Meine lieben Leser,
heute gibt es nach langer Zeit wieder mal etwas aus Hachidoris Welt zu berichten. Ich habe lange überlegt, ob ich so einen Beitrag schreiben soll, habe mich jetzt aber dafür entschieden, weil ich denke, dass es bezüglich dieses Themas einfach Aufklärungsbedarf gibt. Zudem bekommt dieses Thema zu wenig Aufmerksamkeit.
Es geht heute um meine Histaminintoleranz.
Als ich die Diagnose vor einem guten Jahr erhielt, war ich nicht nur unwissend, sondern auch maßlos überfordert. Mein ganzes Leben hat sich dadurch massiv verändert.
Leider ist dieses Krankheitsbild noch nicht allzu bekannt, obwohl es mittlerweile ungefähr 2-4% der Bevölkerung betrifft.
Das Problem als Betroffener: Man wird nicht ernst genommen und hat bis zur Diagnose eine wahre Odyssee hinter sich. Ich möchte helfen, damit sich das ändert.
Noch ein Hinweis:
Mein Ziel ist es, die wissenschaftlichen und medizinischen Grundlagen auch für Laien einigermaßen verständlich darzustellen. Ich möchte betonen, dass ich selbst Laie bin, mir mein Wissen selbst angeeignet habe und ich es euch in meinen Worten wiedergebe. Über Anregungen, Kritik oder Ergänzungen freue ich mich sehr.
Was ist denn Histamin?
Histamin ist ein Stoff, der im Körper von Menschen und Tieren, in Pflanzen und Bakterien vorkommt. Er dient als Gewebshormon und Neurotransmitter (Botenstoff).
Bei uns Menschen hat Histamin eine zentrale Aufgabe bei allergischen Reaktionen und im Immunsystem bei der Abwehr körperfremder Stoffe.
Als Botenstoff sorgt es dafür, dass Entzündungsreaktionen ausgelöst werden, damit bspw. das Gewebe an bestimmten Stellen anschwillt.
Im Magen reguliert Histamin die Magensäureproduktion.
Im Zentralnervensystem steuert es den Schlaf-Wach-Rhythmus und die Appetitkontrolle.
Histamin ist ein sogenanntes biogenes Amin. Es entsteht, wenn aus der Aminosäure Histidin das Kohlendioxid abgespalten wird. Diese Herstellung des Histamins passiert in der Haut, der Magenschleimhaut und den Nervenzellen. Und danach wird es in Mastzellen (die sitzen vor allem in Schleimhäuten), basophilen Granulozyten (eine Art weiße Blutkörperchen) und Nervenzellen gespeichert.
Mastzellen setzen explosionsartig viel Histamin frei, wenn an ihren zugehörigen Antikörpern was haften bleibt und dadurch das Kommando für eine allergische Reaktion gegeben wird. Ihnen kommt eine besondere Rolle im Zusammenhang mit der HIT (Histaminintoleranz) zu. Es gibt sogar eine ganz bestimmte Art dieser Intoleranz, die sich auf diese Zellen bezieht. Das würde an dieser Stelle allerdings zu weit führen.
Und was läuft schief bei Histaminintoleranz?
Um diese Frage zu beantworten, muss man den Abbau von Histamin betrachten.
Histamin bildet farblose Kristalle, die bei 84 Grad schmelzen. Wichtiger ist es aber, zu wissen, dass diese Kristalle sich leicht in Wasser oder Ethanol lösen. Deshalb wird Betroffenen oft empfohlen bei einem Histaminschub sehr viel Wasser zu trinken. Alkohol enthält nämlich noch andere, wiederum Histamin triggernde Stoffe.
Wasser ist also eine Möglichkeit, manuell Histamin abzubauen. Unterstützend können bestimmte Mineralstoffe oder Vitamine (bspw. Vitamin C) wirken.
Histamin wird aber eigentlich vom Körper selbst abgebaut. Da gibt es mehrere Möglichkeiten.
Die bekannteste Variante ist die sogenannte Diaminoxidase (DAO). Dieser Vorgang findet im Darm statt und praktisch kann man sich vorstellen, dass dort das passende Enzym als Bodyguard rumsteht und das Histamin, was aufgenommen wurde, einfach nicht in die Körper-Disco lässt, wenn es dort drin zu voll wird.
Im Inneren der Zellen selbst wird Histamin durch die sogenannte Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) abgebaut. Das funktioniert ähnlich, denn auch hier wirkt ein Enzym-Bodyguard, der hier ungebetene Gäste raus schmeißt.
Ein weiterer Sicherheitsmann kümmert sich im Zuge der sogenannten Monoaminoxidase B (MAO-B) um den Abbau von Histamin, allerdings ist sein Bereich vor allem das zentrale Nervensystem und das periphere Gewebe.
Und wie kommt es zur Intoleranz? Ganz einfach gesagt – diese Abbau-Mechanismen sind kaputt. Manchmal ist nur ein einziger Mechanismus betroffen, manchmal mehrere oder sogar alle.
Als wäre das nicht schon kompliziert genug, geht die HIT gern einher mit vielfältigen anderen Intoleranzen, Erkrankungen und natürlich sehr unspaßigen Symptomen. Zudem ist die Therapie durch Ernährungsumstellung sehr hart und das Leben ab da sehr eingeschränkt. Und als wäre es nicht genug, spielen dort noch ganz andere Faktoren wie die Reaktionen der Mitmenschen, Ärzte und die erschwerte Teilnahme am alltäglichen Leben bspw. in den Urlaub fahren eine große Rolle.
Wenn euch das Thema interessiert, würde ich darüber gern eine eigene Beitragsreihe machen. Deshalb lasst mich durch ein Like oder Kommentare wissen, ob es euch interessiert!
Dann berichte ich euch im nächsten Beitrag nämlich über meinen Weg zur Diagnose, meine Symptome und wie es mir mittlerweile damit geht.
Bis bald,
EURE HACHIDORI
Erste weiterführende Literatur zur Histaminintoleranz:
– https://www.histaminintoleranz.ch/de/histaminose_histaminstoffwechsel.html
– https://www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelunvertraeglichkeiten/histaminintoleranz.html
– https://www.aerzteblatt.de/archiv/53958/Die-verschiedenen-Gesichter-der-HistaminintoleranzHilfreiche Accounts / Kontakte bei Histaminintoleranz:
– https://www.facebook.com/groups/SJH.Histaminintoleranz/
– https://www.facebook.com/groups/1181517258585418/
– https://www.instagram.com/histaminfreigeniessen/
– https://www.instagram.com/histaminfreivon/
– https://www.instagram.com/histaminarmes_essen/
– https://www.instagram.com/histaminefreelife/
Liebe Sani,
vielen Dank für deinen offenen Beitrag und dass du über das Thema informierst! Ich muss gestehen, dass ich den Begriff Histamin zwar kannte und es als Hormon im Kopf abgespeichert hatte, aber mehr wusste ich tatsächlich nicht darüber. Ich hatte nur über Instagram von deiner HIT erfahren und hatte immer den Eindruck, dass so etwas wirklich den Alltag umkrempelt. Ich würde mich daher freuen, wenn du eine Beitragsreihe zu dem Thema machst – vermutlich sind noch viele andere genauso ahnungslos wie ich. 🙂
Liebe Grüße
Kathrin
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Hey du Liebe,
danke für deinen lieben Kommentar.
Es ist so toll, ein so schönes Feedback zu bekommen! Das freut mich sehr. Du hast Recht, denn es ging mir ja selbst so, dass ich nichts darüber wusste. Es krempelt das Leben wirklich ziemlich um, aber es wird einem auch nicht gerade erleichtert, muss ich mal so sagen. Aber dazu dann mehr in den anderen Beiträgen. 🤗
Ganz liebe Grüße,
Sani
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Ich bin immer wieder erstaunt, gegen was man alles Intoleranzen, Allergien etc. entwickeln kann – und weiß meine eigene Gesundheit dann umso mehr zu schätzen.
Traurig finde ich auch immer wieder, dass Ärzte etc. Menschen nach einer solchen Diagnose oft allein lassen – so viel muss in Eigenregie herausgefunden werden. Ich hoffe, du hattest damals mehr Unterstützung durch Fachleute?!
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Leider nein. Ich habe erst vor circa einem Monat eine Ärztin gefunden, die sich wirklich damit auskennt. Privat habe ich auch einige Leute auf dem Weg verloren. Und ich habe im Alltag Repressalien erlebt … leider sind wir in unserer Gesellschaft weit weniger tolerant und verständnisvoll, als man sich das wünscht.
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Das tut mir leid für dich! In solchen Phasen zeigt sich leider auch immer, wem man wirklich wie viel bedeutet. 😦
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