1780 – 1872. Writer on science (Quelle)
Künstler: Thomas Philips

Mary Somerville war eine Autodidaktin und dazu noch hartnäckig. Sie bekam keine Schulbildung und ihre Eltern nahmen ihr sogar die Kerzen weg, damit sie nachts nicht heimlich lesen konnte. Ihre Lektüre waren unter anderem Euklids „Elemente“ und Schriften über Algebra. Als ihr keine Kerzen mehr zur Verfügung standen, lernte sie kurzerhand iher Bücher auswendig, damit sie die Aufgaben im Kopf lösen konnte. Auch Latein und Altgriechisch brachte sie sich selbst bei. So wenig Befürwortung sie von ihren Eltern erfuhr, so viel unterstützte Marys Onkel ihre Studien.
Sein Sohn William Somerville war es auch, den sie als junge Witwe heiratete. Er förderte ihre Ambitionen und war Mitglied in der Royal Society. In diesen Kreisen stellte er Mary zahlreichen bedeutenden Wissenschaftlern vor.


Titel: Mary Sommerville (Quelle)
Künstler: Unbekannt

Neben eigenen wissenschaftlichen Publikationen gehören zu ihren Schriften auch Übersetzungen der Bücher des französischen Astronomen Pierre-Simon Laplace. Er selbst äußerte, dass sie die erste Frau wäre, die seine Werke verstehen würde. 1835 war sie eine der ersten Frauen (neben ihr noch Carolin Herschel), die in die Royal Astronomical Society aufgenommen wurde. Mary Somerville verzeichnet Auszeichnungen und Ehrungen für ihre Werke, unter anderem 1869 die Patron’s Medal der Royal Geographical Society. Dieselbe nahm erst 1913 offiziell Frauen in ihren Reihen auf.

(Vgl. Harrobot u.a.: Mary Somerville. https://de.wikipedia.org/wiki/Mary_Somerville [Stand: 09.05.2017])

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Buchtipp – „Das Paradies der Armen“ von Suzanna Jansen (2)

Liebe Leser,

vor ein paar Wochen informierte ich euch über meine erste Leserunde auf lovelybooks.de. (hier gehts zum Beitrag)

Heute möchte ich euch meine Zusammenfassung zur Leserunde und mein Fazit zum Buch präsentieren!

Das Buch schildert die Geschichte von Jansens Suche nach den Spuren ihrer Vorfahren und was sie dabei herausfand. Dabei werden die Schicksale der einzelnen Personen wie kleine Geschichten festgehalten und ins Verhältnis zum historischen Kontext gesetzt.
Eine spannende Zeitreise und interessante Familiengeschichte, die nicht nur schöne Erinnerungen zutage förderte.

Alle Beiträge zur Leserunde findet ihr hier.

FAZIT:
Am Anfang des Buches befindet sich ein Stammbaum in der Einleitung, der sich als roter Faden für das Werk von Jansen entpuppt.
Angefangen bei ihrem ältesten Vorfahren Tobias Braxhoofden bis hin zu Elisabeth wird über jede Generation ihre ganz eigene und persönliche Geschichte erzählt. Jansen schreibt nicht trocken, sondern persönlich. Die starke Aufgliederung des Buches zu den einzelnen Personen schafft Übersichtlichkeit. Viele Bilder veranschaulichen die Beschreibungen der Autorin. Auch wenn die meisten Ereignisse in der Familiengeschichte negativer Natur sind, hat das Buch am Ende einen positiven Nachhall. Es ist nicht nur interessant, einer Familiengeschichte zu folgen, sondern regt auch zum Nachdenken an.

Das Buch „Paradies der Armen“ ist etwas besonderes. Die Autorin schafft es, geschichtliche Fakten und persönliche Schilderungen miteinander zu verknüpfen. Man taucht ein in eine Familiengeschichte, begleitet die Mitglieder durch die Wirren des Lebens und bekommt selbst Lust, sich im Bereich der Ahnenforschung zu betätigen.
Sprachlich ist das Buch unanstrengend geschrieben, was für einen guten Lesefluss sorgt. Die Autorin versteht es diese Geschichte nicht trocken, sondern erlebbar zu schreiben. Die Schicksale machen betroffen, lehren aber auf eine eigene bestimmte Weise fürs Leben.

Dieses Buch ist nicht nur für Geschichtsinteressierte geeignet! Da ich selbst ein totaler Geschichtsmuffel bin, kann ich bestätigen, dass es durch die Schilderung persönlicher Schicksale so gar nicht trocken daherkommt. Wer sich für Ahnenforschung interessiert, findet hier ein Buch, das Lust auf eigene Nachforschungen macht!
Empfehlung!

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Frauen der Weltgeschichte – Sandra Paretti

Sandra Paretti
(eigentlich Irmgard Schneeberger)
1935 – 1994
deutsche Schriftstellerin


Titel: Sandra Paretti und B. M. B. im Mai 1985 – Foto Rudi Bonkoß (Quelle)
Fotograf: Rudi Bonkoß

Sandra Paretti war zunächst als Musikkritikerin tätig. Sie studierte Musikwissenschaften und Germanistik.
Ein Verleger regte sie an, einen Roman zu schreiben. Dieser Roman spielt zu Zeiten Napoleons und trägt den Titel „Rose und Schwert“. Ihr Erstlingswerk hatte solch einen großen Erfolg, dass sie es zu einer Trilogie erweiterte.
Mit einer Mischung aus romantischer und dramatischer Handlung sowie historischem Hintergrund konnte sie eine große Leserschaft für sich gewinnen. In späteren Jahren schrieb sie auch Drehbücher fürs Fernsehen.
Paretti erkrankte an Krebs und setzte ihrem Leben selbst ein Ende. Aufmerksamkeit erhielt sie diesbezüglich wegen ihrer selbst formulierten Todesanzeige, in der sie für aktive Sterbehilfe warb.

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Frauen der Weltgeschichte – Anna Freud

Anna Freud
1895 – 1982
britische Psychoanalytikerin österreichischer Herkunft


Titel: Sigmund en Anna (Quelle)
Fotograf: Unbekannt

Anna Freud war die jüngste Tochter von Sigmund Freud, der jedem ein Begriff sein sollte. Anna trat in die FußStapfen ihres Vaters und übertrug ihre psychoanalytischen Erkenntnisse auf das Seelenleben von Kindern. Sie identifzierte Abwehrmechanismen, mit denen Kinder Angst und Überforderung von sich fernhalten.
Anna Freud und ihre Lebensgefährtin gründeten zusammen mit Josefine Stross ein Heim für Kriegskinder und Kriegswaisen, 1947 gründete Anna dann auch eine Kinderklinik in London.
Bis Anna nach England emigrierte, war sie Vorsitzende des Wiener Instituts für Psychoanalyse. Die Grundlagen der Kinderpsychologie wurden durch ihre Werke geschaffen. Die engste Mitarbeiterin fand ihr Vater in Anna selbst. Sie organisierte nicht nur seine öffentlichen Auftritte, sondern pflegte ihren später an Krebs erkrankten Vater und vertrat ihn auf Kongressen.


Titel: Anna Freud 1957 (Quelle)
Fotograf: Unbekannt

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Frauen der Weltgeschichte – Iris Murdoch

Iris Murdoch
1919-1999
britische Schriftstellerin irischer Herkunft


kein frei lizensiertes Bild vorhanden

Murdoch schrieb ihr Leben lang philosophische Romane. Sie plante jedes Detail und war eine sehr langsame Schreiberin. Nichtsdestotrotz  publizierte sie insgesamt 26 Romane. Die Geschichten spielen zumeist in der englischen Mittelschicht. Murdoch schrieb außerdem Theaterstücke und philosophische Schriften. Als ihr wichtigstes Werk gilt „Der schwarze Prinz“ von 1973. Für ihr Werk „Das Meer, das Meer“ erhielt sie den zudem den Booker Price. Murdoch war nicht nur eine langsame Schreiberin, sie lehnte außerdem die elektronische Textverareitung als modernes Übel ab und verfasste ihre Manuskripte deshalb handschriftlich. Mit ihrer unleserlichen Handschrift brachte sie ihren Verleger und dessen Mitarbeiter regelmäßig zur Verzweiflung.

Murdoch sagte einmal: „Liebe ist die schwierige Erkenntnis, dass noch etwas anderes als man selbst real ist.“
Diese Erkenntnis verfolgte sie über 40 Jahre, nachdem sie während einer Stelle als Dozentin John Bayley kennenlernte. Mit ihm führte Murdoch eine unkonventionelle Ehe, die genuge Freiraum für literarisches Arbeiten ließ, aber auch für außereheliche Beziehungen.

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Frauen der Weltgeschichte – Maria Callas

Maria Callas
italienische Sängerin griechischer Herkunft
1923 – 1977


Titel: Publicity photo of Maria Callas(December 2, 1923 – September 16, 1977) as Violetta in La Traviata by Houston Rogers (Quelle)
Fotograf: Houston Rogers

Maria Callas war Anfang der 1950er Jahre eine gefeierte Sopranistin auf den Bühnen der Welt. Dabei war es aber nicht allein der Tonumfang ihrer Stimme, der sie zu einer Ausnahmekünstlerin machte, sondern auch ihre intensive Darstellung und Emotionalität, mit der sie sich ihre Gesangsrollen aneignete.


Titel: Photo of Maria Callas from the television talk show Small World. The program was hosted by Edward R. Murrow (Quelle)
Fotograf: CBS Television

Diese Emotionalität lebte sie nicht nur auf der Bühne aus, sondern auch jenseits derselben, was ihr den Ruf einer unbeherrschten exzentrischen Diva einbrachte. Nicht zuletzt aus diesem Grund war sie ein Liebling der Skandalpresse, die auch ihre unglückliche Affäre zu dem Reeder Aristoteles Onassis detailliert behandelte und einem großem Publikum zugänglich machte.
Ihre Unausgeglichenheit und ihr Ehrgeiz, der sie zum Erfolg führte, wurden oft darauf zurückgeführt, dass sie sich als Kind zu dick, zu hässlich und ungeliebt gefühlt haben soll. Ein Minderwertigkeitskomplex als Erfolgsgeheimnis sozusagen.

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